Test: Das Giant Trance Advanced 0 ist wohl der Alleskönner im Portfolio des Fahrrad-Giganten. Im Vergleich zum Vorjahresmodell wurde das Allround-Trailfully modernisiert und optimiert. Wir hatten die Gelegenheit die 6799,90 € teure Carbon Highend Variante ausgiebig zu testen.
Giant Trance Advanced 0: Rahmen
Der Hauptrahmen besteht aus Carbon der Advanced-Kategorie, welches in einer eigenen Fertigungsstätte von Giant, akribisch hergestellt wird. Durch diesen aufwändigen Prozess wird eine steife und leichtere Rahmenbauweise gewährleistet. In Verbindung mit dem optimierten Maestro-Dämpfungssystem bieten die 140 mm Federwerg viel Komfort bei Erschütterungen. Aber auch beim Pedalieren bleibt der Hinterbau sehr neutral. Zudem wird nun bei der oberen Umlenkung auf Carbon gesetzt. Die Neuerungen sollen nicht nur für einen tieferen Schwerpunkt sorgen, auch der Hinterbau soll dadurch effizienter arbeiten. Dieser wird aus AluxX SL hergestellt und bietet dabei ausreichend Platz für eine 27,5“ Bereifung. Des weiteren ist er robust genug um mögliche Steinkontakte unbeschadet zu überstehen. Übrigens: Der Rahmen besitzt eine ISCG-05 Aufnahme, wodurch eine Kettenführung oder wie bei uns, ein Taco-Bashguard montiert werden kann. Das Unterrohr sowie die Kettenstrebe werden durch einen hochwertigen Protektor geschützt.
Neu und auch bei anderen Herstellern aktuell wird auf das Boost System mit 110 mm vorne / 148 mm hinten gesetzt. Unverändert zum Vorgänger bleibt man dem PowerCore BB92-PressFit Tretlager ebenso dem OverDrive Steuerrohr treu. Nun zur Lackierung: Giant ist bekannt für seine farbenfrohen Designs, das Topmodell der Trance Serie strahlt in einen Grabberblue-Black Matt-Gloss. Die Optik wird dabei von den innen verlegten Zügen abgerundet.
Giant Trance Advanced 0: Geometrie
Der aktuelle Geometrietrend spiegelt sich auch im Trance wider. Der Reach wurde um 10 mm verlängert, die Kettenstrebe um 5 mm gekürzt und das Tretlager um 5 mm tiefergelegt. Der Lenkwinkel mit 67° ist unverändert und entsprechend des Einsatzbereichs eine solide Grundlage. Das Trance Advanced 0 wird in 3 Rahmengrößen S, M und L angeboten diese decken Fahrergrößen laut Hersteller von 1.65 bis 1.88 Meter ab. Aber auch Fahrer außerhalb der Größenangaben können in Trance Geschmack kommen, da bei anderen Ausstattung Varianten mehr Auswahl an Größen besteht. Zudem wird es auch 2018 in dieser Ausstattungsvariante einen XL Rahmen geben.
GIANT TRANCE ADVANCED 0 2017 Geometrietabelle
SMALL | MEDIUM | LARGE | |
Sitzrohr (in mm) | 380 | 431 | 482 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 580 | 610 | 630 |
Steuerrohr (in mm) | 100 | 105 | 130 |
Kettenstrebe (in mm) | 435 | 435 | 435 |
Radstand (in mm) | 1129 | 1160 | 1183 |
Lenkwinkel (in °) | 67 | 67 | 67 |
Sitzwinkel (in °) | 73,5 | 73,5 | 73,5 |
Reach (in mm) | 406 | 435 | 448 |
Stack (in mm) | 587 | 591 | 614 |
Giant Trance Advanced 0: Ausstattung
Rahmen | Giant Trance 27,5“ Advanced |
Federgabel | RockShox Pike RCT3 SoloAir, 150mm |
Dämpfer | RockShox Super Deluxe RC3, Metric Trunnion Mount |
Laufräder | GIANT TRX 0 Carbon Laufrad-System mit DT Swiss 240S Straightpull Naben |
Reifen VR | Schwalbe Nobby Nic Evolution |
Reifen HR | Schwalbe Nobby Nic Evolution |
Schaltwerk | Sram X01 Eagle |
Schalthebel | Sram X01 Eagle Trigger 1x12 |
Kurbel | Sram X01 Eagle |
Umwerfer | |
Bremse | SRAM Guide Ultimate, Hydraulik-Scheibenbremse |
Bremsscheiben | Sram Centerline-Rotoren (180mm) |
Sattelstütze | Giant Contact SL |
Sattel | Contact SLR |
Vorbau | Giant Contact SL |
Lenker | GIANT Contact SLR TR Carbon RiserBar, 19mm Rise, 31.8x750 |
Die Trailrakete gibt es in insgesamt 9 Verschiedenen Ausstattungsvarianten. Dabei reicht die Preisspanne von 1799,90 € bis hin zu stolzen 6799,90 €. Das ist ein Unterschied von fünftausend (!) Euro, aber angesichts der unterschiedlichen Ausführungen durchaus gerechtfertigt. Das von uns getestete Highend Modell bietet für 6799,90 € eine Ausstattung der absoluten Extraklasse. So wurden auch nur die hochwertigsten Teile verbaut, was ein 12 kg leichtes und zugleich sehr robustes Bike schafft. Eines der Highlights ist der 12-Fach Antrieb des US-Herstellers SRAM mit einer Bandbreite von 500 % (10 – 50 Zähne). Dieser Ermöglicht in Kombination mit dem 34 Zähne großen Ritzel steile Rampen, sowie lange Geraden kraftsparend zu bezwingen. Das RockShox Fahrwerk begeistert nicht nur in Sachen Fahrperformance. Die Fahrwerkskomponenten wirken optisch wie gemacht für das Bike.
