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Radsport: Der große Saisonrückblick: Die kuriosen Seiten des Radsports

14. Dezember 2016 by Michael Behringer

Radsport: Chris Froome joggt bei der 12. Etappe der Tour de France 2016 den Mont Ventoux hinauf.

Radsport: Die Faszination Radsport lebt durch die Spannung, die körperlichen Leistungen und die taktischen Entscheidungen. Obwohl die Branche in den letzten Jahrzehnten immer professioneller wurde, passieren hin und wieder seltsame Dinge. Manchmal sind sie peinlich, oft lustig, aber immer unterhaltsam. Die folgenden Anekdoten wird man sich vielleicht noch in einigen Jahren erzählen. So kurios war der Radsport 2016.

Hat sich Arnaud Demare vom Auto ziehen lassen?

Das erste Kuriosum der Saison ereignete sich am 19. März beim Eintagesklassiker Mailand-San Remo. Genauer gesagt wissen wir bis heute nicht, ob überhaupt etwas kurioses stattgefunden hat. Die Beschuldigten bestreiten nämlich alle Vorwürfe. Unter anderem wollen die beiden Italiener Matteo Tosatto und Eros Capecchi gesehen haben, dass sich der spätere Sieger Arnaud Demare von seinem Begleitfahrzeug den Cipressa hinauf ziehen ließ. Demare war in der Schlussphase gestürzt und plötzlich wieder in der ersten Gruppe vertreten. Den späteren Sprint gewann der Franzose dann. Das Team FDJ bestreitet bis heute alle Vorwürfe. Konsequenzen gab es keine, denn es gibt weder Video- noch Bildmaterial.

Radsport kurios Demare San Remo



Wer zu früh jubelt, den bestrafen die Gegner

Am 26. Juni wurde die Deutsche Straßenrad-Meisterschaft in Erfurt ausgetragen. André Greipel sicherte sich den Titel vor Max Walscheid und Marcel Kittel. Lustig war der Schlusssprint nicht, aber spannend. Zu lachen gab es aber etwas eine Runde vor dem Finish. Es mussten nämlich mehrere Runden auf dem Schlussparcours absolviert werden. Einer hat sich dabei jedoch verzählt: Martin Gluth, eigentlich Student und XC-Mountainbiker, jubelte zu früh. Das Tempo im Feld war so hoch, dass er davon ausgegangen war, es müsse sich um den Schlusssprint handeln. Doch da hat er sich getäuscht, denn es war noch eine weitere Runde zu absolvieren. Eine Runde später fuhr er dann nicht mehr als Erster ins Ziel. Gluth wurde 73. Aber wenigstens konnte er einmal jubeln. Außerdem ist das kein Grund sich zu schämen, denn das ist auch schon den Besten passiert. Erik Zabel jubelte 2004 bei Milan-San Remo zu früh und Oscar Freire huschte noch vorbei. Zu spät jubeln gibt es übrigens auch: Simon Clark freute sich 2015 auf der 4. Etappe des Giro d’Italia über seinen zweiten Platz sehr intensiv. Er wusste nicht, dass vor ihm bereits jemand im Ziel angekommen war.

Kommt ein Bogen geflogen …

Weniger lustig war das Ereignis auf der 7. Etappe der diesjährigen Tour de France. Zumindest für die Tour-Organisatoren und vor allem Adam Yates. Der entwischte dem Hauptfeld nämlich wenige Kilometer vor dem Ziel und war auf dem Weg, einige Sekunden gutzumachen. Der Etappensieg war bereits vergeben, doch Yates ging es um wertvolle Sekunden im Kampf um das Weiße Trikot und die Gesamtwertung. Plötzlich schaltet das Fernsehbild um und wir sehen den Bogen mit dem Teufelslappen zusammengesackt auf der Straße liegen. Was zum Teufel macht das Rad von Adam Yates auf dem Bogen? Und was ist hier überhaupt passiert? Erst die Aufnahmen eines Begleitmotorrades zeigt den Zuschauern dann den ganzen Vorfall. Yates überstand den Sturz zum Glück glimpflich und absolvierte eine beeindruckende Tour de France. Ganz so gut kamen die Organisatoren dabei nicht weg, denn so etwas darf bei dem wichtigsten Radrennen der Welt eigentlich nicht passieren. Doch es sollte ein paar Tage später noch schlimmer kommen …



