Marin Rift Zone 7: Rahmen und Geometrie
Test: Seit drei Jahren gehört das Rift Zone als kurzhubiges Trailbike auf großen Füßen zum Portfolio der Kalifornier von Marin Bikes. Man war damit durchaus ein wenig der Zeit voraus, denn inzwischen gibt es einige 29″ Bikes um 120mm Federweg und trailtauglicher Geometrie – das war 2014 noch ganz anders. 2017 hat man vier Modellvarianten im Programm, das Topmodell Rift Zone Pro kommt komplett aus Carbon, Rift Zone 8 und 7 haben einen Hinterbau aus Alu, beim 2.300€ günstigen Einsteiger Rift Zone 6 ist auch der Hauptrahmen aus dem Allround-Metall.
Mit 110mm hinten und 120mm vorn ist das Rift Zone hier eher „dünn“ unterwegs – doch mehr denn je weiß man heutzutage, dass der Federweg (fast) nur eine Zahl ist und es sehr auf die Performance der jeweiligen Elemente ankommt. Ansonsten passen die 29″ Laufräder gut zum vortriebsorientierten Konzept.
Geometrie Marin Rift Zone
S | M | L | XL | |
Sitzrohr (in mm) | 405 | 432 | 483 | 533 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 595 | 615 | 635 | 650 |
Steuerrohr (in mm) | 110 | 110 | 120 | 140 |
Kettenstrebe (in mm) | 440 | 440 | 440 | 440 |
Radstand (in mm) | 1125 | 1145 | 1166 | 1182 |
Lenkwinkel (in °) | 69.6 | 69.6 | 69.6 | 69.6 |
Sitzwinkel (in °) | 66 | 66 | 66 | 66 |
Reach (in mm) | 418 | 438 | 455 | 465 |
Stack (in mm) | 615 | 615 | 624 | 643 |
Die Geometrie des Marins zeigt durchaus, dass die Wurzeln des Trailflitzers im Crosscountry Bereich liegen. Der Lenkwinkel ist recht steil, die Kettenstreben für heutige Verhältnisse recht lang. Man schwimmt damit durchaus bewusst gegen den Trailbike-Strom. Mit Erfolg? Das werden wir auf dem Trail erfahren.
Marin Rift Zone 7: Ausstattung
Rahmen | Monocoque Carbon Hauptrahmen / Alu Hinterbau |
Federgabel | Rock Shox Reba RL |
Dämpfer | Rock Shox Monarch RL |
Laufräder | Formula / Marin / 29mm Innenweite |
Reifen VR | Schwalbe Nobby Nic Performance |
Reifen HR | Schwalbe Nobby Nic Performance |
Schaltwerk | Shimano SLX 11-fach |
Schalthebel | Shimano SLX |
Kurbel | Marin 1x11 32t |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Magura MT4 |
Bremsscheiben | Magura Storm 180/160mm |
Sattelstütze | Kind Shock Dropzone |
Sattel | WTB Volt Comp SL |
Vorbau | Marin 3D |
Lenker | Marin Mini Riser |
Knapp 3.600€ kostet das Marin Rift Zone 7 im Handel. Damit gehört es nicht mehr unbedingt zu den günstigen Trailbike-Vertretern, was aber angesichts des Carbon Hauptrahmens auch kaum zu erwarten war. Trotzdem erwartet man bei diesem Preis eine entsprechende Ausstattung, die das Rift Zone 7 auch zum überwiegenden Teil bietet. Mit nur 120mm an der Front hat das Marin vergleichsweise wenig Federweg – die Fahrwerkskomponenten sind entsprechend dieser Ausrichtung abgestimmt. Mit der Reba RL von Rock Shox steckt in der Front eine der besten Crosscountry Gabeln, die schön leicht ist und dabei dennoch eine trailtaugliche Performance liefert. Der Monarch RL Dämpfer passt gut dazu – angesichts des sehr effizienten Hinterbaus kann man auf eine Plattformdämpfung verzichten.
