Radsport: Nachdem wir in unserem ersten Teil der Radsport Highlights 2016 die erste Hälfte der Saison betrachtet haben, geht es nun im zweiten Teil um den Rest des Jahres. Mit dabei? Natürlich die Tour de France! In unseren kommenden Artikeln des Saisonrückblicks widmen wir uns dann den Tops & Flops, den Überraschungen, den Pechvögeln, den Comebackern, den einzelnen Teams und den kuriosesten Ereignissen des Jahres 2016.
Froome & Sagan zerlegen das Peloton der Tour de France
Natürlich darf bei unseren Radsport Highlights 2016 auch die Tour de France nicht fehlen. Während der wichtigsten Rundfahrt des Jahres gab es gleich mehrere Höhepunkte. Dass die Bergetappen spannend sind, wissen alle Radsportfans sowieso schon, doch auch eine Flachetappe kann richtig interessant werden. Meist spielt dabei der Wind eine Rolle. So auch an diesem 13 Juli: Auf der 11. Etappe führte die Tour das Peloton von Carcassonne nach Montpellier. Die Pyrenäen lagen hinter dem Fahrerfeld und es wurde allmählich Kurs auf die Alpen genommen. Einen Tag vor dem Aufstieg hinauf zum Mont Ventoux rechneten die Zuschauer auf dieser typischen Überführungsetappe mit einem Massensprint. Einige Experten jedoch warnten vor dem Mistral – wohl wissend, dass der Wind an der Mittelmeerküste besonders gefährlich für die Fahrer bläst.
Nachdem sich Leigh Howard (IAM) und Arthur Vichot (FDJ) absetzen konnten und es zu einigen Stürzen kam, beruhigte sich das Geschehen trotz des starken Windes. Dieser Zustand sollte jedoch nur die Ruhe vor dem Sturm sein. 90 Kilometer vor dem Ziel forcierte das Team Tinkoff um Peter Sagan das Tempo. Da der Wind meist schräg von der Seite kam, bildeten sich schnell die typischen Windkanten-Formationen. Schließlich stieg auch Trek-Segafredo in die Tempoarbeit mit ein. Sehr zum Leidwesen der Ausreißer, denn Howard und Vichot wurden bereits 61 Kilometer vor dem Ziel gestellt. Das Feld riss in mehrere Teile. Bis nur noch 35 Kilometer zu fahren waren, kam es zu vielen Windstaffeln. Danach beruhigte sich das Peloton erneut und schien geschlossen einem Massensprint entgegenzufahren. Doch besonders das Team Tinkoff von Sagan wollte sich damit nicht zufrieden geben. Nach dem Ausstieg von Kapitän Alberto Contador setzte man sowieso alles auf das Grüne Trikot.
So forcierte 12 Kilometer vor dem Ziel Maciej Bodnar zusammen mit Sagan erneut das Tempo. Zur Überraschung aller setzten sich die beiden Sky-Piloten Chris Froome und Geraint Thomas an deren Hinterrad. Die Lücke ging auf. Die Teams sahen sich an. Das Quartett war sich einig. Alle vier gaben alles. Thomas trat für seinen Leader Froome in die Pedale und Bodnar für Sagan. Der Gelbe und der Grüne waren vornweg und der Vorsprung lag schnell bei rund 25 Sekunden. Die Helfer der Sprinter waren müde und das Team Movistar in der Ebene einfach zu schwach besetzt. Dennoch wurde es am Ende noch einmal richtig eng. Das Feld kam bis auf sechs Sekunden heran. Dennoch gewann Sagan erwartungsgemäß den Sprint und sorgte damit für die Vorentscheidung um das Grüne Trikot. Froome baute seine Führung in der Gesamtwertung um 12 Sekunden aus. Und die Zuschauer bekamen ein echtes Spektakel geboten.
