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E-Bikes Tour und AlltagKompletträderTests

E-Bikes Tour und Alltag: Test: Klever B-Speed – Unkonventionelles S-Pedelec mit Vollfederung

29. Oktober 2018 by Michael Faiß

Klever B Speed

Test: Die B-Serie von Klever ist kein E-Bike Newcomer und hat sich seit ihrer Markteinführung vor einigen Jahren eine treue Fan-Gemeinde erarbeitet. Das ist nicht verwunderlich: Die unbestrittenen Qualitäten des Rads außen vor, bietet es eine Kombination, die man so selbst im vielfältigen E-Bike Markt nicht ein zweites Mal findet. Ob der eigenwillige Mix des Klever B Speed aufgeht? Wir haben es getestet.

Da wären zum einen die 24 Zoll kleinen Laufräder, die den Radstand und damit die Gesamtabmessungen des Klever B Speed kompakt halten. Zudem verleihen sie dem Rad einen spürbaren Spritzer Agilität verglichen mit der Konkurrenz.

Das zweite große Alleinstellungsmerkmal des kompakten Klever E-Bikes ist seine Vollfederung: 70mm vorn, 65mm hinten schlucken Unebenheiten auf schlechten Radwegen oder Pflasterstraßen zuverlässig weg. Der eine oder andere mag sich fragen, weshalb man nicht einfach ein Fully E-MTB verwenden könnte: Klar, aber hier fehlt der Komfort der Anbauteile wie Schutzbleche, Gepäckträger, Beleuchtung – zudem sind die meist sportlich orientierten E-MTBs bezüglich ihrer Sitzposition nicht mit einem urbanen Flitzer wie dem B Speed vergleichbar.



Dritte Besonderheit, die das B Speed mit allen Klever Mobility Rädern gemein hat: Der Nabenmotor im Hinterrad, der gegenüber Mittelmotoren unbestreitbare Vorteile hat: Dazu gehören neben der nicht vorhandenen Geräuschkulisse auch die Rekuperationsfunktion und ein breites Einsatzgebiet vom komfortablen Cruiser bis zum spritzigen S-Pedelec.

Klever B Speed: Die Mischung macht’s

Okay, zugegeben, als B Serien-Neuling war ich anfangs etwas skeptisch bezüglich des angestrebten Einsatzbereiches des Rads: Kleine Laufräder? Eine schwere Vollfederung für ein Citybike? In unserer Test-Variante auch noch als schnelles S-Pedelec? Kann diese gewagte Rechnung überhaupt aufgehen? Bevor wir zur Beantwortung dieser Frage kommen, zunächst einige Fakten zum Klever B Speed. Auf die Eckdaten – 24 Zoll Laufräder, Nabenmotor bis 45km/h und Vollfederung – sind wir bereits eingegangen.



Im Detail sorgt zudem ein 570Wh fassender Akku an unserem Testrad für die nötige Reichweite. Als Alternative bietet sich B Speed Käufern noch eine neue 850Wh Variante, wer sind mit einem 25km/h Pedelec begnügen kann, hat auch noch die Option auf 370Wh. In allen Varianten sitzt der quaderförmige Energiespeicher zwischen Sitzrohr und Steuerbereich auf Höhe des Tretlagers. Das sieht in Zeiten vollständiger Integration zunächst etwas seltsam aus, hat aber neben optischer Extravaganz auch einen funktionalen Hintergrund. Durch die Platzierung des Akkus wandert der Schwerpunkt des B Speed weit nach unten, was ein sattes und sicheres Handling befördern soll.

Zur angesprochenen Vollfederung gibt es nicht allzu viel zu sagen: 70 bzw. 65mm Federweg reichen locker auch für schlechteste Radwege aus, Offroad-Abenteuer sollte man damit jedoch eher nicht wagen – kein Problem, schließlich ist das B Speed dafür auch gewiss nicht konstruiert. Die verwendete Technik ist pragmatisch, eher simpel aber dafür äußerst wartungsarm. Stahlfedern in Gabel und am Dämpfer sind sofort einsatzbereit, können jedoch nur bedingt auf das Fahrergewicht eingestellt werden. Hier wäre man mit Luftfederelementen etwas flexibler unterwegs. Schön hingehen: In beiden fällen ist die Zugstufe einstellbar.



Gebremst wird am Klever B Speed mit der Magura MT4e, die neben ordentlich Power und hoher Standfestigkeit auch ans Rücklicht gekoppelt ist und damit beim Betätigen ein Bremslicht auslöst. Apropos Beleuchtung – hier setzt man auf bewährte Qualität von Supernova mit dem E99 Scheinwerfer an der Front, der ein Tagfahrlicht mitbringt und dem passenden E99 Tail Light 45 am Schutzblech hinten. Der kompakte Gepäckträger am Heck bietet Befestigungen für Fahrradtaschen – man sollte aufgrund der kompakten Abmessungen jedoch vor dem Kauf recherchieren, ob die gewünschten Taschen auch Platz finden.



