Radsport: Die Saison 2017 markiert für den kasachischen Rennstall Astana Pro Team eine tiefe Zäsur. Man verliert mit Vincenzo Nibali nicht nur den Topstar der Mannschaft, sondern hat auch weitere schmerzhafte Abgänge zu verkraften. Zudem stehen auch auf technischer Ebene Veränderungen an, nachdem die langjährige Zusammenarbeit mit Radausrüster Specialized nicht fortgeführt wird.
Astana Pro Team 2017: Transfers
Abgänge
Valerio Agnoli (Bahrain-Merida)
Lars Boom (LottoNL-Jumbo)
Eros Capecchi (QuickStep Floors)
Andrea Guardini (TJ Sports)
Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida)
Diego Rosa (Team Sky)
Gatis Smukulis (Delko Marseille Provence KTM)
Zugänge
Pello Bilbao (Caja Rural-Seguros RGA)
Zhandos Bizhigitov (Vino4Ever)
Matti Breschel (Cannondale-Drapac)
Sergey Chernetski (Katusha)
Oscar Gatto (Tinkoff)
Jesper Hansen (Tinkoff)
Riccardo Minali (Team Colpack)
Moreno Moser (Cannondale-Drapac)
Michael Valgren (Tinkoff)
Oleg Zemlyakov (Vino4Ever)
Team 2017 (vorläufig)
Fabio Aru
Pello Bilbao
Zhandos Bizhigitov
Matti Breschek
Dario Cataldo
Sergei Chernetckii
Laurens De Vreese
Daniil Fominykh
Jakob Fuglsang
Oscar Gatto
Andrei Grivko
Dmitriy Gruzdev
Jesper Hansen
Arman Kamyshev
Tanel Kangert
Bakhtiyar Kozhatayev
Miguel Ángel Lopez
Alexey Lutsenko
Riccardo Minali
Moreno Moser
Dias Omirzakov
Luis Leon Sanchez
Michele Scarponi
Paolo Tiralongo
Ruslan Tleubayev
Michael Valgren
Lieuwe Westra
Artyom Zakharov
Andrey Zeits
Astana Pro Team 2017: Teamräder und Komponenten
Auch in technischer Hinsicht wird sich beim kasachischen Team für die kommende Saison vieles ändern. War man in den Jahren zuvor eines von insgesamt drei WorldTour Teams, die mit Rädern von US-Hersteller Specialized unterwegs waren, wechselt man für die kommenden drei Jahre zu Argon 18. Salopp gesagt, tauscht man den Radausrüster mit dem deutschen Rennstall Bora-Argon 18 (ab 2017: Bora-Hansgrohe), der zum neuen Jahr dann auf Specialized unterwegs sein wird.
Für Argon 18 ist es jedenfalls die Premiere in der höchsten Rennklasse – wenig überraschend ist die Freude darüber groß in Kanada. Fabio Aru und Co. werden in der nächsten Saison auf den Modellen Gallium Pro, Nitrogen Pro und dem Zeitfahrboliden E-118 Next Platz nehmen.
Ob sich neben den Rahmen auch in puncto Ausstattung etwas ändern wird im Astana-Lager ist derzeit offiziell noch nicht bekannt. Im letzten Jahr war man mit Laufrädern des französischen Herstellers Corima unterwegs. Zudem setzte Astana als eines von nur drei WT-Teams auf einen Campagnolo-Antrieb.
Astana Pro Team 2017: Was bringt die neue Saison?
Seit vielen Jahren gehört das Team Astana mit zu den besten der World Tour. Die kasachische Mannschaft überzeugte stets durch einen ausgeglichenen Kader. Mit diesem war man in der Lage auf nahezu jedem Terrain vorne mitzumischen. Doch das könnte sich auf Grund des großen Umbruchs nun ändern. Die Abgänge von Kletterer Diego Rosa, Klassementfahrer Vincenzo Nibali, Sprinter Andrea Guardini und Klassikerjäger Lars Boom wurden nicht ausreichend aufgefangen. Von den Neuzugängen scheinen lediglich Moreno Moser und Michael Valgren das Potential eines Siegfahrers für das kommende Jahr mitzubringen. Im hügeligen Terrain konnte man sich damit sicherlich verbessern, doch blickt man auf die Berge und die Flachetappen, dann wird sich der Aderlass vermutlich deutlich bemerkbar machen. Es ist daher nicht davon auszugehen, dass das Team Astana in der Saison 2017 an die vergangenen Erfolge wird anknüpfen können. Natürlich hat das Team Astana dennoch eine starke Truppe beisammen. Die Lücke, die Vincenzo Nibali hinterlässt, wird aber nicht zu schließen sein. Im Jahr 2016 gab es für das Team Astana insgesamt 34 Siege und fast 70 Podiumsplätze zu feiern. Besonders lautstark dürfte der Jubel beim Tour de Suisse-Sieg von Lopez und dem Erfolg von Nibali beim Giro d’Italia ausgefallen sein.
Insgeheim scheint sich beim Team Astana der Fokus immer mehr auf Fabio Aru zu verschieben. Der Italiener kann jetzt endgültig aus dem Schatten seines Landsmanns Nibali hervortreten. In der Mannschaft ist er nun die klare Nummer eins der Rundfahrer. Eine gute Saison wird mit Fabio Aru – der Giro und Vuelta fährt – stehen und fallen. Ein Jakob Fuglsang wird vermutlich kein Fahrer für das Podium der drei großen Landesrundfahrten mehr werden. Größere Hoffnungen werden in dieser Hinsicht schon in Miguel Ángel López gesteckt. Der erst 22-jährige Kolumbianer gilt als riesiges Rundfahrer-Talent und schon jetzt als mindestens sehr guter Kletterer. Gespannt sein dürfen die Zuschauer auch auf Alexey Lutsenko. Die genaue Entwicklungsrichtung des 24-jährigen Kasachen kann noch nicht genau definiert werden. Besonders viel Entwicklung erwarten dürfen wir hingegen nicht mehr von den Oldies der Mannschaft. Luis Leon Sanchez Gil ist mit seinen 34 Jahren zwar noch im besten Radsport-Alter, hat in den vergangenen Jahren jedoch bereits stark abgebaut. Michele Scarponi mit seinen bald 38 Jahren und Paolo Tiralongo mit seinen bald 40 Jahren werden dem Team ebenfalls nicht mehr wirklich helfen können, wenn sie nicht einen auf Chris Horner machen.