Der pure Wahnsinn in den Bergen der Vuelta a Espana
Die Vuelta wird oftmals etwas abschätzig als die unwichtigste dreiwöchige Landesrundfahrt bezeichnet. Viel zu eindimensional sei das Streckenprofil. Die Elite der Sprinter bleibt sowieso seit Jahren dieser Rundfahrt fern. Dafür stehen seit geraumer Zeit die besten Bergfahrer der Welt hier am Start, auch wenn sie vor der Saison die Vuelta nicht als Saisonziel definiert haben. So kam es auch in diesem Jahr zum großen Aufeinandertreffen von Nairo Quintana (Movistar) und Chris Froome (Sky). Kein Wunder also, dass es die Vuelta in unsere Radsport Highlights 2016 geschafft hat. Verantwortlich dafür waren natürlich einmal mehr die Berge. Besonders Chris Froome wird uns in Erinnerung bleiben, wie er mehr als nur einmal bereits abgehängt war und den Anschluss dann doch immer wieder herstellen konnte. Im Fokus unserer beiden Highlight-Etappen der Vuelta stehen jedoch neben Froome noch weitere namhafte Fahrer. Ganz egal, für welches Team dein Herz schlägt: Das war Radsport vom Feinsten!
Die 14. Etappe führte die Fahrer auf den bekannten Col d’Aubisque. Robert Gesink (LottoNL-Jumbo) war Teil einer 41-köpfigen Spitzengruppe und erwies sich als der Stärkste. Sein Sieg wurde jedoch fast schon zur Randnotiz, denn die Taktik des Teams Orica-BikeExchange sorgte für großes Staunen. Vor dem Rennen waren Esteban Chaves und Simon Yates mit Rang vier bzw. sieben in der Gesamtwertung gut mit dabei. An diesem Tag jedoch sollten sie sich auf die Plätze drei und vier verbessern. Dafür schickte man gleich drei Teamkollegen in die Spitzengruppe: Simon Gerrans, Jens Keukeleire und Magnus Cort Nielsen. Am Col de Marie-Blanque attackierte mit Jack Haig ein weiterer Helfer, bevor dann Kapitän Simon Yates nachsetzte und dessen Unterstützung bekam. Zwischem diesem Berg und dem Schlussanstieg wurde der Brite dann von seinen drei Helfern aus der Spitzengruppe gezogen. Bis zum Fuße des Col d’Aubisque konnte er sich somit einen großen Vorsprung herausfahren, von dem im Ziel am Ende noch 1:08 Minuten übrig blieben. Auch der zweite Kapitän des Teams, Esteban Chaves, konnte ein paar Sekunden gutmachen, indem er sich von Quintana und Froome im Schlussanstieg absetzte. Damit schaffte sich das Team eine hervorragende Ausgangsposition für das Podium in Madrid.
Allerdings sollte die Freude der beiden Kapitäne von Orica-BikeExchange nicht von allzu langer Dauer sein. Auf der am Tag darauf folgenden 15. Etappe nämlich sollten sie dafür büßen. Alberto Contador sah seine Chancen auf das Podium davon schwimmen und sorgte einmal mehr für einen historischen Rennverlauf. Das nur 118,5 Kilometer lange Teilstück von Sabiñánigo nach Sallent de Gállego sollte dafür der perfekte Schauplatz sein. Wenige Kilometer nach dem Start attackierte der Spanier mit seinem halben Team. Das Feld zerriss. 14 Fahrer konnten sich im Chaos absetzen, darunter auch Contador und Quintana mit je zwei Helfern. Völlig verschlafen hatten diese Attacke die Teams Sky und Orica-BikeExchange. Während Froome nur noch einen Helfer bei sich hatte, konnten Chaves und Yates zwar noch auf deutlich mehr Unterstützung bauen, doch der Zug war bereits abgefahren. Am Ende gewann Gianluca Brambilla (Etixx-Quick Step) das Rennen und Quintana sorgte für die Vorentscheidung in der Gesamtwertung.
Hier geht es zum ersten Teil unserer Radsport Highlights 2016. In den kommenden Wochen folgen einige weitere Ausgaben. Darin widmen wir uns den Tops & Flops, den Überraschungen, den Pechvögeln, den Comebackern, den einzelnen Teams und den kuriosesten Ereignissen des Jahres.