Radsport: Paukenschlag während der WM. Die UCI hat sich dazu entschieden, die Anzahl der Fahrer pro Team bei allen internationalen UCI-Rennen zu verkleinern. Bei der Tour de France werden wir schon ab 2018 nur noch acht statt neun Fahrer in jeder Mannschaft sehen. Dies könnte gravierende Veränderungen nach sich ziehen.
7 Fahrer statt 8 und 8 statt 9
Geredet wurde über die Anzahl der Fahrer bei vereinzelten Rennen schon lange. Eine so plötzliche Entscheidung hat aber wohl niemand erwartet – schon gar nicht während der WM in Bergen. Doch die Regeländerung ist jetzt amtlich und wird schon in der kommenden Saison in Kraft treten. Künftig werden bei den Grand Tours acht statt neun Fahrer pro Mannschaft am Start stehen und bei den kleineren Rennen sieben statt bisher acht. Dies hat die UCI offiziell bekannt gegeben: „Um die Sicherheit der Fahrer, der Zuschauer und des Rennkonvois zu verbessern, hat das UCI Management Komitee entschieden, die Peloton-Größe auf maximal 176 Fahrer zu begrenzen. Dies trifft auf alle Veranstaltungen im UCI International Road Calendar zu. Deshalb werden maximal sieben Fahrer pro Mannschaft bei allen Rennen erlaubt sein, bei den Grand Tours acht.“
The UCI announces extensive modernisation of regulations https://t.co/MupEewaSyh pic.twitter.com/KvcmhFgDTh
— UCI_media (@UCI_media) 19. September 2017
Vorteile: Mehr Sicherheit & weniger Kontrolle
Die UCI begründet die Entscheidung bisher nur mit dem Argument, damit für mehr Sicherheit zu sorgen. Die Behauptung eines bestehenden Zusammenhangs scheint jedoch ziemlich an den Haaren herbeigezogen zu sein. Bei 22 Teams befinden sich durch die Regeländerung genau 22 Fahrer weniger im Peloton als bisher. Ob dies für weniger Stürze sorgt? Wohl kaum. Dennoch sorgt die Veränderung vielleicht für ein weniger eng gedrängtes Fahrerfeld – das wird die Zeit uns zeigen. Fabian Cancellara jedenfalls hat sich zu diesem Thema gegenüber Velomotion bereits vor rund drei Wochen eher skeptisch geäußert: „Man kann ja acht Rennfahrer und zwei Wochen machen. Denn aktuell sind es drei Wochen und neun Rennfahrer. Das ist schon ein Unterschied, ob Du zu acht oder zu neunt drei oder zwei Wochen fährst. Da braucht man natürlich Schützenhilfe. Man muss alles diskutieren, nicht nur einfach sechs oder acht Rennfahrer oder zwei oder drei Wochen. Ich denke, die Tour macht es sich ein bisschen einfach zu sagen, acht Rennfahrer bedeuten weniger Kontrolle.“ Das Argument der geringeren Kontrolle hat die UCI zwar nicht genannt, doch es schein sicher zu sein, dass auch dieser Gedanke dahinter steckt. Ausreißer sind deutlich schwerer wieder zurückzuholen und auch Teams wie Sky werden vielleicht nicht mehr drei Wochen lang alles kontrollieren können.
Nachteile: Kleinere Teamkader & einfältigere Ziele
Neben den beiden hauptsächlich dahinter steckenden Vorteilen gibt es zahlreiche Nachteile. Diese sind zwar noch nicht nachgewiesen worden, doch zumindest können sie stark befürchtet werden. So werden die Kader der Teams in den nächsten Jahren wohl stark schrumpfen. Da nun pro Wettbewerb ein Fahrer weniger als bisher benötigt wird, nimmt auch die Beanspruchung der Fahrer um rund zehn Prozent ab. Es wäre also die logische Konsequenz, wenn in Zukunft zwei bis vier Fahrer weniger in einen Kader aufgenommen werden. Dies wird vermutlich vor allem die jüngeren und unfertigen Fahrer betreffen. Wer bisher gerade noch den Sprung zu einem Profiteam geschafft hat, der könnte nun der Leidtragende der Regeländerung sein. Natürlich sind auch die so genannten Stagiares davon betroffen. Ein weiterer Nachteil könnte sein, dass die Teams sich nur noch auf ein Ziel konzentrieren können. Sich auf das Gelbe Trikot und das Grüne Trikot zu fokussieren – wie beispielsweise früher das Team Telekom oder in jüngster Vergangenheit das Team Saxo-Tinkoff – könnte der Vergangenheit angehören. Um einen Sprinter perfekt zu pilotieren, benötigt es mindestens vier bis fünf Topfahrer in der Ebene. Fährt man dann auch noch auf Gesamtwertung, gehen den Teamchefs die Fahrer aus. So oder so stehen den Vorteilen einige Nachteile gegenüber. Die Zeit wird zeigen, ob es sich um eine gute Entscheidung handelt oder nicht.