Test Zipp 30 Course: Die Amerikaner stellen mit dem Zipp 30 Course einen an Gelände-Renner angepassten Radsatz vor, der sich freilich auch am Straßenrad bewährt – vor allem, wenn man keine breiten Reifen fahren kann.
Scheibenbremsen, 1×11-Schaltung, neue Geometrien – Gravel Racer & Co. haben im Rennrad-Segment für einen wahren Technologieschub gesorgt. Wer sportlich unterwegs sein will, ist längst nicht mehr auf glatten Asphalt angewiesen, und wer schnell durchs Gelände fahren will, kann sich inzwischen über interessante Alternativen zum klassischen Cyclocrosser freuen.
Nun ist man auf rauem „Gravel“ in der Regel langsamer unterwegs als auf der Straße, und das führt dazu, dass bestimmte Dinge wichtiger werden, während andere an Bedeutung verlieren. Der Pannenschutz wird relevanter, da die Gefahr von Durchschlägen und Stichverletzungen steigt, die Aerodynamik hingegen ist aufgrund des geringeren Tempos abseits des Asphalts weniger ausschlaggebend. Und das – man ahnt es schon – hat Einfluss darauf, wie ein für diesen Einsatzzweck optimales Laufrad aussehen sollte.
Taugen die Zipp 30 Course für Gravelracer, Cyclocrosser oder Rennrad?
Vorhang auf für die neuen Zipp 30 Course. Der Radsatz ist nicht mit den bekannten Zipp 30 zu verwechseln, relativ unauffällige 30-mm-Räder, die in erster Linie dazu da sind, einen vergleichsweise günstigen Einstieg in die Zipp-Welt zu ermöglichen. Der Zipp 30 Course dagegen ist ein Unikum, und das liegt in erster Linie an seinen ungewöhnlichen Felgen. Diese sind nämlich mit 26 mm vergleichsweise flach, dafür aber mit 25 mm an der Bremsflanke unerhört breit. Der Vorteil einer solchen Konstruktion liegt auf der Hand: Gerade breite Reifen, wie sie im Gravel-Segment üblich sind, sitzen deutlich besser auf einer breiten Felge, zumal, wenn sie mit eher geringem Druck gefahren werden. Außerdem sinkt das Risiko von Durchschlägen, wenn die Felgenflanken weiter auseinander stehen – doch das ist bei den Zipp 30 Course ohnehin kein Problem, denn wer will, kann den Radsatz schlauchlos fahren. Einen soliden Reifen und Dichtmilch vorausgesetzt, ist man dann sehr pannensicher unterwegs – auf Gravel wie auf Asphalt.
Womit wir zu der Frage kommen, ob auch der durchschnittliche Rennradfahrer von den breiten Zipp-Felgen profitiert. In Ermangelung eines Gravel-Bikes testeten wir den Radsatz am Rennrad, und zwar an einem älteren Modell, dessen Gabel so ungünstig gestaltet ist, dass sie nur 23 mm schmale Reifen durchlässt. Doch siehe da: Unser Conti TT wird von der Zipp-Felge extrem in die Breite gezogen; statt seiner 23 mm auf einer schmalen Standard-Felge misst er nun satte 27 mm. Nicht ganz so ausgeprägt ist das Höhenwachstum des Reifens, das allerdings immer noch knapp 2 mm beträgt (womit der Reifen mit gerade ausreichendem Abstand in die Gabel passt). Damit verbessern sich Rollwiderstand und Komfort; bei Schräglage fühlt sich der Reifen deutlich sicherer an, liegt satter auf der Straße.
Die Zipp 30 Course schlagen sich auch bei hohem Tempo gut
Überhaupt sorgen die Zipp 30 Course unterwegs für ein gutes Gefühl. Die neuen Zipp-Naben 77/177 mit 17-mm-Achsen laufen seidenweich, der Freilauf surrt vernehmlich. 24 zweifach gekreuzte Hammerkopfspeichen am Hinterrad sorgen für verwindungsfreie Antritte. Vorne reduzieren 18 radial eingelegte Speichen den Luftwiderstand. Überhaupt dürfte sich der Radsatz in Sachen Aerodynamik recht gut schlagen, zumal der Versatz zwischen der abgerundete Felge und dem nur wenig breiteren Reifen minimal ist. Bei hohem Tempo im Flachen sowie beim Rollen bergab erweisen sich die Zipp-Räder jedenfalls nie als Bremser.
Im Anstieg wiederum wirken die Laufräder nicht als Ballast: Mit einem Satzgewicht von 1.640 Gramm (VR 740/HR 900g, Spanner je 50 g) sind die Zipp 30 Course annehmbar leicht; der Unterschied zu parallel gefahrenen 1.200-Gramm-Alurädern ist nicht wirklich spürbar. Dazu kann man sich bei den Zipps über sehr gutes Bremsverhalten und sauberen Rundlauf freuen.
Understatement: Nach 1.000 Euro sehen die Zipp 30 Course nicht aus!
Insgesamt können die innovativen Laufräder also voll überzeugen – im Test jedenfalls auf der Straße. Am Gravel Racer dürften sich die Tubeless-tauglichen Breitfelgen ebenfalls ihre diversen Vorteile ausspielen können; dann wahrscheinlich in der Disc-Variante; wer die Laufräder am Querfeldeinrad fahren will, bekommt sie für beide Bremsvarianten auch mit Schlauchreifenfelgen. Happig ist, wie bei Zipp üblich, der Preis: 1.045 Euro für einen Alu-Radsatz dürfte manchen etwas viel vorkommen – doch mit den Zipp 30 Course bekommt man auch ziemlich viel geboten.
Fazit Zipp 30 Course
Die ultrabreite Alu-Felge macht schmale Reifen zukunftstauglich und dürfte im Gelände das Optimum darstellen. Damit sind die Zipp 30 Course stabile Allrounder, die auch im Wind ihren Mann stehen.
Produkt-Highlights Zipp 30 Course
- Breite Felge mit sehr gutem Reifensitz
- Tubeless-tauglich
- Leichter Lauf, annehmbares Gewicht
Preis und Web Zipp 30 Course
- VR 465 €, HR 580 €, Satz 1.045 €
- www.zipp.com