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MountainbikesTests

Mountainbikes: Test: Radon Jealous AL 10.0 – Hochwertiges Alu-Hardtail mit dem gewissen Extra

26. April 2019 by Michael Faiß

Radon Jealous AL 10.0

Test: Das Radon Jealous AL 10.0 ist das Top Alu-Hardtail des Direktversenders und überrascht mit einer interessant-hochwertigen Ausstattung samt Variostütze und kräftiger Trail-Bremse. Im Test zeigte sich, dass das gewagte Konzept aufgeht.

Radon Jealous AL 10.0: Rahmen und Geometrie

Nachdem das Jealous vor einigen Jahren zunächst als Highend-Carbon Hardtail im Portfolio von Radon das Licht der Welt erblickte und das ehrwürdige Black Sin beerbte, schob der Direktversender aus dem Rheinland mit dem Jealous AL nur kurze Zeit später auch ein Pendant aus Aluminium hinterher. Vom Rahmenmaterial abgesehen, gleicht der Alu-Rahmen seinem „großen“ Bruder aus Carbon in vielen Punkten: Bis auf wenige Millimeter ist die ausbalancierte Geometrie identisch, natürlich gibt’s auch beim Jealous AL eine Boost Steckachse am Heck und auch innenverlegte Schaltzüge hat man dem Rahmen spendiert. Mit knappen 1.700g fällt der Alurahmen zudem auch verhältnismäßig leicht aus, ohne dabei jedoch zerbrechlich zu wirken. Während viele andere, leichte Alurahmen die haptische Anmutung einer Coladose in Fahrradform haben, wirkt das Jealous AL ausgesprochen stabil.

Schön! Die Außenhülle für die Schaltung verläuft innerhalb, die Bremsleitung außerhalb des Rahmens.
Der Rahmen ist hervorragend verarbeitet und macht einen äußerst robusten Eindruck.


Bei den Laufradgrößen bietet das Jealous AL – abhängig von der Ausstattungsvariante – die Wahl zwischen großen 29ern und kompakten 650b Laufrädern. Einzig das von uns getestete Topmodell Jealous AL 10.0 ist ausschließlich mit großen Laufrädern erhältlich. Bei Jealous AL 8.0 und 9.0 gibt es einen sogenannten Size Split: Der 16 Zoll Rahmen ist ausschließlich mit 27,5″ erhältlich, der große 22 Zoll Rahmen nur mit 29″. Bei den beiden Zwischengrößen hat man als Käufer die Qual der Wahl.

Auch wenn das Jealous AL also die Race-Gene seines Carbon-Pendants mitbringt, zeigt die Geometrie, dass das Hardtail auch als Allrounder hervorragend funktionieren dürfte: Mit der 100mm Federgabel ist es vorn nicht zu steil, das Oberrohr nicht zu lang: Sprich, auch Gelegenheitsfahrer dürften sich auf dem Radon Jealous AL nicht vorkommen wie auf einer Streckbank – zumal das Rad ab Werk mit einem für diese Radkategorie eher kurzen 70mm Vorbau (80mm bei XL) ausgeliefert wird.

Geometrie Radon Jealous AL 10.0

18"20"22"
Sitzrohr (in mm)440485525
Oberrohr horizontal (in mm)600622644
Steuerrohr (in mm)100115130
Kettenstrebe (in mm)432432432
Radstand (in mm)111411371160
Lenkwinkel (in °)69.469.469.4
Sitzwinkel (in °)74.274.274.2
Überstandshöhe (in mm)770805835
Reach (in mm)428446463
Stack (in mm)615629642


Der ab Werk aufgeklebte Strebenschutz in Carbonoptik schützt den Rahmen zwar vor Kratzern, dämmt jedoch die Geräusche der schlagenden Kette nicht.
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Radon Jealous AL 10.0: Ausstattung

Rahmen Jealous AL
Federgabel RockShox SID RL
Dämpfer -
Laufräder DT Swiss X1700 Spline Two 25
Reifen VR Schwalbe Racing Ray Speedgrip 2,25
Reifen HR Schwalbe Racing Ralph Speedgrip 2,25
Schaltwerk Sram GX Eagle
Schalthebel Sram GX Eagle
Kurbel Sram GX Eagle DUB 32t
Umwerfer Ohne
Bremse Magura MT Trail Custom
Bremsscheiben Magura Storm HC 180/160
Sattelstütze SDG Tellis Dropper
Sattel Selle Italia X3
Vorbau Race Face Turbine Basic
Lenker Race Face Turbine 740mm


