Radsport: Nach zwei hügeligen Etappen kommt es morgen bei der Tour de France 2018 wohl wieder zu einem Massensprint. Eine wichtige Rolle spielen könnte einmal mehr der Wind. Die vier 90-Grad-Kurven auf den letzten Kilometern sorgen für eine erhöhte Sturzgefahr. Zudem ist der letzte Kilometer leicht ansteigend. In unserer Tour de France Vorschau zur siebten Etappe gehen wir der Frage auf den Grund, ob Peter Sagan (Bora-hansgrohe) Fernando Gaviria (Quick-Step Floors) bezwingen kann.
Keine Einfache Anfahrt zum Massensprint in Chartres
Wie an einer Schnur gezogen führt die längste Etappe der Tour de France 2018 von Westen nach Osten. Gestartet wird um 12:05 in Fougères. Nach 231 Kilometern rechnet man mit der Zielankunft in Chartres zwischen 17 und 18 Uhr. Auf der Côte du Buisson de Perseigne wird eine Bergwertung der vierten Kategorie abgenommen. Danach sind noch 111 Kilometer zu fahren. Auf dem allgemein nahezu tellerflachen Profil gibt es 63 Kilometer vor dem Ziel in Berd’huis Punkte für die Sprintwertung und 32 Kilometer später Bonussekunden in Nonvilliers-Grandhoux. Die gesamte Zeit über dürften die Teams der Sprinter alle Ausreißer im Griff haben. Unter normalen Umständen sehen wir im Ziel einen Massensprint. Ein klassischer Sprint Royal könnte jedoch aus zwei Gründen verhindert werden: Zum einen ist der letzte Kilometer mit durchschnittlich zwei Prozent leicht ansteigend und zum anderen gilt es auf den letzten 7.000 Metern vier 90-Grad-Kurven zu meistern.
Quick-Step Floors muss die Arbeit allein machen – zurecht!
Kein Sprinter konnte bislang Fernando Gaviria (Quick-Step Floors) im direkten Duell bei der Tour de France bezwingen. Lediglich auf der zweiten Etappe stand der Kolumbianer bei der Siegerehrung nicht ganz oben auf dem Treppchen. Dort kam Fernando Gaviria zu Fall und spielte daher keine Rolle im Kampf um den Tagessieg. Allgemein haben die bisherigen Flachetappen gezeigt, dass die Mannschaft Quick-Step Floors klar die beste Sprintvorbereitung fährt. Da das Team und Gaviria selbst jedoch dermaßen überlegen sind, müssen die blau-weißen Männer die Nachführarbeit im Hauptfeld quasi ganz allein organisieren. Sportdirektor Brian Holm äußerte sich diesbezüglich aufgebracht nach Gavirias zweitem Sieg: „Ich weiß nicht, was mit ihnen los ist. Wir waren fast die ganze Zeit allein. Wollen sie nicht, dass ihre Sprinter gewinnen?“ Bora-hansgrohe-Sportdirektor Enrico Poitschke hatte prompt die passende Antwort parat: „Wir wollten nicht Arbeit leisten, nur damit Gaviria am Ende gewinnt.“
Velomotion-Prognose: An Fernando Gaviria führt kein Weg vorbei
Dass Bora-hansgrohe sich auf einer Flachetappe nicht an der Nachführarbeit beteiligt, macht aus taktischer Sicht durchaus Sinn. Denn Peter Sagan (Bora-hansgrohe) hat garantiert kein Interesse an einem Massensprint gegen Fernando Gaviria. Ihm ist er in der Ebene klar unterlegen. Selbst wenn Sagan hinter Gaviria Etappenzweiter wird, verliert er im Kampf um das Grüne Trikot satte 20 Punkte. Will Gaviria das Grüne Trikot gewinnen, wird sein Team also das Tempo im Peloton hochhalten müssen – zur Not eben ganz allein. Auf einen Poker sollten sie sich lieber nicht einlassen, denn dann wird sich Seriensieger Sagan die Punktewertung nicht nehmen lassen. Auch wenn es auf der siebten Etappe der Tour de France auf den letzten 1.000 Metern mit einer durchschnittlichen Steigung von zwei Prozent hinauf geht, sollte Quick-Step Floors erneut die Sprintvorbereitung dominieren. Sagan wird auf der ansteigenden Zielgeraden näher an Gaviria heranrücken, doch in unserer Tour de France Vorschau behaupten wir: Gaviria wird trotzdem seinen dritten Etappensieg einfahren.
*** Fernando Gaviria
** Peter Sagan, André Greipel
* Sonny Colbrelli, Alexander Kristoff, Arnaud Démare