Test: Bereits im Vorfeld der diesjährigen Eurobike kündigte der japanische Komponentenriese Shimano mit dem Steps E6100 einen neuen E-Bike Antrieb an. Dieser ordnet sich zwischen dem ebenfalls neuen E5000 und den MTB-Antrieben ein. Man möchte folglich sportliche City-Fahrer, Pendler und Trekkingfahrer damit ansprechen. Der Shimano Steps E6100 knüpft diesbezüglich nahtlos an seinen Vorgänger, den E6000 an, bringt jedoch eine Menge technischer Neuerungen mit.
Der Motor selbst passt nun in die Aufnahme des sportlichen E8000 und ist damit deutlich geschrumpft. Das macht sich auch beim Gewicht bemerkbar: Lediglich 2,8kg bringt der neue Shimano-Sprössling auf die Waage. Die kompakten Abmessungen erlauben es den Radherstellern außerdem, gewohnte Fahrradgeometrien zu realisieren, ohne allzu viel Rücksicht auf den Motor nehmen zu müssen.
Für die Energieversorgung sind neue Akkus zuständig, die ebenfalls kompakter sind als ihre Vorgänger und in 418Wh oder 504Wh Kapazität erhältlich sein werden. Im Zusammenspiel mit dem neuen Ladegerät schrumpfen die Ladezeiten erheblich. Der große Akku lässt sich von 0% auf 80% in lediglich 2,5 Stunden laden.
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Neues gibt es auch bei den Themen Display und Konnektivität. Das bereits vom E6000 bekannte Display hat ein kleines Redesign erhalten, bleibt im Großen und Ganzen jedoch wie gehabt. Gut ablesbar, hoher Kontrast. Neu hingegen ist die Bluetooth Smart und ANT+ Schnittstelle. Diese erlaubt das Anzeigen der Antriebs-Infos auf Endgeräten anderer Dritthersteller. Zum Marktstart arbeitet Shimano hier zunächst mit Garmin und Sigma zusammen. Als dritte Option lässt sich künftig auch das Smartphone (iPhone oder Android) als Display nutzen; hierfür wird es eine eigene Ride App geben.
Im Zuge der E61oo Präsentation lüfteten die Japaner auch den Vorhang vor der Inter5-E, der ersten echten E-Bike Schaltnabe aus dem Hause Shimano. Diese bietet eine Bandbreite von 263% verteilt über fünf Gänge. Sie kommt bestens mit der erhöhten Krafteinwirkung am E-Bike zurecht und ist wie gewohnt vollständig gedichtet und damit 100%ig witterungsbeständig und wartungsarm.
Der Shimano Steps E6100 im Praxistest
Technische Details sind schön und gut, aber am Ende kommt es dann trotzdem immer darauf an, wie sich der Antrieb in der Praxis schlägt. Hierfür hatte Shimano nach Berlin eingeladen, um im Praxisalltag eine Testflotte mit neuem E6100 Motor ausgiebig probefahren zu können. Neugierig wie ich bin, hatte ich mir gleich zu Beginn eines der Räder ausgesucht an dem nicht nur der neue Motor für die Unterstützung verantwortlich war, sondern ebenso mit der neuen Inter-5 Nabe bestückt war. Außerdem übernahm ein bereits im Vorfeld eingerichtetes Smartphone am Lenker in Verbindung mit der Ride App die Funktionen des Displays.
Zu Beginn entschied ich mich für den manuellen Schaltmodus und die niedrigste Unterstützungsstufe: Für die belebten Straßen Friedrichsains eine gute Wahl. Der Motor unterstützt deutlich spürbar, ohne jedoch unangenehm oder unnatürlich zu werden. Die Geräuschkulisse ist im Eco Modus selbst in kleinen Nebenstraßen ohne Verkehr kaum wahrnehmbar und ein deutlicher Fortschritt zum Vorgänger, der stets ein hörbares Summen von sich gegeben hatte. Das Wechseln der Unterstützungsstufe erfolgte an meinem Testrad durch einen kurzen Druck auf die Taste an der Bedieneinheit. Klein und unscheinbar hing diese im Kabel vor dem Vorbau und ist so für einigermaßen geübte Fahrer auch während der Fahrt problemlos erreich- und bedienbar. Wer mehr Komfort wünscht, kann natürlich auch eine herkömmliche Bedieneinheit am Lenker montieren.
Shimano Steps E6100: Widerstandslos dahingleiten
Die beiden anderen Unterstützungsmodi machen deutlich mehr Betrieb und beschleunigen das Rad auch ohne viel Mittreten schnell auf Geschwindigkeiten um 20km/h. Erreicht man die magische 25km/h, nimmt der Motor leider recht abrupt die Leistung heraus – hier hätte ich mir einen etwas sanfteren Übergang gewünscht. Hat sich der Motor jedoch erst einmal verabschiedet, geht das Treten spielend, da der komplette Antrieb vollständig entkoppelt und somit keinerlei Widerstand bietet. So kann man – falls gewünscht – das Rad auch recht problemlos ohne Motorunterstützung auf flachen Streckenstücken zu 100% mit Muskelkraft bewegen.
Schon nach wenigen Metern wandte ich mich außerdem der neuen Schaltnabe zu. Fünf Gänge klingen im ersten Moment nach ziemlich wenig, durch die große Bandbreite decken diese jedoch die relevanten Bereiche ab – gerade auch, weil sich Shimano dazu entschied, die leichten Gänge auszulassen. Schließlich benötigt man diese dank des Motors ohnehin nicht. Die Schaltvorgänge gelingen Di2-typisch knackig, schnell und jederzeit zuverlässig.
Shimano Steps E6100: Automatikschaltung kann überzeugen
Nicht ganz überzeugen konnte mich der bereits bekannte Schalthebel: Der Druckpunkt der beiden Tasten dürfte hier gerne ein wenig definierter sein. Umso besser, dass man diese meiner Ansicht nach im urbanen Einsatz aber gar nicht braucht: Die Schaltautomatik funktioniert einfach zu gut. Per kurzem Knopfdruck aktiviert, wechselt diese abhängig von diversen Parametern wie Tretleistung und Geschwindigkeit automatisch in den passenden Gang. Der Clou dabei: Der Schalthebel bleibt aktiv und man kann jederzeit von selbst den Gang wechseln, ohne die Automatik zu deaktivieren. Aus diesen manuellen Eingriffen erstellt die Automatik ein individuelles Nutzerverhalten und passt sich an.
Die dritte Neuerung prangte direkt am Lenker: Statt des Displays wurden sämtliche Infos vom Antrieb auf einem Smartphone dargestellt. Dafür verantwortlich zeigte sich eine Beta Version der Ride App, die bis auf einige kleine Schönheitsfehler schon problemlos funktionierte. Besonders schön und intuitiv ist die individuelle Einstellbarkeit der verschiedenen Bildschirme, zwischen denen es sich mit einem Wischen über das Display wechseln lässt.