Am Lenker, der per verstellbarem Vorbau an der Gabel befestigt ist, prangt auch Display und Steuereinheit für den Antrieb. Beide Funktionen sind in einem Gehäuse untergebracht und sind auf das nötigste reduziert. Das sehr gut ablesbare Monochromdisplay liefert die wichtigsten Infos und lässt sich durch die gummierten Tasten mit einem definierten Druckpunkt bedienen. Nur knapp daneben sitzt im übrigen die Taste für die Hupe, deren Lautstärke selbst die vieler Auto- und Motorrad Pendants deutlich übertreffen dürfte.

Klever B Speed: Agilität trifft auf Vortrieb

Genug der Technik, ab auf’s Rad und zurück zur Eingangsfrage: Kann die auf den ersten Blick etwas wilde Mischung des Klever B Speed aufgehen? Kurze Antwort: Ja, kann sie! Meine etwas längere Antwort: Überraschend flink und spritzig gibt sich das B Speed schon ab der ersten Pedalumdrehung. Überraschend deshalb, weil das Klever ein selbst für ein S-Pedelec beachtliches Gewicht von stattlichen 31,4kg auf die Waage bringt. Wer das Rad also in regelmäßigen Abständen durch Treppenhäuser schleppen oder auf Fahrradträger wuchten muss, sollte sich dessen bewusst sein. Nimmt man jedoch auf dem bequemen Sattel Platz, ist davon nicht mehr viel zu spüren.



Die Sitzposition ist bequem und aufrecht. Fast erhaben thront man über dem B Speed und hat so auch immer einen guten Überblick über das Geschehen auf der Straße. Passend dazu erfüllen Federgabel und Dämpfer ihren Job sehr gut und nehmen Schlaglöchern und kleineren Unebenheiten ihren Schrecken. Einen mindestens ebenso großen Anteil am hohen Fahrkomfort haben die großvolumigen Big Apple Reifen von Schwalbe, die auch auf nassem Untergrund erstaunlich viel Grip generieren. Die 10-fach XT Schaltung von Shimano wechselte wie gewohnt unauffällig und unproblematisch die Gänge. Die Bandbreite der 11-36 Kassette reicht für die meisten Bedingungen vollkommen aus.

Die Bedienung des Antriebs mithilfe der Steuereinheit geht ohne langes Studium der Anleitung auch weniger technik-affinen Fahrern schnell von der Hand, das Display dürfte zwar ein paar Infos mehr bereitstellen, ist andererseits jedoch auch gut ablesbar und lenkt nicht vom Fahrgeschehen ab. Die Beleuchtung macht ebenso wie Schutzbleche und Gepäckträger einen sehr guten Eindruck und ich konnte keinem der Anbauteile auch nur ein leises Klappern entlocken – egal wie rumpelig der Untergrund auch wurde.



Apropos Lautstärke: Der Heckmotor gibt selbst auf der höchsten Unterstützungsstufe keinen Mux von sich – und das obwohl er schon in den niedrigen Stufen spürbar anschiebt und Geschwindigkeiten bis 40km/h ohne große Anstrengungen ermöglicht. Will man die vollen 45km/h ausreizen, ist etwas mehr Eigeninitiative vom Fahrer von Nöten. So viel Power hat jedoch leider auch einen Nachteil: Im welligen Terrain sind mit dem „kleinen“ 570Wh Akku kaum mehr als 35km drin, selbst bei gedrosselter Unterstützung. Wer also das Klever B Speed nicht nur als Stadtflitzer, sondern auch als Überlandrad und Langstreckencommuter nutzen möchte, sollte definitiv über den 850Wh Akku nachdenken.

Klever B Speed



Fazit: Klever B Speed

Pro

  • Agiles Fahrverhalten
  • Gute Übersicht
  • Hoher Komfort
  • Kräftiger Motor

Contra

  • Sehr schwer
  • Begrenzte Reichweite
  • Stahlfederelemente schwierig abzustimmen

Fakten

RahmenmaterialAluminium
AntriebstypNabenmotor (hinten)
Gewicht31,4kg
Preis4.899 Euro
Web www.klever-mobility.com
Das unkonventionelle Klever B Speed konnte unsere anfängliche Skepsis durch ein insgesamt rundes Gesamtkonzept beseitigen und erwies sich als sehr komfortables und dank kleiner Laufräder äußerst agiles S-Pedelec. Der leise Nabenmotor hat ordentlich Dampf und dank Vollfederung kann man über schlechte Radwege nur müde Lächeln. Das hohe Gewicht und die ziemlich begrenzte Reichweite sollten vor dem Kauf jedoch berücksichtigt werden.
Stichworte:E-BikeKleverKlever MobilityNewsS-Pedelec

Über Michael Faiß

Michael Faiß hat in München Englisch und Geschichte studiert. Nach einem einjährigen Aufenthalt in England arbeitete er als Übersetzer unter anderem für das Magazin Procycling und das Degen Mediahouse. Außerdem ist er seit der Kindheit passionierter Radfahrer und –schrauber und fühlt sich vor allem abseits der asphaltierten Wege zuhause.

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