Der Shimano SLX Antrieb mit 11 Gängen wird mit einer 11-42 Kassette von Sunrace kombiniert. Exotisch geht’s bei der Kurbel zu; hier kommt ein eigenes Modell zum Einsatz, das einen sehr wertigen Eindruck macht und auch optisch sehr gut zum Bike passt. Sportlich ist die Übersetzung: Das Narrow Wide Kettenblatt hat 32 Zähne – damit ist die kürzeste Übersetzung 32-42, die durchaus dicke Waden verlangt, wenn es mal ein wenig steiler wird. Hier müssen weniger fitte Fahrer nachbessern. 2-fach Fans dürfen sich zudem über die Umwerferaufnahme freuen.
Die Magura MT4 Bremsen mit 180er Scheibe vorn und 160mm hinten passt wie die restliche Ausstattung zu der leichten, XC-orientierten Ausrichtung des Trailbikes. Der deutsche Zweikolbenstopper schlug sich während des Tests überraschend gut, doch große Reserven bietet die Bremse während längerer Abfahrten nicht. Wie es sich für einen Allrounder gehört, darf auch am Marin eine versenkbare Sattelstütze nicht fehlen. Mit der Kind Shock Dropzone setzt man hier auf ein eher günstiges Modell; das ist zunächst kein Problem, da die Stütze sehr gut funktioniert und dank guter Remote auch ergonomisch zu bedienen ist. Optisch unschön ist jedoch die externe Verlegung der Leitung, die zudem auch nicht sonderlich elegant gelöst ist.
Solide Kost gibt’s bei den Laufrädern: Die Naben kommen von Formula, die 29mm breiten Alufelgen direkt von Marin. Darauf montiert ist ein Paar Schwalbe Nobby Nic Reifen – leider in der günstigen Performance Gummimischung.
Marin Rift Zone 7: Auf dem Trail
Zunächst einmal waren sich alle Tester einig, dass das Marin Rift Zone 7 ein an und für sich sehr schönes und optisch harmonisches Mountainbike ist – oder viel mehr: Sein könnte. Die gelungene Rahmenform wird durch die etwas unglückliche Leitungsverlegung der Variostütze gestört und die silberne Sattelklemmung passt farblich eher wenig zum Rest. Nach dem Aufsitzen gefällt insbesondere der enorme Vortrieb des leichten Carbonbikes: Klar, da spielt das Gewicht ebenso eine Rolle wie der gelungene Aufbau und nicht zuletzt auch das straffe Fahrwerk und die vortriebsorientierte Geometrie.
So fühlt sich das Marin im Uphill fast wie ein XC-Bike an – trotzdem war fast allen unseren Testern an steilen Rampen das Kettenblatt etwas zu groß und die Übersetzung damit zu schwer. Getauscht ist dieses im Falle der Fälle jedoch dank der 4-loch Aufnahme schnell und günstig. Ist man mal auf dem Trail, dann offenbart das Marin jedoch eine neue und für uns wirklich unerwartete Seite: Hatten wir zuvor ehrlich gesagt ein wenig den Eindruck eines „aufgebockten Crosscountry Bikes“, so zeigt es hier, dass das Rift Zone völlig zurecht den Titel Trailbike trägt. Der Hinterbau funktioniert extrem gut und fühlt sich nach deutlich mehr als die zu Verfügung stehenden 110mm an. Die Geometrie ist gelungen, ausgewogen und vermittelt viel Sicherheit – durchaus überraschend war, dass sich der steile Lenkwinkel nicht negativ bemerkbar machte. Nicht ganz Schritt halten kann die Gabel, deren Dämpfung vor allem im schweren Gelände etwas überfordert ist.
Die MT4 Bremsen sind gut dosierbar und für kurze und mittlere Abfahrten auch mit der gewählten Scheibengröße vollkommen ausreichend. Nur wer regelmäßig viele hundert Tiefenmeter am Stück fährt oder ein paar Gramm mehr auf die Waage bringt, sollte hier über größere Scheiben nachdenken. Einen kleinen Punktabzug gibt es zudem für die Reifen: Während die Performance Gummimischung des Nobby Nics im Trockenen noch ganz gut funktioniert, stoßen sie bei feuchten und schmierigen Bedingungen recht schnell an ihre Grenzen.