Test: Der B&W bike guard curv will mit innovativer Materialwahl und minimalistischem Aufbau die Vorteile von Radkoffern und Radtaschen verbinden. Nach anfänglicher Skepsis, wusste uns das Konzept schlussendlich doch noch zu überzeugen – wäre da nicht der Preis.
B&W gehört in der durchaus eher kleinen Nische der Fahrradkoffer bzw. -taschen durchaus zu den Platzhirschen. Der Hersteller aus Ibbenbürden in Westfalen hat für dieses Jahr allein vier Hardcase Koffer im Programm, zusätzlich noch zwei Taschen. Der B&W bike guard curv ist ein noch recht junges Modell und soll insbesondere diejenigen ansprechen, die ihr wertvolles Rad lieber in einem Koffer als in einer Tasche verstauen, dabei jedoch nicht den „Preis“ des zusätzlichen Gewichts bezahlen möchten. Und tatsächlich: Inklusive sämtlichem Zubehör bringt der B&W lediglich 11,26kg auf die Waage. Das ist zwar geringfügig mehr als die meisten Taschen, gleichzeitig jedoch auch deutlich leichter als andere Hartschalenkoffer.
Das „Geheimnis“ liegt dabei im von B&W verwendeten Material namens curv. Optisch erinnert es ein wenig an Carbon, jedoch handelt es sich dabei um einen eigens entwickelten Kunststoff, der den schwierigen Spagat zwischen Robustheit, Langlebigkeit und Gewicht meistern soll. Der Aufbau des B&W bike guard curv unterscheidet sich ebenfalls ein wenig, von dem, was man von traditionellen Koffern kennt. Im Grunde genommen handelt es sich um zwei große, nicht miteinander verbundene Kunststoffschalen, die mit gewohnt robusten Spanngurten gegeneinander fixiert werden. Das Rad im Inneren wird von viel Verpackungsmaterial und weiteren Gurten an Ort und Stelle gehalten.
Haptisch waren wir anfangs durchaus etwas enttäuscht: Gerade angesichts des hohen Preises von knapp 800€ hatten wir hier eine edle Anmutung erwartet, doch die beiden Kunststoffschalen fühlen sich nicht besonders hochwertig an. Die Ränder und Kanten sind teilweise ziemlich scharf und rau. Das Zubehör ist dafür sehr umfangreich: Vier Taschen für Komponenten und Zubehör liegen bei, daneben zwei Laufradtaschen und vier große Schaumstoffmatten, die den Inhalt zusätzlich schützen sollen.
B&W bike guard curv: Handhabung
Vor der ersten Benutzung müssen zunächst die insgesamt vier Rollen an den beiden „Kofferhälften“ montiert werden. Die gut bebilderte Anleitung hilft, die Platzverhältnisse zum Schrauben sind jedoch ein wenig eingeengt. Trotzdem: Das macht man schließlich nur ein Mal, insofern fällt dieser Arbeitsschritt nicht allzu sehr ins Gewicht. Danach kann man auch schon mit dem Verpacken des Rads loslegen. Wie inzwischen üblich müssen die Laufräder raus und der Lenker ab. So wird dann der Rahmen auf die Schaumstoffmatte gelegt – Rahmen- und Kettenstrebenschutz lassen sich schnell und einfach anlegen und schützen vor etwaigen Kratzern. So wird das Gefährt dann mit Hilfe von vier Gurten in der Schale festgezurrt.
Wer möchte, kann Zubehör (Pedale, Schnellspanner, evtl. Werkzeug und Ersatzteile) in den beiliegenden Taschen verstauen, die – zumindest bei klassischen Rahmenformen – gut zusätzlich in die Box passen. Nach einer weiteren Schicht Schaumstoff kommen dann die Laufräder in den leider ungepolsterten Laufradtaschen darauf. Abschließend gibt’s noch die letzte Schaumstoffmatte und der curv kann geschlossen werden. Die zweite Kofferhälfte wird aufgelegt und muss in die andere „eingefädelt“ werden – das kostet gerade die ersten Male etwas Zeit und Nerven, bis alles überall richtig sitzt.
Im letzten Schritt werden die Spanngurte mit Hilfe der massiven Metallschnallen eingehängt und die beiden Hälften gegeneinander verspannt. So bekommt der B&W bike guard curv seine endgültige Stabilität und macht dann auch einen richtig robusten Eindruck. Die Schalen lassen sich punktuell zwar etwas eindrücken, aber das sollte nur in äußerst ungünstigen Situationen zu Beschädigungen im Inneren führen.
Das Handling des Koffers ist sehr gut: Mit zwei starren Rollen hinten und zwei beweglichen vorn lässt er sich sehr gut manövrieren. Dank der hohen Qualität der Rollen kommen sie auch mit unebenen Untergründen gut zurecht.
Leider mussten wir nach unsrem Test – der meist auf Teppichboden stattfand – schon ein paar kleinere und größere Kratzer in den Kunststoffschalen feststellen. Optisch dürfte der B&W bike guard curv nach einigen Flügen also sicherlich etwas in Mitleidenschaft gezogen werden.