Radsport: Die Fahrergewerkschaft Cyclistes Professionnels Associés (CPA) äußerte sich heute zu den Themen Scheibenbremsen im Pro-Peloton und dem gestern veröffentlichten Bericht über Motordoping. Während die Gewerkschaft die Verbannung der Scheibenbremsen begrüßt, fordert sie bezüglich der Problematik E-Doping Konsequenzen seitens der UCI.
In einer ausführlichen Pressemeldung und einer Art offenen Brief äußert sich die CPA zum Thema Scheibenbremsen – dabei begrüßt sie zwar die Entscheidung der UCI, unterstreicht aber doppelt und dreifach, dass diese zu spät kam und dass es endlich an der Zeit ist, die Fahrer mit in derartige Entscheidungen einzubeziehen. Die Meldung im Wortlaut:
Scheibenbremsen: „Chronik eines vorhergesagten Risikos“
„Es geschah während Paris – Nizza 2015: Pascal Chanteur nahm als Abgesandter der CPA die Sorgen der Fahrer bezüglich der geplanten Einführung von Scheibenbremsen zur Kenntnis. Bei diesem Rennen verliehen viele (nicht alle) Fahrer ihren Ängsten diesbezüglich Ausdruck, darunter Verbrennungen und andere Verletzungen bei Stürzen. Die Fahrer zeigten sich auch verwundert darüber, dass während dieses Tests nicht alle Räder mit demselben Bremssystem ausgerüstet würden. Bedenken bezüglich der Versorgung durch den neutralen Service kamen ebenso zur Sprache.
In der Folge suchte die CPA das Gespräch mit dem Verband: Es gab zwar unterschiedliche Ansichten, aber jedem war klar, dass man den Fahrern in dieser Angelegenheit eine Stimme geben müsse. Die nationalen Verbände sprachen mit ihren Fahrern und übermittelten die Ergebnisse an die UCI. Es gab in diesem Zuge auch erstmals Kontakt zwischen David Chassot, dem Generalsekretär der CPA und der Ausrüstungskommission der UCI.
Zwischenzeitlich erhielt die CPA auf Grund der vielen Zwischenfälle während der Saison 2015 in Person von Vizepräsident Pascal Chanteur und Fahrer David Millar einen ständigen Platz in der Sicherheitskommission der UCI. Während dieser Sitzungen im Oktober und November betonten unsere Vertreter wiederholt, dass die Einführung von Scheibenbremsen bei Straßenrennen zu Problemen führen würde. Jedoch wollte die UCI ganz klar den Test wie geplant durchführen und dabei die Bedenken der CPA und die zahlreichen Warnsignale ignorieren.
Die CPA schrieb im Januar 2016 einen Brief an die UCI, der erneut auf die Sicherheitsrisiken die mit der Einführung von Scheibenbremsen verbunden sind, hinweist. Ebenso übt der Brief Kritik daran, dass die Fahrer nicht in den Entscheidungsprozess einbezogen worden wären. Darüber hinaus beantragte die CPA einen Platz in der Ausrüstungskommission der UCI.
Darauf schickte die CPA einen Brief an die Internationale Vereinigung der Radrennveranstalter (AIOCC) um auf die Verantwortung der Veranstalter bei Unfällen wegen Scheibenbremsen hinzuweisen. Darin kamen auch Bedenken zur Sprache, dass Versicherungen sich eventuell weigern werden, für die Folgen aufzukommen. Kurze Zeit später erreichte uns eine diplomatische Antwort der UCI, die unsere Bedenken zur Kenntnis nahm und uns einen Platz in der Ausrüstungskommission als Beobachter einräumte.
Die CPA hat also wieder und wieder auf die Gefahren und möglichen Probleme mit Scheibenbremsen hingewiesen, aber die UCI wich nicht von ihrem eingeschlagenen Kurs ab und startete den Test. Die CPA wollte sich nie gegen die technische Entwicklung stellen, aber wir haben zu jedem Zeitpunkt die Sicherheit der Fahrer und ihr Recht auf Einflussnahme an die erste Stelle gerückt.
Es ist nicht abzustreiten, dass viele Fahrer offiziell für diese neue Technik eingetreten sind, aber die CPA sah es als notwendig an, eine anonyme Umfrage durchzuführen, um die wahre Stimme der Profis zu hören, ohne den Druck von Sponsoren, Fahrradherstellern und Teams. Weil die UCI nicht von ihrem Plan abzubringen war, wurde entschieden, die Umfrage erst nach Ende der Klassiker durchzuführen, damit mehr Fahrer die Gelegenheit hatten, die Bremsen selbst zu fahren und eine bessere Einschätzung geben zu können.
Dann kam der Unfall des Fahrers Francisco Ventoso während Paris-Roubaix. Wir hatten befürchtet, dass genau ein solcher Unfall passieren könnte und so kam es dann auch. Die CPA hat unverzüglich schriftlich Kontakt mit der UCI aufgenommen und um die Aussetzung des Tests gebeten. Glücklicherweise ist die Ausrüstungskommission inzwischen derselben Meinung. Es stimmt nachdenklich, dass die Stimme der Fahrer oftmals erst erhört wird, wenn bereits ein Unfall passiert ist.
Die CPA will auch zukünftig mit allen Beteiligten des Radsports über die weitere Entwicklung unseres Sports sprechen, jedoch nur unter einer Bedingung: Der Sicherheit der Fahrer.“
Motordoping: „Bericht wirft viele Fragen auf“
Ähnlich kritisch doch zugleich besorgt sieht man bei der CPA die Entwicklung beim Motordoping. Die jüngst veröffentlichten Wärmebildaufnahmen sorgten bei der Gewerkschaft für tiefe Sorgenfalten. Man fordert von der UCI harte Strafen und behält sich selbst rechtliche Schritte gegen die Missetäter vor. Zugleich signalisiert man 100%ige Unterstützung aller Kontrollmaßnahmen des Weltverbands.
Die Stellungnahme im Wortlaut:
„Die Reportage der Journalisten Thierry Vildary (Stade 2, France 2 TV) und Marco Bonarrigo der Corriere della Sera über Motoren in den Rädern der Fahrer während der Strade Bianche und Coppi e Bartali warf viele Fragen in der Gewerkschaft der Fahrer auf. Die CPA kämpft nun an erster Stelle gegen Motordoping und hofft, dass die UCI die Erkenntnisse der Reportage in die weiteren Maßnahmen einbezieht und sich mit aller Macht gegen dieses neuerliche Geschwür im Radsport wehrt.
Deshalb bittet die CPA die UCI darum, exemplarische und harte, lebenslange Sperren gegen die Fahrer zu verhängen, die sich derartiger Vergehen schuldig gemacht haben, auch weil sie den Ruf ehrlicher Profis nachhaltig schädigen. Die CPA behält sich das Recht vor, Anklage gegen Unbekannt zu erheben, sollte es zu solchen Vorfällen kommen, denn ein Fahrer allein kann ein solches Vergehen unmöglich allein und ohne die Mithilfe anderer begehen.
Die CPA steht jeglicher Kooperation mit der UCI offen gegenüber, um die Kontrollen während der Rennen zu verbessern und diejenigen zu finden, die sich solcher Verbrechen gegen die Sportlichkeit schuldig machen.“