Radsport: Noch treffen Fernando Gaviria (Quick-Step Floors) und Marcel Kittel (Katusha-Alpecin) nicht aufeinander. Allgemein sind die beiden in ihrer Karriere noch nie gegeneinander gefahren. Kein Wunder, denn schließlich waren sie bis vor wenigen Wochen noch Teamkollegen. Ab 2018 werden sie aber einen Kampf um den Titel „bester Sprinter der Welt“ ausfechten müssen – es wird ein harter Fight bis zum Zielstrich werden. Vielleicht wird er sogar im Fotofinish entschieden.
Kittel vs. Gaviria 0:0
Es ist nahezu unglaublich, dass es bislang noch nie ein Aufeinandertreffen zwischen Fernando Gaviria und Marcel Kittel gegeben hat. Der Kolumbianer ist seit 2013 als Amateur unterwegs, seit 2015 als Profi. Sogar schon seit 2007 seine Runden dreht der Deutsche. Bislang sind sie jedoch – im wahrsten Sinne des Wortes – aneinander vorbeigefahren. 2016 und 2017 standen beide beim belgischen Team Quick-Step Floors unter Vertrag. Die Teamleitung sah keine Veranlassung, beide Top-Sprinter am gleichen Rennen teilnehmen zu lassen. So kam es, dass Gaviria und Kittel in den vergangenen Jahren ihre Siege einfahren konnten, ohne sich jemals wirklich miteinander messen zu müssen. Gaviria kommt seit 2015 auf 28 Siege, Kittel auf 29. Durch den Wechsel Kittels von Quick-Step Floors zu Katusha-Alpecin werden die Radsportfans künftig ein Duell der Superlative zu sehen bekommen.
Ist Kittel vor Gaviria geflüchtet?
Seit Kittels Wechsel von Quick-Step Floors zu Katusha-Alpecin bekannt ist, kursieren Gerüchte, nach denen Kittel einer Auseinandersetzung mit Gaviria aus dem Weg gehen wollte. Ins Rollen gebracht hat diese Vermutung Brian Holm, der Sportdirektor vom Team Quick-Step Floors.
Brian Holm:
„Ich finde es sehr schade, dass Marcel geht, aber ich verstehe ihn. Er wollte einen Kleinkrieg mit Fernando Gaviria vermeiden. Der ist jung und hatte schon in diesem Jahr Ansprüche auf einen Tourstart angemeldet.“
Verständlich, denn schließlich dominierte Gaviria bereits die Sprint beim Giro d’Italia und will jetzt auch bei der Tour de France abräumen. Dass Kittel dann nach Vertragsende das Team wechselt, ist absolut nicht verwerflich und hat auch nichts damit zu tun, dass er der Konkurrenz aus dem Weg geht. Im Gegenteil: Durch den Wechsel wurde Gaviria erst zu einem richtigen Konkurrenten. Des Weiteren gab Kittel in einem Interview mit Eurosport zu, dass Gaviria bei der Entscheidung sogar eine Rolle gespielt hat.
Marcel Kittel:
„Der Hauptgrund war für mich, dass ich meine Chancen als Sprinter wahren wollte. Bei Quick-Step Floors gibt es mit Gaviria einen starken, jungen Mann, der auch seine Chancen bei der Tour sucht. Das hätte zwangsläufig zu einem Interessenskonflikt geführt.“
Wann kommt es zum ersten Showdown?
Noch ist nicht abzusehen, wann Kittel und Gaviria erstmals aufeinandertreffen werden. Der Rennkalender sieht in den nächsten Monaten zumindest noch keinen geplanten Fight vor. Marcel Kittel wird bei der Dubai Tour, der Abu Dhabi Tour und bei Paris-Nizza in die Saison starten. Fernando Gaviria ist gerade bei der Vuelta a San Juan aktiv und hat dort bereits sein erstes Rennen gewonnen. Danach bereitet er sich auf die Klassiker vor – und auf die Tour de France. Spätestens dort kommt es dann zum Battle of the Sprintstars.
Marcel Kittel:
„Ich fühle mich sehr gut, hatte einen guten Start und verstehe mich mit allen Fahrern super. Es ist eine lockerer und coole Atmosphäre. 2017 war ein Hammerjahr für mich. Die fünf Siege bei der Tour werden schwer zu toppen sein. Ich lass mich nicht verrückt machen und gehe mit Tony Martin an der Seite mit viel Selbstvertrauen in die neue Saison.“
Fernando Gaviria:
„Es ist ein neues Jahr und ich will meine Ergebnisse bestätigen und auf ihnen aufbauen. Ich hoffe auf einen reibungslosen Start in die neue Saison, damit ich für die Klassiker in bestmöglicher Verfassung sein kann. Ich bin neugierig, wie es ist, auf Kopfsteinpflaster zu fahren. Das sind Rennen, für die ich tiefe Liebe empfinde. Danach will ich 100 Prozent fit für die Tour de France sein. Dort ist das höchste Niveau. Es ist ein Traum, der wahr wird. Das wird nicht einfach, aber ich hoffe, dass ich eine Etappe gewinnen kann.“
Quelle der Titelbilder Gaviria & Kittel: Getty Images
Hintergrund vektor durch Freepik entwickelt