Radsport: Victor Campenaerts (Lotto – Soudal) hat es geschafft. Der Belgier konnte am heutigen Dienstag in Mexico den Stundenweltrekord von Bradley Wiggins brechen. Die Uhr stoppte den 27-Jährigen erst nach 55,089 Kilometer.
Campenaerts trägt sich in die Geschichtsbücher ein
Der Zeitfahr-Europameister Victor Campenaerts hat den Stundenweltrekord von Bradley Wiggins gebrochen. Mit einer wahren Meisterleistung auf der Radrennbahn im mexikanischen Aguascalientes fuhr er 563 Meter weiter als der Brite vor einigen Jahren in London. Victor Campenaerts präsentierte sich bereits vor seinem Versuch sehr demütig. In einem Interview gab er zu, in Bradley Wiggins den besseren Zeitfahrer zu sehen. Seine Chance sah der Belgier darin, in Mexico bessere Bedingungen vorzufinden, als Wiggins sie in London hatte. Damit lag er nicht falsch, denn die mexikanische Höhe in Aguascalientes verspricht dank des niedrigen Luftdrucks perfekte Voraussetzungen.
Still awaiting the official result, but one thing is sure, @VCampenaerts is the new #UCIHourRecord holder with over 55 kilometres an hour!
What a ride Victor!!! 🎉👏 pic.twitter.com/XrshprQtDb— Lotto Soudal (@Lotto_Soudal) 16. April 2019
Stundenweltrekorde durch Merckx, Anquetil & Coppi
Henri Desgrange war der erste Fahrer, der 1893 einen Stundenweltrekord aufstellte. Der Franzose konnte binnen 60 Minuten 35,325 Kilometer zurücklegen. Bekannt ist Henri Desgrange aber nicht nur deswegen. Schließlich gilt er als Gründer der Tour de France. Seinen Stundenweltrekord hielt er nur etwas länger als ein Jahr, da es anschließend zu zahlreichen Versuchen weiterer Profis kam. Unter anderem verbesserte der Schweizer Oscar Egg den Stundenweltrekord zwischen 1912 und 1914 gleich dreimal. Mit Fausto Coppi 1942, Jacques Anquetil 1956 und Eddy Merckx 1972 trugen sich auch die stärksten Fahrer in die Liste ein. Eddy Merckx konnte 49,431 Kilometer zurücklegen und damit den Stundenweltrekord über mehrere Jahrzehnte halten. Es wurden nämlich nur Versuche gezählt, welche mit einem klassischen Rennrad gestartet wurden. Technische Weiterentwicklungen kamen den späteren Profis daher nur zum Teil zugute. Erst der Brite Chris Boardman brach im Jahr 2000 die Bestmarke von Eddy Merckx – um nur zehn Meter.
Wiggins pulverisiert 2015 den Stundenweltrekord
Nachdem der Tscheche Ondřej Sosenka 2005 mit 49,700 Kilometer ein neuer Stundenweltrekord aufgestellt wurde, hob die UCI die strenge Regulierung auf. Fortan sollten auch Zeitfahrräder erlaubt sein. Der Deutsche Jens Voigt nutzte diese Gelegenheit zum Ende seiner Karriere. Im Velodrome Suisse in Grenchen konnte er dank der frisch erlaubten Bedingungen eine neue Bestmarke über 51,110 Kilometer aufstellen. Es folgten im Jahr 2015 neue Rekorde von Matthias Brändle 2014 (51,852 km), Rohan Dennis (52,491 km), Alex Dowsett (52,937 km) und Bradley Wiggins (54,526 km). Zuletzt gab es mehrere Versuche, den Stundenweltrekord des Briten zu brechen. Ebenfalls in Mexico scheiterten im vergangenen Jahr zum Beispiel Martin Toft Madsen und Dion Beukeboom. Auch der Schweizer Micah Gross war langsamer unterwegs. Bradley Wiggins sehr nahe kam der U23-Weltmeister Mikkel Bjerg. Mit erst 19 Jahren erreichte er 53,730 Kilometer. Der Däne wird es vermutlich zum Jahresende erneut versuchen. Dann wird er gegen die Zeit von Victor Campenaerts antreten.