Radsport: Der Beruf des Radprofis ist hart. Fast so hart wie der Asphalt, auf dem man als Fahrer hin und wieder aufschlägt. Auch Kilian Frankiny vom Team BMC hat diese schmerzhafte Erfahrung schon häufiger machen müssen. Ganz besonders hart erwischte es ihn bei der Vuelta a Espana 2017. Auf der 15. Etappe brach er sich das Becken – und fuhr trotzdem die restlichen 70 Kilometer bis ins Ziel. Und das alles, nachdem sich der Schweizer nur wenige Monate zuvor schon einer Operation am Herzen unterziehen musste. In unserer Rubrik 5 to watch verfolgen wir Kilian Frankiny in dieser Saison etwas genauer. Denn wir glauben daran, dass der talentierte Profi aus dem Kanton Wallis trotz dieser Rückschläge eine großartige Zukunft vor sich haben wird.
Hinfallen und wieder aufstehen
„Es ist vollkommen egal, wie oft man im Leben hinfällt. Wichtig ist, dass man immer wieder aufsteht.“ Auf kaum ein Berufsleben lässt sich dieser abgedroschene Spruch wohl besser anwenden, als auf das eines Radprofis. Oft gehen Fahrer im Training und in den Rennen zu Boden. Glücklicherweise gehen die Stürze meist glimpflich aus – aber nicht immer. Kilian Frankiny hat es auf der 15. Etappe der Vuelta a Espana ganz besonders hart erwischt. Zuerst wurde in Spanien ein Oberschenkelhalsbruch diagnostiziert. Danach wurde korrigiert: Beckenbruch! Auch nicht viel besser. Die Leistung umso erstaunlicher: Der Schweizer fuhr die restlichen 70 Kilometer trotz seiner Verletzung bis ins Ziel. Dort war die Saison für ihn beendet.
Neue Diagnose: Beckenbruch! Die Saison 2017 ist somit zu Ende. Der Fokus liegt nun auf einer schnellen und guten Erholung. https://t.co/Db3kwvorL6
— Frankiny Kilian (@FrankinyKilian) 5. September 2017
Sein Kämpferherz musste gerichtet werden
Viel fahren konnte der Walliser ohnehin im Jahr 2017 nicht, denn zur Jahresmitte erhielt er ein Startverbot – ausgerechnet bei der Tour de Romandie. Der Grund? Sein Herz schlug zeitweise innerhalb von 10 bis 20 Sekunden mit bis zu 230 Schlägen pro Minute. Ein operativer Eingriff war nötig, um das dafür verantwortliche Herzmuskelgewebe zu veröden. Überraschend schnell erholte sich Frankiny. Er wurde sogar für die Vuelta a Espana nominiert. Dann kam der Sturz. Dennoch lässt sich der Schweizer davon nicht unterkriegen. Nach einer mehrwöchigen Pause und dem Sitzen im Rollstuhl schwang er sich schließlich wieder auf sein Bike. Dort kann er im Team BMC mit die besten Werte vorweisen. Angeblich soll nur Leader Richie Porte bessere Wattwerte haben.
Großartige Arbeit in der kleinen Schweiz
Es ist immer wieder erstaunlich, zu welchen Leistungen die Schweizer fähig sind. Nur etwas mehr als acht Millionen Einwohner leben in der Schweiz. Trotzdem schaffen sie es immer wieder, Top-Athleten auf die Straße und die Bahn zu schicken. Einen großen Anteil daran hat der ehemalige Profi und Auswahltrainer Daniel Gisiger. Durch das Schweizer Juniorenprojekt und das BMC Development Team haben es zahlreiche in den 90ern geborene Talente zu den Profis geschafft: Stefan Küng, Tom Bohli, Silvan Dillier und eben jener Kilian Frankiny. Als Stagiaire durfte Kili schon 2015 Profiluft schnuppern. Mit einem Vertrag hat es dann für die Saison 2017 geklappt. Für das Nachwuchsteam fahrend gewann er 2016 den Giro della Valle d’Aosta Mont Blanc. Bei der Tour de l’Ain wurde er Siebter. Hinter Dillier und Küng verpasste er in seiner ersten Profisaison den Schweizer Meistertitel, ehe er bei der Tour of Utah auf Rang #19 fuhr. Bei der Vuelta a España und der Volta a Catalunya gewann er mit der Mannschaft das Teamzeitfahren.
Name | Kilian Frankiny | |
Geburtstag | 26. Januar 1994 | |
Geburtsort | Reckingen | |
Nationalität | Schweiz | |
Größe | 188 cm | |
Gewicht | 68 kg | |
Aktuelles Team | BMC Racing Team | |
Spezialisierung | Klassementfahrer, Kletterer | |
Aktiv als Amateur | seit 2013 | |
Aktiv als Profi | seit 2017 | |
Bisherige Teams | 2013-2016: BMC Development Team 2015: BMC Racing Team (Stagiaire) seit 2017: BMC Racing Team |
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Größte Erfolge | #7 Tour de l'Ain 2016 #3 Schweizer Meisterschaft 2017 #1 Teamzeitfahren bei der Volta a Catalunya #1 Teamzeitfahren bei der Vuelta a España |
Über Helferdienste und viel Gesundheit zum Leader werden
Auf eigene Rechnung fahren wird Kilian Frankiny in der Saison 2018 wohl eher nicht. Siege dürfen seine Fans von ihm also (noch) nicht erwarten. Vielmehr wird es für den 23-Jährigen darum gehen, gesund und verletzungsfrei zu bleiben. Des Weiteren muss er sich bei den Profis auf der Straße erst einmal als Helfer beweisen. In einer so starken Mannschaft um Richie Porte, Greg Van Avermaet, Rohan Dennis und Tejay Van Garderen stellt man sich aber als Jungprofi gern hinten an – zumindest vorerst. Denn eigene Ambitionen hat auch Kilian Frankiny. Er gilt als starker Kletterer, der sich durchaus in den kommenden Jahren zu einem richtig guten Rundfahrer entwickeln könnte. Hoffen wir, dass er auf diesem Weg nur selten den Asphalt küsst. Aber wir wissen ja: Wichtig ist, dass man danach wieder aufsteht.
Kilian Frankiny: „Alles ist nach Plan gelaufen. Es ist gut zu wissen, dass wieder alles gut wird, wenn man seinem Körper die nötige Zeit gibt. Außerdem hat so eine Pause den Vorteil, dass ich nach meiner ersten Profisaison Zeit hatte, alles zu verdauen. Jetzt habe ich neue Energie und bin sehr motiviert.“
I connect the year 2017 with a lot of unforgettable memories! I wish you for 2018 all the best. Thanks for all your support during the last year. pic.twitter.com/ZZ7ayMsKAD
— Frankiny Kilian (@FrankinyKilian) 31. Dezember 2017
Quelle des Titelbilds: © Chris Auld Photography