Radsport: Michal Kwiatkowski (Team Sky) hat zum ersten Mal den E3 Harelbeke gewonnen. Der Pole schlug in einem spannenden Finale den amtierenden Straßenweltmeister Peter Sagan (Tinkoff), mit dem er zuvor lange Zeit alleine an der Spitze unterwegs war. Den Sprint der Verfolgergruppe gewann Kwiatkowskis Teamkollege Ian Stannard vor Fabian Cancellara (Trek-Segafredo).
Packender Radsport in Belgien heute am Karfreitag. Nach einem abwechslungsreichen Rennen krönte Michal Kwiatkowski das spannende Finale mit dem ersten Sieg im Trikot seines neuen Teams. Zweiter wurde wie bereits im vergangenen Jahr Peter Sagan, der weiterhin auf den ersten Sieg in den Farben des Weltmeisters wartet. Der Slowake dürfte sich heute abermals bestätigt fühlen, dass er es deutlich schwerer hat, Rennen zu gewinnen, da andere Fahrer nur ungern mit ihm zusammenarbeiten.
Das Rennen begann ungewohnt hektisch mit zahlreichen, teils wilden Attacken, die aber allesamt verpufften. Es dauerte fast 50km bis sich die erste Gruppe zusammenfand, der es auch gelang, sich entscheidend vom Feld abzusetzen. In dem Führungsquintett fuhr unter anderem auch der Deutsche Nico Denz (AG2R-La Mondiale). Zwischenzeitlich hatten die Ausreißer mehr als sechs Minuten Vorsprung auf die Verfolger, doch mit zunehmenden Rennverlauf schrumpfte diese Lücke mehr und mehr – vor allem Etixx – Quick-Step mit Niki Terpstra und Tony Martin machte ordentlich Druck. Knapp 60km vor dem Ziel ereilte den gut platzierten Fabian Cancellara das Pech: Der Schweizer hatte einen Defekt und musste quälend lange auf Ersatz warten – zu diesem Zeitpunkt schien das Rennen für Spartacus gelaufen, doch er sollte seine Zweifler noch Lügen strafen.
An der Spitze mussten die Ausreißer dann knapp 50km vor dem Ziel dem Druck nachgeben und das Feld war wieder beisammen. Etixx – Quick-Step war mit fünf Fahrern vorn Vertreten und kontrollierte das Geschehen scheinbar nach belieben. Die kräftezehrende Strecke und das hohe Tempo forderten jedoch bald ihren Tribut und man konnte eben das beobachten, was sich in der Vergangenheit bereits in aller Regelmäßigkeit beim E3 abspielte: Eine knallharte Selektion an der Spitze. Etwas mehr als 30km vor dem Ziel, am Oude Kwaremont, waren es zehn Fahrer, die sich gefunden hatten und eine kleine Lücke auffahren konnte. Diese Gruppe war unter anderem mit Michal Kwiatkowski, Peter Sagan, Sep Vanmarcke (LottoNL-Jumbo), Ian Stannard (Sky) und Lars Boom (Astana) überaus prominent besetzt.
Außerdem schaffte es Fabian Cancellara fast sensationell und mit aufopferungsvoller Unterstützung seiner Teamkollegen, zu dieser Gruppe aufzuschließen. Just als der Schweizer jedoch zu dieser Gruppe stieß, erfolgte die am Ende entscheidende Attacke: Sagan griff mit Kwiatkowski im Schlepptau an und das Duo schaffte es tatsächlich, die Verfolger zu distanzieren – das lag auch daran, dass man sich nicht gleich einig wurde und einen Moment zu lange zögerte, bis man versuchte, das Duo wieder herzuholen. Etwas mehr als 25km sind zu diesem Zeitpunkt noch zu fahren.
Der amtierende Weltmeister und sein unmittelbarer Vorgänger harmonierten anfangs sehr gut und schnell wuchs der Vorsprung auf über 30 Sekunden – obwohl vor allem Etixx – Quick-Step mit Niki Terpstra auch bei den Verfolgern ein enormes Tempo anschlug. Doch mit jedem Kilometer, den sich die beiden Spitzenreiter dem Ziel näherten, überließ Kwiatkowski mehr Führungsarbeit für Sagan, der seinen polnischen Mitstreiter mehrmals aufforderte, mitzuhelfen. Gleichzeitig schmolz der Vorsprung immer mehr, bis das Duo 5km vor dem Ziel nur noch 14 Sekunden auf die Verfolger hatte.
Am Ende reichte es für Sagan und Kwiatkowski – doch zu einem großen Showdown kam es nicht, denn als der Sky-Fahrer mit dem Ziel im Blick nochmals das Tempo anziehen konnte, musste Sagan völlig entkräftet aufstecken. Wieder blieb dem Slowaken nur der zweite Platz – doch zeigte er sich heute als fairer Verlierer und beklagte sich nicht über die mangelnde Unterstützung: „Wir haben zusammengearbeitet, aber am Ende hatte ich keine Kraft mehr – er war einfach stärker heute. Radsport ist simpel: Ich habe attackiert und dann viel gearbeitet. Während der letzten zwei Kilometer haben sie mir im Funk immer wieder gesagt „Zieh Peter, zieh, die anderen kommen.“ Das habe ich gemacht und am Ende hatte ich einfach die Beine nicht mehr.“ Ian Stannard gewann den Sprint der Verfolgergruppe vor Fabian Cancellara, der sich aus seiner zwischenzeitlich aussichtslosen Lage bis in die Top 5 vorarbeiten konnte.
Fahrer | Land | Team | Zeit | |
---|---|---|---|---|
1. | Michal Kwiatkowski | Polen | Team Sky | 04:49:34 |
2. | Peter Sagan | Slowakei | Tinkoff | 00:00:04 |
3. | Ian Stannard | Großbritannien | Team Sky | 00:00:11 |
4. | Fabian Cancellara | Schweiz | Trek-Segafredo | |
5. | Jasper Stuyven | Belgien | Trek-Segafredo | |
6. | Lars Boom | Niederlande | Astana | |
7. | Tiesj Benoot | Belgien | Lotto Soudal | |
8. | Sep Vanmarcke | Belgien | LottoNL-Jumbo | |
9. | Jean-Pierre Drucker | Luxemburg | BMC | |
10. | Daniel Oss | Italien | BMC |