Mit dem knapp 2.000 Euro teuren (oder günstigen…) Jealous AL 10.0 hatten wir die Top-Variante des Aluhardtails im Test. Ein durchaus stolzer Preis für ein Alu-Hardtail – dafür kommt das Jealous AL 10.0 jedoch auch mit einer Sahne-Ausstattung samt hochwertiger Variostütze. Doch fangen wir vorn an – bei der Federgabel. Hier steckt mit der SID RL das Topmodell von RockShox im Tapered-Steuerrohr, dessen DebonAir Luftkammer 100mm Federweg zu Verfügung stellt. Per Lockout lässt sich die Gabel während langer Anstiege zudem bequem vom Lenker aus blockieren.

Ergonomisch okay, optisch äußerst klobig: Die Remote zum Blockieren der Federgabel.

One-By Fans dürfen sich am AL 10.0 zudem über die GX Eagle Schaltung aus dem Hause Sram freuen, die mit 500% Bandbreite ihrer 2-fach Konkurrenz in puncto Bandbreite kaum noch nachsteht. Mit Bremspower von der Schwäbischen Alb wird das Radon Hardtail gestoppt: Die Magura MT Trail bietet mit ihrer Bremssattel-Kombination aus 4-Kolben Sattel vorn und zwei hinten mehr als ausreichend Power, ohne dabei an Dosierbarkeit vermissen zu lassen. Bei den Scheiben verbaut Radon vorn eine 180mm Storm HC, hinten die kleine 160er Variante.



Kurzer Vorbau, breiter Lenker: Das Cockpit vermittelt auch auf dem Trail viel Kontrolle.

Ein besonderes Highlight wartet im Sitzbereich: Radon hat es sich nämlich nicht nehmen lassen, an ihrem Alu-Topmodell eine Variostütze zu verbauen. Moment – eine versenkbare Sattelstütze? An einem solchen Rad? Braucht’s das denn überhaupt? Wir finden: Ja! Jedes Rad, das ab und an mal einen Trail zu Gesicht bekommt, profitiert enorm von einer Variostütze. Das Mehrgewicht ist dabei allemal zu verkraften, wenn man nicht auf jedes Gramm achtet. Mit der SDG Tellis steckt im Jealous eine noch recht neue Stütze, die jedoch mit ergonomischer Remote und geringen Bedienkräften der etablierten Konkurrenz in keinster Weise nachsteht.



125mm Verstellweg (150 bei XL) bietet die SDG Tellis Variostütze.
Daumen hoch für die ergonomische Remote.

Zu guter Letzt noch einige Worte zu den Laufrädern und den Reifen: Mit den DT Swiss X1700 in 25mm Breite rollt das Bike auf dem vielleicht perfekten Laufradsatz für das angepeilte Einsatzgebiet. Durchaus robust, breit genug auch für 2,35er Reifen, dabei jedoch ziemlich leicht und mit dem langlebigen Zahnscheibenfreilauf am Hinterrad. Die Reifenkombination aus Racing Ralph hinten und Racing Ray dürfte bei geringen Rollwiderstand auch auf dem Trail eine gute Figur machen. Schön: Die Laufradsatz-Reifen-Kombination ist tubeless-ready – wer also umrüsten möchte: Schlauch raus, Tubeless-Ventil und Milch rein, fertig!



Radon Jealous AL 10.0: Auf dem Trail

Das Radon Jealous AL 10.0 ist eines der Räder, für die es keine Eingewöhnungszeit braucht. Egal ob versierter Vielfahrer oder Mountainbike-Neuling: Sattelhöhe einstellen, aufsitzen, passt! Die Sitzposition ist nicht zu sportlich, rückt Fahrer oder Fahrerin aber dennoch in eine leicht gestreckte Sitzposition, aus der man ordentlich Druck auf’s Pedal bringen kann. Apropos Druck auf dem Pedal: Anfangs machte sich bei uns im Antritt etwas Ernüchterung breit, denn das Bike quittierte unsere Kurbelumdrehungen nicht ganz so spritzig wie wir es uns erhofft hatten. Nicht falsch verstehen – das Jealous AL ist weit davon entfernt, ein träges Bike zu sein, aber angesichts der leichten, hochwertigen Ausstattung hatten wir uns hier ein klein wenig mehr Beschleunigung gewünscht.

