Radsport: Die Sagans, die Froomes und die Quintanas haben wir alle in dieser Saison ganz weit oben erwartet. In jeder Saison präsentieren sich uns jedoch auch Fahrer, die wir bisher noch gar nicht gekannt haben. Sie sind jung, sie sind hungrig und sie haben verdammt viel Talent. Da wir von ihnen auch in der kommenden Saison so einiges erwarten können, stellen wir euch unsere Radsport Newcomer 2016 nun etwas genauer vor.
Dylan Groenewegen: Durchbruch direkt im ersten WorldTour-Jahr
Im Vorjahr ging Dylan Groenewegen noch für das Team Roompot-Oranje Peloton an den Start. Durch seine Siege bei den Eintagesrennen Arnhem-Veenendaal und Brussels Cycling Classic machte er die Teamchefs von LottoNL-Jumbo auf sich aufmerksam. Er wurde verpflichtet und hat prompt den Schritt vom Talent zum Profi gepackt. In seiner ersten Saison bei einem WorldTour-Team fuhr er elf Siege ein. Unter anderem gewann er Rund um Köln, die Niederländische Meisterschaft und Etappen bei der Eneco Tour, der Ster ZLM Toer und der Tour of Britain. Bei der Tour de France sprintete er bei drei Etappen in die Top 10 und bei einigen namhaften Eintagesrennen in der ersten Jahreshälfte ebenfalls. Groenewegen gelang von allen jungen Sprintern in diesem Jahr die auffälligste Entwicklung. Der 23-jährige Niederländer dürfte auch 2017 um einige Siege mitfahren. Interessant wird zu beobachten sein, ob er sich zu einem Klassikerjäger mausert, oder ob er der klassische Sprinter werden möchte.
Fernando Gaviria: Der Top-Sprinter im Schatten von Marcel Kittel
Eigentlich ist die Überschrift nicht richtig, denn wirklich im Schatten von Marcel Kittel fährt Fernando Gaviria höchstens im Training. Zusammen am Start stehen die beiden Sprinter vom Team Etixx-Quick Step nämlich nicht. Kittel ist in dieser Saison 71 Rennen gefahren und Gaviria 42, doch keinen einzigen Kilometer haben sie zusammen absolviert. Die Teamchefs wissen schon warum. Gaviria ist zu stark, um ihn als Helfer und Anfahrer für Kittel einzusetzen. Das würde seine Entwicklung bremsen. Kittel hat in Sabatini und Richeze seine beiden Top-Anfahrer gefunden. Gaviria ist bei seinen Rennen oftmals auf sich allein gestellt, obwohl das südamerikanische Duo Richeze/Gaviria bestens funktioniert. Gesehen hat man dies vor allem bei einer Etappe der Tour de Suisse. Damals fuhren die beiden einen Doppelsieg ein, wobei Gaviria seinen Anfahrer Richeze sogar gewinnen ließ. Selbst jubeln durfte Gaviria in dieser Saison siebenmal. Unter anderem gewann er Paris-Tour und Etappen bei Tirreno-Adriatico und der Tour de Pologne. Sicher werden wir den erfolgreichen Bahnfahrer im Jahr 2017 auch bei einer Grand Tour sehen.
Miguel Angel Lopez: Der nächste Kolumbianer greift nach den Sternen
Kolumbien ist eine Radsport-Nation. Im UCI WorldTour Ranking liegt das südamerikanische Land auf Platz vier. Tendenz steigend. Denn sieben Kolumbianer befinden sich unter den ersten 70 und keiner ist älter als 29. Dahinter scharren einige Talente mit den Hufen. Miguel Angel Lopez ist mehr als nur ein Talent. Der 22-jährige gewann in dieser Saison die Tour de Suisse und Mailand-Turin. Bei der Vuelta a Espana musste er leider früh verletzt aufgeben, ansonsten hätten wir ihn vermutlich auch dort weit vorn mitfahren sehen. Im Team Astana genießt er großes Vertrauen. Nach dem Abgang von Vincenzo Nibali wurde dessen Kapitänsrolle nicht durch eine Neuverpflichtung besetzt. Die Zukunft heißt Fabio Aru und eben Miguel Angel Lopez. 2017 will Lopez zusammen mit Jakob Fuglsang die Tour de France bestreiten. Dann wird er auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Und diese wird sehen, dass Quintana vielleicht schon bald einen Konkurrenten mehr aus dem eigenen Land bekommt.
