WhoIs? 06.12.2016: Seit drei Jahren zeigt Tim Wellens konstant gute Leistungen. Der 25-jährige Belgier ist in der WorldTour längst angekommen. Als Teamkollege von André Greipel ist er im Team Lotto Soudal dann für Etappensiege zuständig, wenn das Profil für den Deutschen zu schwer wird. Doch Tim Wellens hat noch immer Luft nach oben. Wird er sich vom Puncheur zum Kletterer entwickeln?
Name | Tim Wellens | |
Geburtstag | 10. Mai 1991 | |
Geburtsort | Sint-Truiden | |
Nationalität | Belgien | |
Größe | 183 cm | |
Gewicht | 77 kg | |
Aktuelles Team | Lotto Soudal | |
Spezialisierung | Puncheur | |
Aktiv als Amateur | seit 2009 | |
Aktiv als Profi | seit 2012 | |
Größte Erfolge | Sieger Eneco Tour 2014 & 2015 Sieger GP de Montreal 2015 Sieger Tour de Pologne 2016 Etappensieg Giro d'Italia 2016 |
Der Puncheur Wellens gewinnt mit Ansage in den Bergen
Die Stärken von Tim Wellens sind nicht gerade leicht zu definieren. Wie bei vielen jungen Profis stellte sich zunächst die Frage, wohin die Entwicklung gehen soll. Wird Tim Wellens ein Mann für das Hochgebirge und die Gesamtwertung einer Grand Tour? Oder machen ihn seine Fähigkeiten eher zu einem Kandidaten für die hügeligen Eintagesklassiker und die kürzeren Etappenrennen? Ein paar Jahre später wissen wir Bescheid, dass letzteres zutrifft. Zumindest noch, denn wer weiß schon, ob der Puncheur Wellens nicht irgendwann den Schritt zum Klassementfahrer Wellens gehen wird? 2016 hat er sich zumindest phasenweise verbessert im Hochgebirge gezeigt. Bei seinem Etappensieg beim Giro d’Italia wurde er zwar vom Hauptfeld nicht gejagt, aber durchziehen muss man so etwas trotzdem erst einmal. Vor allem mit Ankündigung. Denn Tim Wellens hat vor seinem Start einen Etappensieg zu seinem Ziel erklärt.
Nächster Halt: die Ardennenklassiker
Die weiteren Ziele des Tim Wellens sind schon seit Jahren klar abgesteckt: die Ardennenklassiker! Bisher konnte er dort – obwohl die Profile nach seinem Geschmack sind – leider nicht wirklich überzeugen. Etwas Besseres als Rang 10 beim Amstel Gold Race in diesem Jahr ist bei seinen Teilnahmen noch nicht herausgesprungen. Das ist etwas verwunderlich, denn er hat das Amstel Gold Race, den Flèche Wallonne und Lüttich-Bastogne-Lüttich als seine Saisonhöhepunkte beschrieben. Er selbst hat auch eingeräumt, dass seine dort bisher gezeigten Leistungen zu schwach und für ihn enttäuschend waren. An der Saisonplanung – über die Ardennen zum Giro – möchte der Belgier aber festhalten. Bisher hat das auch sehr gut funktioniert. 2014 wurde er in Italien dann zweimal Zweiter und 2016 gewann er eine Etappe. Außerdem genießt er die Möglichkeit, nach dem Giro und durch den Verzicht einer Teilnahme an der Tour de France, an vielen schönen kürzeren Etappenrennen zu starten. Anfang 2016 schwärmte er von der Tour de Pologne, die er dann prompt für sich entscheiden konnte.
Kann Tim Wellens zu einem klassischen Climber werden?
2014 und 2015 war er schon bei der Eneco Tour erfolgreich. Diese Siege deuten daraufhin, dass Tim Wellens sehr wohl ein guter Rundfahrer ist. Bisher konnte er jedoch nur bei den einwöchigen Etappenrennen auf das Gesamtklassement fahren. War er bei einer Grand Tour am Start, so hat er sich stets auf die Etappensiege konzentriert. Sind seine Resultate also lediglich ein Ergebnis der Fokussierung? Dann wäre es interessant zu sehen, wie sich Tim Wellens bei einer Grand Tour wirklich positionieren könnte. An welchen Fähigkeiten er selbst aktuell genau schraubt, wissen nur er und seine Trainer. Irgendwelche Stellschrauben werden beim 25-jährigen Belgier aber sicherlich gedreht. Nur mit Etappensiegen gibt sich der ehrgeizige Tim Wellens nicht langfristig zufrieden. Er scheint sich derzeit also tatsächlich an einer Weggabelung zu befinden: Biegt er links ab und greift damit die Ardennenklassiker an oder fährt er nach rechts und entwickelt sich zum Klassementfahrer?
The important thing is to make a step forward every year.
Tim Wellens stammt aus einer radsportverrückten Familie
Tim Wellens ist auf jeden Fall stärker geworden. Im Hochgebirge kann er deutlich länger die Hinterräder der Konkurrenten halten. Dass der kleine Tim irgenwann einmal zum Radprofi wird, schien bereits vorzeitig entschieden zu sein. Schließlich kommt er aus einer Radsport-Familie. Sein Vater Leo, sein Bruder Yannick und seine Onkel Paul und Johan waren oder sind nämlich ebenfalls Radsportler. Tim versuchte sich zunächst im Mountainbike und war dort auch äußerst erfolgreich. 2008 wurde er belgischer Juniorenmeister im Cross Country. Zwischen 2009 und 2011 konnte er in seiner Klasse europaweit Rennen für sich entscheiden. Schließlich zog es ihn dann aber doch auf die Straße, wo die Teamchefs von Lotto Belisol damals sofort sein Talent erkannten.
Was kommt nach der Dominanz in Polen?
Nach seinen beiden Gesamtsiegen bei der Eneco Tour mit jeweils einem Etappensieg gewann er 2015 mit dem GP Cycliste de Montréal sein erstes großes Eintagesrennen. 2016 konnte er noch häufiger die Arme in die Höhe strecken: Er schnappte sich je einen Etappensieg beim Giro d’Italia, Paris-Nizza und der Tour de Pologne, wo er direkt auch noch die Gesamtwertung, die Sprintwertung und die Bergwertung gewann. Bei der Belgischen Meisterschaft wurde er lediglich von Philippe Gilbert bezwungen. Tim Wellens sagte einmal in einem Interview „Das wichtigste ist, jedes Jahr einen Schritt vorwärts zu machen.“ Dann dürfen wir ja gespannt auf 2017 sein …
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