Radsport: Bob Jungels (Quick-Step Floors) hat die sehr hart gefahrene 15. Etappe des Giro d’Italia gewonnen. Der Luxemburger im Weißen Trikot setzte sich in Bergamo vor Nairo Quintana (Movistar) und Thibaut Pinot (FDJ) durch. Der Gesamtührende Tom Dumoulin (Sunweb) befand sich in der gleichen Gruppe. Österreichs Patrick Konrad (Bora-hansgrohe) wurde starker Sechster.
Hohes Tempo von Beginn an
Die 15. Etappe des Giro d’Italia wurde als kleine Lombardei-Rundfahrt bezeichnet. Denn die Route führte die Fahrer nach 150 leicht welligen Kilometern über die Anstiege Miragolo San Salvatore und Selvino, die auch beim Herbstklassiker befahren werden. Danach ging es bergab Richtung Bergamo, wo ein unkategorisierter Anstieg in der Altstadt als letztes Hindernis des Tages wartete. Nach einer kurzen Abfahrt liegt das Ziel in der Innenstadt der hübschen italienischen Stadt Bergamo. Bei guten Wetterbedingungen ging es direkt zu Beginn des Rennens ordentlich zur Sache. Nach rund zehn Kilometern läste sich eine fünfköpfige Spitzengruppe. Dries Devenyns (Quick-Step Floors), Moreno Hofland (Lotto Soudal), Jan Barta (Bora-hansgrohe), Jeremy Roy (FDJ) und Eugert Zhupa (Wilier Triestina-Selle Italia) wurden jedoch nicht richtig weggelassen. Ca. 60 Kilometer lang wehrten sie sich gegen die Verfolgung, die vor allem von der Mannschaft Cannondale-Drapac organisiert wurde. Dementsprechend betrug die Durchschnittsgeschwindigkeit in der ersten Stunde schnelle 52 kmh.
Fernando Gaviria festigt die Maglia Ciclamino
Nachdem die fünf Ausreißer schließlich keine Aussichten auf Erfolg hatten, wurden sie gestellt. Danach lösten sich zehn Fahrer vom Peloton: Enrico Barbin (Bardiani-CSF), Rudy Molard (FDJ), Silvian Dillier (BMC), Evgeny Shalunov (Gazprom-RusVelo), Simone Petilli (UAE), Enrico Battaglin (LottoNL-Jumbo), Phillip Deignan (Sky), Julen Amazequeta (Wilier Triestina-Selle Italia), Jacques Janse von Rensburg (Dimension Data) und das Maglia Ciclamino Fernando Gaviria (Quick Step). Es war also erneut niemand vom Team Cannondale-Drapac mit dabei. Kurzzeitig übernahm das Team Sunweb die Kontrolle im Feld, bevor Orica-Scott das Tempo für Kapitän Adam Yates erhöhte. Als es in den Anstieg Miragolo San Salvatore hineinging, flog die Spitzengruppe erwartungsgemäß auseinander. Gaviria ließ sich einholen, nachdem er sich zuvor den Zwischensprint sichern konnte. Mittlerweile hat der Kolumbianer einen so großen Vorsprung in dieser Wertung, dass er nahezu uneinholbar ist. Kein Wunder, denn schließlich gewann er beim diesjährigen Giro d’Italia bereits vier Etappen.
Pierre Rolland & Luis Leon Sanchez attackieren – Nairo Quintana stürzt
42 Kilometer vor dem Ziel konnte sich dann endlich ein Mann von Cannondale-Drapac vorn zeigen: Pierre Rolland attackierte, als der Vorsprung der mittlerweile nur noch drei Führenden ca. eine Minute betrug. Der Franzose bekam wenig später Besuch vom Spanier Luis Leon Sanchez (Astana). Gemeinsam machten sie sich auf die Verfolgung von Deignan, Molard und Jansen von Rensburg. Nach und nach sammelten sie die abgehängten Ausreißer ein. Währenddessen kam Nairo Quintana (Movistar) auf der Abfahrt in einer Rechtskurve zu Fall. Glücklicherweise konnte der Kolumbianer aber sofort weiterfahren und den Anschluss an das Feld wiederherstellen. Ebenso herstellen konnten Sanchez und Rolland den Kontakt zu den Ausreißern, als es in Selvino bergan ging. Luis Leon Sanchez führte die Gruppe den Berg hinauf. Die Punkte sicherte sich jedoch Pierre Rolland. Das deutlich dezimierte Hauptfeld kam mit einem Rückstand von rund 40 Sekunden oben an.