Pierre Latour: Er soll die Sehnsucht der Franzosen stillen
Im Jahr 1985 gewann mit Bernard Hinault der letzte Franzose die Tour de France. Seitdem sind die begeisterten französischen Radsportfans auf der Suche nach einem Nachfolger. Viele Namen wurden in den letzten 30 Jahren in den Ring geworfen, doch gereicht hat es bisher nur zu einigen zweiten und dritten Plätzen. Das genügt dem erfolgsverwöhnten Land aber nicht. Deshalb wird jeder junge Bergfahrer aus Frankreich von der Hoffnung der Fans getrieben. Dies trifft auch auf Pierre Latour zu, doch der 23-jährige hat das Glück, dass es aktuell viele weitere gute Fahrer aus seinem Land gibt. Der Druck und die Erwartungshaltung hält sich also (noch) in Grenzen. Sein Teamkollege Romain Bardet wurde diese Saison Zweiter. Latour durfte nicht starten, denn die Teamchefs wollen ihn behutsam heranführen. Dafür stand er bei der Vuelta a Espana am Start und gewann prompt eine Etappe. Sicher sein bisher größter Erfolg, nachdem er bei der Tour de Suisse bereits das Leadertrikot tragen durfte. Doch er überzeugte bei noch vielen weiteren Rennen, auch wenn die Siege ausblieben. Sowohl bei Eintagesrennen, als auch bei einwöchigen Rundfahrten konnte er sich mehrmals in die Top 10 schieben. Bisher ist unklar, wo er sich 2017 präsentieren darf. Sicher scheint hingegen, dass die Franzosen mit Latour für die Zukunft ein weiteres heißes Eisen im Feuer haben. Vielleicht klappt es dann ja auch wieder einmal mit einem Heimsieg bei der Tour de France.
Magnus Cort Nielsen: Ein schneller Däne für Orica-BikeExchange
Am 16. Januar 2017 wird Magnus Cort Nielsen 24 Jahre alt. Für einen guten Sprinter beginnt nun so langsam die beste Phase der Karriere. Dabei konnte der Däne bereits in dieser Saison auf sich aufmerksam machen. Er gewann schließlich zwei Teilstücke bei der Vuelta a Espana, unter anderem auch die Schlussetappe nach Madrid. Für die ganz große Bekanntheit unter den Radsportfans hat es jedoch nicht ausgereicht. Schließlich standen bei der Vuelta kaum Top-Sprinter am Start. Das ist sicherlich richtig, jedoch schmälert das in keinster Weise die Leistung von Cort Nielsen. Der Däne gilt nämlich schon seit Jahren als kommender Sprintstar. Doch als Sprinter benötigt man viel Erfahrung, noch viel mehr, als sie als Bergfahrer gebraucht wird. Gerade deshalb waren die Erfolge bei der Spanien-Rundfahrt so enorm wichtig für ihn. So konnte er nicht nur Selbstvertrauen tanken, sondern sich auch bei seinen Teamchefs positionieren. Orica-BikeExchange ist nun deutlich vielseitiger als früher. Mit den Yates-Zwillingen und Esteban Chaves spielt man in den Bergen jetzt eine gewichtige Rolle, genauso wie durch Cort Nielsen plötzlich Erfolge in Massensprints möglich sind. Er wird sicher noch seine Zeit brauchen, doch auch Cort Nielsen gehört zur Riege der kommenden Sprintstars.
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