Duathlon hinauf zum Mont Ventoux

Mit dem Fauxpass des einstürzenden Bogen sollte die Akte Radsport kurios bei der Tour de France aber noch nicht geschlossen werden. Auf der 12. Etappe führte die Strecke das Feld hinauf zum Mont Ventoux. Ein spannender Kampf um das Gelbe Trikot wurde erwartet, auch wenn die Strecke auf Grund starken Windes leicht verkürzt werden musste. Was die Zuschauer dann geboten bekamen, war ein Spektakel der anderen Sorte. Und das ausgerechnet am Französischen Nationalfeiertag. Kurz vor dem Gipfel blieb ein Begleitmotorrad aprupt stehen, wodurch Richie Porte, Bauke Mollema und Chris Froome zu Fall kamen. Während Mollema und Porte mit ihrem Rad das Rennen fortsetzen konnten, ging das Arbeitsgerät von Froome zu Bruch. Daraufhin joggte der Mann in Gelb den Berg hinauf. Am Ende des Tages waren seine Fähigkeiten als Jogger jedoch nicht von Wert, denn die Jury nahm die Zeit vor dem Vorfall ab.

https://www.youtube.com/watch?v=MEx2T6YDb58



Geflucht, geboxt & disqualifiziert

Nacer Bouhanni kann mittlerweile getrost als Bad Boy des Radsports bezeichnet werden. Nicht das erste Mal wurde der Franzose in dieser Saison auffällig. Dabei begann die Saison für ihn eigentlich eher als Pechvogel. Bei Milan-San Remo befand er sich nämlich in einer aussichtsreichen Position, als ihm 200 Meter vor dem Ziel die Kette absprang. Er wurde nur Vierter und ausgerechnet sein Erzfeind Arnaud Demare gewann das Rennen. Wütend warf er nach der Zieleinfahrt sein Rad durch die Gegend. Bei seinem Etappensieg bei der Dauphiné wenige Wochen später zollte er dem verstorbenen Muhammad Ali mit einem Boxer-Jubel Respekt. Diese Bewegungen scheinen ihm dann so viel Spaß gemacht zu haben, dass er ein paar Tage später im Hotel in eine Schlägerei verwickelt war. Er brach sich die Hand und verpasste damit die Tour de France. Wieder ein paar Wochen stand er erneut im Mittelpunkt. Er gewann die Hamburger Cyclassics, wurde jedoch nachträglich disqualifiziert. Wieder einmal, weil er sich im Sprint unsportlich verhalten hat. Bei Bouhanni ist also immer was los.

https://www.youtube.com/watch?v=zM5rAKCFG0A

Kann mir bitte jemand das Wasser reichen?

Bereits im Vorfeld der Straßen-WM in Doha gab es aus vielen Richtungen Kritik an der Austragung und der Organisation. Dennoch wurde die Weltmeisterschaft in der Wüste ausgetragen. Die Deutschen haben sich viel vorgenommen mit Greipel, Kittel, Degenkolb und Martin. Und dann war schon frühzeitig alles vorbei. Durch eine Windstaffel teilte sich das Feld und es kam zu keinem Zusammenschluss mehr. Alle Deutschen waren hinten vertreten – bis auf John Degenkolb. Doch durch eine Panne flog auch er zurück in die abgehängte Gruppe. Dort war die Luft raus und der Zug somit abgefahren. Degenkolb ärgerte sich darüber sehr. Vermutlich ärgerte er sich aber auch auf Grund der gesamten Saison. Diese begann für ihn mit dem verheerenden Sturz im Trainingslager, gefolgt von einer Tour de France außer Form. Die WM brachte das Fass im wahrsten Sinne des Wortes dann zum Überlaufen: Degenkolb griff zu seiner Trinkflasche und spritzte Jens Debusschere damit ins Gesicht. Während dem laufenden Rennen. Vielleicht wollte er ihm mit einer Dusche in dieser Hitze einfach nur etwas Gutes tun. Vermutlich war er aber auch einfach nur sauer auf das belgische Team, weil sie die Führungsarbeit störten und somit Tom Boonen in der Spitzengruppe den Rücken freihalten konnten. So oder so: Wir sollten deshalb kein Fass aufmachen.



https://www.youtube.com/watch?v=VJ7eN8bSYSI

Peter Sagan macht auch als Schauspieler eine gute Figur

Einen Artikel über den kuriosen Teil des Radsports kann es natürlich nicht geben ohne Peter Sagan. Der Slowake ist schließlich die schrillste Figur dieser Sportart. So hat er im Laufe des Jahres Videos auf seinem Youtube-Kanal veröffentlicht. Dort sieht man ihn Filme parodieren. Schaut es euch einfach direkt selbst an …



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Über Michael Behringer

Radsport mit all seinen Taktiken, Etappenanalysen, Platzierungen und Prognosen sind die große Leidenschaft von Michael Behringer. Im Jahr 1996 hat er seine erste Tour de France verfolgt. Seitdem beobachtet er nahezu jedes Rennen. Seine Passion Radsport begleitet ihn also seit über zwei Jahrzehnten. Ein Ende ist nicht in Sicht.

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