Umso überraschter – in positiver Hinsicht – waren wir dann jedoch von den Nehmerqualitäten des Alu-Hardtails auf den Trails. Das Handling ist lebendig, besticht jedoch gleichzeitig mit einer ungeahnten Laufruhe, die auch modernen Carbonrahmen in keinster Weise nachsteht. Überhaupt ist der Komfort des Jealous AL herausragend – der Rahmen scheint die Unebenheiten regelrecht aufzusaugen und zauberte uns immer wieder ein breites Grinsen ins Gesicht. Geht es dann mal wirklich steil nach unten, genügt ein sanfter Druck auf die Remote der SDG Variostütze und man kann bequem sein Gewicht nach hinten verlagern. Zum Wohlfühlfaktor tragen auch die hervorragenden Ergon Griffe und der bequeme Selle Italia Sattel bei.



Lässt man es dann wieder etwas ruhiger angehen und hört etwas in das Rad hinein, bemerkt man die vielen kleinen und großen Annehmlichkeiten der hochwertigen Ausstattung: Die GX Eagle Schaltung funktionierte zu jedem Zeitpunkt problemlos und wechselte die Gänge gewohnt knackig und präzise. Die Magura MT Trail Bremse hat eine Menge Power und gerade vorn ist sie für Anfänger mit etwas Vorsicht zu genießen – Schreckbremsungen könnten hier schnell ungeahnt schmerzhaft enden. Nach etwas Eingewöhnung weiß man jedoch um die Bremskraft und genießt die großen Reserven während der Abfahrt.

Bei Anstiegen zeigt sich das Jealous AL als Höhenmeterfresser: Wie in der Ebene ist es auch hier kein Sprinter, hat man jedoch seinen Rythmus gefunden, schmelzen die Berge nur so dahin. Das geringe Gewicht, der hohe Komfort und die angenehme Sitzposition helfen dabei enorm. Den Lockout für die Gabel haben wir jedoch quasi nie betätigt, da die hervorragende Druckstufendämpfung der SID auch im offenen Zustand Wippen in den meisten Fällen komplett unterdrückt.



Es mag Leute geben, die dem Radon Jealous AL 10.0 Unentschlossenheit vorwerfen wollen: Ein XC-Rahmen mit Variostütze und 4-Kolben Bremsanlage – macht das Sinn? Zugegeben, auch wir waren anfangs skeptisch, doch gerade in Zeiten von immer kleineren Nischen und immer spezielleren Rädern, ist es erfrischend, wenn ein Rad auf diese Schubladen pfeift. Ja, es gibt leichtere, spritzigere Räder. Ja, es gibt Räder die sich auf dem Trail noch besser bewegen lassen. Aber die wenigsten dort draußen möchten für jedes Einsatzgebiet ein eigenes Rad. Das Jealous 10.0 ist das perfekte Rad für all diejenigen, die ein flexibles, wartungsarmes Mountainbike suchen, mit dem sich von der sportiven Wochenendtour bis zum Trailausflug im Heimatrevier alles bewältigen lässt.

Fazit: Radon Jealous AL 10.0

Pro

  • Ausbalancierter Charakter
  • Leicht
  • Hohe Laufruhe
  • Komfortabel

Contra

  • Etwas träge im Antritt

Fakten

RahmenmaterialAluminium
Laufradgröße29 Zoll
Federweg100mm
Gewicht11,28kg
Preis1.999 Euro
Web www.radon-bikes.de
DownhillUphill
 
LaufruhigAgil
 
Das Radon Jealous AL 10.0 im Velomotion Fahrradmarkt
Das Radon Jealous AL 10.0 ist ein hochwertiges Aluminium-Hardtail mit wartungsarmer sorglos-Ausstattung und hervorragenden Fahreigenschaften. Sportiv, komfortabel und mit ungeahnten Nehmerqualitäten zeigte es sich während unseres Tests als ausgezeichneter Allrounder.
Stichworte:CanyonHardtailMTBRadonTrailhardtailXC

Über Michael Faiß

Michael Faiß hat in München Englisch und Geschichte studiert. Nach einem einjährigen Aufenthalt in England arbeitete er als Übersetzer unter anderem für das Magazin Procycling und das Degen Mediahouse. Außerdem ist er seit der Kindheit passionierter Radfahrer und –schrauber und fühlt sich vor allem abseits der asphaltierten Wege zuhause.

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