WhoIs? 23.12.2016: Die Radsport-Nation Frankreich hat längst die Krise überwunden. Zahlreiche junge Talente überschwemmen seit Jahren die Szene. Und das in allen Bereichen. Im Sprint haben sich vor allem zwei Franzosen einen Namen gemacht: Nacer Bouhanni und Arnaud Demare. Doch ein weiterer Pilot ist nun im Vormarsch: Bryan Coquard.
Name | Bryan Coquard | |
Geburtstag | 25. April 1992 | |
Geburtsort | Saint-Nazaire | |
Nationalität | Frankreich | |
Größe | 169 cm | |
Gewicht | 60 kg | |
Aktuelles Team | Direct Énergie | |
Spezialisierung | hügelfester Sprinter | |
Aktiv als Amateur | seit 2010 | |
Aktiv als Profi | seit 2013 | |
Größte Erfolge | Bahn: Zweiter im Omnium bei Olympia 2012 in London) Sieger im Madison bei der WM 2015 in Yvelines) Sieger im Elimination Race der EM 2015 in Grenchen) Straße: Zweiter der U23-WM 2012 in Valkenburg Sieger der 4 Tage von Dünkirchen 2016 |
Weltklasse auf der Bahn, Talent auf der Straße
Bereits im Alter von sieben Jahren begann Bryan Coquard im US Pontchâteau Club mit dem Radfahren. Sein Hauptfokus wurde sehr früh auf die Bahnwettbewerbe gelegt, wo er dann als Jugendlicher sofort Resultate einfuhr. 2009 und 2010 wurde er zum Beispiel Junioren-Weltmeister im Omnium. Bei den Profis gewann er 2011 die Silbermedaille bei der EM. 2012 durfte er sich die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in London umhängen. Schon 2011 wurde das Team Europcar auf ihn aufmerksam und verpflichtete ihn ab 2013. Fortan verlagerte sich seine Konzentration mehr und mehr auf die Straße, ohne jedoch das Training auf der Bahn zu vernachlässigen. So feierte er 2015 seine bisher größten Erfolge: Bei der WM im Madison und der EM im Ausscheidungsfahren gewann er jeweils Gold. Erste Erfolge konnte er überraschend schnell auch auf die Straße projezieren. Spätestens nachdem er 2012 Vize-Weltmeister im U23-Straßenrennen wurde, sahen die Experten ein neues Top-Talent aufsteigen.
Der kleine Coquard wächst im Schatten von Bouhanni und Demare
In seinen ersten Jahren als Profi gewann der heute 24-jährige Bryan Coquard direkt mehrere Eintagesrennen und Etappen. Seine erfolgreichste Rundfahrt sollte die Étoile de Bessèges werden: Hier fuhr er in jeder Saison mehrere Etappensiege ein. 2016 wechselte er zum Team Direct Énergie und feierte mit dem Gesamtsieg bei den 4 Tagen von Dünkirchen seinen bisher größten Erfolg auf der Straße. Zu einem Triumph bei einem WorldTour-Rennen hat es noch nicht gereicht. Außerdem tut sich Bryan Coquard äußerst schwer, außerhalb Frankreichs zu jubeln. Von seinen 29 Erfolgen sicherte er sich lediglich drei im Ausland. Aufgefallen ist er den Radsportfans sowieso nicht durch Siege, sondern durch seine vorderen Platzierungen bei WorldTour-Rennen. Siebenmal fuhr er zum Beispiel bei Etappen der Tour de France in die Top fünf. Da Bryan Coquard im Gegensatz zu Nacer Bouhanni und Arnaud Demare also noch zu keinem Siegfahrer großer Rennen geworden ist, steht er noch in deren Schatten.
Ist Bryan Coquard zu leicht für einen Sprinter?
Nicht im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen, kann für einen noch so jungen und talentierten Fahrer auch Vorteile mit sich bringen. Im Sprint ist er hinter Bouhanni und Demare nur die Nummer drei im Lande und im hügeligen Gelände fokussieren sich die Franzosen eher auf Julian Alaphilippe. Das könnte jedoch ein Fehler sein. In dieser Saison fuhr Coquard nämlich sowohl beim Brabantse Pijl als auch beim Amstel Gold Race auf Rang vier. Das waren Leistungen, die eigentlich keinem reinen Sprinter zugeschrieben werden können. Es stellt sich sowieso die Frage, ob Bryan Coquard mit seinen Maßen überhaupt ein Weltklasse-Sprinter werden kann. Bei einer Größe von 169 cm wiegt er zwischen 58 und 60 kg. Zum Vergleich: Marcel Kittel (86 kg bei 188 cm) und André Greipel (82 kg bei 184 cm) bringen da deutlich mehr Gewicht auf ihr Bike. Die Maße von Coquard gleichen eher denen eines Bergfahrers, wie Joaquim Rodriguez (57 kg bei 169 cm) und Nairo Quintana (58 kg bei 166 cm). Die Voraussetzungen sind also nicht perfekt, müssen aber nicht unbedingt viel zu bedeuten haben. Schließlich gibt es auch immer wieder Ausnahmen, wie zum Beispiel Mark Cavendish (70 kg bei 175 cm). Dennoch sieht es stark danach aus, dass sich Bryan Coquard eher zu einem Fahrertypen wie Peter Sagan oder gar Julian Alaphilippe entwickeln wird. So oder so: Bryan Coquard sollten wir im Auge behalten.
Who is … ?
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