Tanel Kangert stürzt schwer
Das Team Orica-Scott hielt den Abstand konstant und gab nach der Abfahrt wieder ordentlich Gas. Eine Attacke von Adam Yates schien nach dieser ganzen Arbeit sicher zu sein. Nach einem Kreisverkehr kam Tanel Kangert (Astana), der Siebte der Gesamtwertung, zu Fall. Der Este raste mit voller Wucht gegen ein Verkehrsschild.
Bob Jungels gewinnt in Bergamo
Derweil wurden die fünf Ausreißer im letzten kleinen Anstieg auf dem Kopfsteinpflaster ca. vier Kilometer vor dem Ziel gestellt. Das Team Bahrain-Merida erhöhte das Tempo. Bob Jungels (Quick-Step Floors), der Mann im Weißen Trikot, setzte die erste Attacke. Domenico Pozzovivo (Ag2r) und Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) setzten einen Konterangriff. Mehrere Lücken gingen in dieser unübersichtlichen Rennsituation auf, doch der Gesamtführende Tom Dumoulin (Sunweb) konnte nicht abgeschüttelt werden. Auch Nairo Quintana war ganz vorn zu sehen. Eine kleine Gruppe kam in den engen Gassen von Bergamo zuerst an. Adam Yates lancierte den Sprint um den Tagessieg zuerst, doch Bob Jungels zog im Sitzen vorbei. Der Luxemburger sicherte sich den Etappensieg vor Nairo Quintana und Thibaut Pinot (FDJ). Damit schnappen sie sich auch für die Gesamtwertung wichtige Zeitbonifikationen. Der Österreicher Patrick Konrad (Bora-hansgrohe) wurde Sechster.
Das Ergebnis der 15. Etappe des 100. Giro d’Italia 2017
Platz | Fahrer | Land | Team | Zeit |
---|---|---|---|---|
1. | Bob Jungels | Luxemburg | Quick-Step Floors | 4:16:51 |
2. | Nairo Quintana | Kolumbien | Movistar | st |
3. | Thibaut Pinot | Frankreich | FDJ | st |
4. | Adam Yates | Großbritannien | Orica-Scott | st |
5. | Domenico Pozzovivo | Italien | Ag2r | st |
6. | Patrick Konrad | Österreich | Bora-hansgrohe | st |
7. | Vincenzo Nibali | Italien | Bahrain Merida | st |
8. | Tom Dumoulin | Niederlande | Sunweb | st |
9. | Ilnur Zakarin | Russland | Katusha-Alpecin | st |
10. | Bauke Mollema | Niederlande | Trek-Segafredo | st |
Die Gesamtwertung des 100. Giro d’Italia 2017 nach 15 von 21 Etappen
Platz | Fahrer | Land | Team | Zeit |
---|---|---|---|---|
1. | Tom Dumoulin | Niederlande | Sunweb | 63:48:08 |
2. | Nairo Quintana | Kolumbien | Movistar | +2:41 |
3. | Thibaut Pinot | Frankreich | FDJ | +3:21 |
4. | Vincenzo Nibali | Italien | Bahrain Merida | +3:40 |
5. | Ilnur Zakarin | Russland | Katusha-Alpecin | +4:24 |
6. | Bauke Mollema | Niederlande | Trek-Segafredo | +4:32 |
7. | Domenico Pozzovivo | Italien | Ag2r | +4:59 |
8. | Bob Jungels | Luxemburg | Quick-Step Floors | +5:18 |
9. | Andrey Amador | Costa Rica | Movistar | +6:01 |
10. | Steven Kruijswijk | Niederlande | LottoNL-Jumbo | +7:03 |