Für ausreichend Verzögerung sorgt eine SRAM Guide Ultimate. Die 4 Kolben Bremsanlage kommt allerdings mit den 180 mm Scheiben bei langen Abfahrten an Ihre Grenzen. Für schwere Fahrer wären hier 203 mm Scheiben besser geeignet. Mit den hauseigenen Carbonfelgen und den DT Swiss 240S Naben bekommt man einen tubeless Laufradsatz, das mit gerade einmal 1455g sehr leicht und zudem auch sehr steif ist. Auf den Felgen werden serienmäßig Schwalbe Nobby Nic Evolution verbaut. Abweichend zur Serie saßen bei unserem Testbike Maxxis Reifen auf den Felgen. Nicht nur In Sachen Felgen setzt man auf die hauseigenen Produkte, auch bei der Sattelstütze greift man auf die äußerst robuste Contact Switch SL Variostütze zurück. An dieser befindet sich der dazugehörige Sattel der auch bei längeren Ausfahrten bequem ist.
Ebenfalls Marke Eigenbau ist das Cockpit das aus einen Contact SLR Carbon Lenker, Contact SL Vorbau und tactal double lock-on Griffen besteht. Die 750 mm breite und 60 mm lange Front ist für das M-Modell ebenso zeitgemäß.
Giant Trance Advanced 0: Fahreindruck
Kommen wir zum wohl wichtigsten Kapitel „wie fühlt es sich auf dem Trail an?“. Da ich selbst ein ähnliches Rad mein Eigen nennen darf, brauchte ich nicht lange, um mich auf dem Geschoss wohlzufühlen. Nach zahlreichen Ausritten auf den heimischen Trails, welche meistens mit viel Treten verbunden sind, ging es für ein paar Tage nach Tirol. Dort konnte dem Allrounder mal richtig auf den Zahn gefühlt werden. Es wurden steile Anstiege sowie technische Downhills im bekannten Bike Eldorado Nauders bezwungen. Zu meiner Überraschung ließ sich das Trailbike ähnlich gut wie ein Enduro bergab jagen. Die steife Bauweise ermöglicht ein sehr direktes Fahrverhalten, was den einen oder anderen Fahrer jedoch möglicherweise überfordern könnte. Unten im Tal angelangt muss man dann meist auch wieder rauf.
Ich muss zugeben, meist vergesse ich vor dem Anstieg das Fahrwerk zu sperren – so auch beim Trance. Durch das Maestro Dämpfungssystem, das sich nahezu identisch wie der VPP (Virtual Pivot Point) verhält, wird das Wippen des Hinterbaus jedoch nahezu komplett unterdrückt, auch mit offener Druckstufe. Es fällt mir schwer das Bike in eine Schublade zu stecken, zumal es sich kraftsparend bergauf sowie spielerisch bergab bewegen lässt. Allerdings sollte man sich im Klaren sein, dass das Mountainbike im Allmountain Bereich angesiedelt ist. Dies ist aber nur spürbar in der leichten Bauweise sowie die auf Dauer etwas zu schwache Bremse. Auf flowigen Trails gefiel mir die neue Geometrie besonders gut. Das tiefe Tretlager und die kurze Kettenstrebe sorgten für ein breites Grinsen in den Anliegern.
Auf ruppigen Strecken merkt man, wie gut der Hinterbau eigentlich ist. Der längere Reach rundet die Laufruhe dabei ab und man glaubt nicht, auf gerade einmal 140 mm unterwegs zu sein. Apropos „Laufruhe“; durch die 1×12 Fach Schaltung ist das Bike auch bergab angenehm leise. Die Schaltung überzeugte aber nicht nur durch ihre nicht vorhandene Geräuschkulisse, sondern setzt auch bei Schaltperformance Maßstäbe. Das breite Übersetzungsverhältnis ermöglicht es, auch steile lange Anstiege zu meistern und bergab leicht mitzutreten. Wenn wir schon mal beim Antrieb sind – schön, dass trotz des sehr leichten Gewichtes nicht auf ein Bashguard verzichtet wird. Dieser schützt das Kettenblatt vor unerwarteten Steinkontakt und macht klar: Das Trance ist nicht nur zum Posen gebaut.
Aber man muss ehrlich sein: Mit einem solchen Bike zieht man schon sehr viele Blicke auf sich. Deswegen macht es Spaß, den Alleskönner zu bewegen, ob im Bikepark oder auf der Straße zur Eisdiele.