Test: 200 Euro für ein neues Fahrrad? Das geht im Falle des Stadler Dynabike Stadtrad sogar in ziemlich hoher Qualität und mit Komponenten, die aufhorchen lassen. Wer ein solides, einfaches Rad für die Alltagsnutzung sucht, sollte jetzt weiterlesen – oder direkt beim Anbieter surfen.
Alltagsräder im unteren bis mittleren vierstelligen Euro-Bereich? Im Zeitalter der Elektrobikes ist das nichts Besonderes mehr. Handel und Hersteller freuen sich, doch hier und da geht das Bewusstsein dafür verloren, dass sich das nicht jeder leisten kann oder will. Seien es Studierende auf der Suche nach einem preiswerten Rad, das im Fahrradständer vor dem Wohnheim keine Begehrlichkeiten weckt, oder Berufspendler, die für die Strecke vom Bahnhof zum Büro ein dauerhaft draußen geparktes Zweitrad brauchen: Der Bedarf an preiswertem, solidem Material für die tägliche Nutzung ist ungebrochen. An so ein Fahrrad werden natürlich keine hohen Ansprüche gestellt – eine aufwendige Gangschaltung ist ebenso unnötig wie eine teure, superhelle Lichtanlage. Wo aber außer am Gebrauchtmarkt findet man so etwas?
Beispielsweise bei Stadler. Der in Regensburg beheimatete Radhändler, der bundesweit mit 20 riesigen Filialen vertreten ist, bietet mit seiner Marke Dynabike derzeit ein Fahrrad an, wie es preiswerter kaum geht: 199 Euro kostet das Stadler Dynabike Stadtrad in der einfachsten Ausführung ohne Gepäckträger; mit Front- und Heckträger sind es 239 Euro. Das macht neugierig, zumal das Rad auf den ersten Blick einen recht soliden Eindruck macht: Der anständig verarbeitete Alu-Rahmen ist pulverbeschichtet, in der gleichen Farbe kommen die soliden Metallschutzbleche. Anders als bei billigen Rädern üblich, verbaut Dynabike einen modernen Ahead-Lenkervorbau sowie eine richtige Patentsattelstütze. Und schließlich weist das Rad zwei Details auf, die in dieser Preisklasse völlig unüblich sind: ein Exzentertretlager zur Kettenspannung sowie die „Automatix“-Zweigangnabe von SRAM. Letztere wird im Handel zum Einzelpreis von 90 Euro verkauft, wobei man dafür nicht einmal ein komplettes Laufrad bekommt, ganz zu schweigen von einem ganzen Fahrrad. Wie das sein kann? Der Streichpreis von knapp 400 Euro, der auf der Stadler-Homepage zu lesen ist, zeigt, dass dieses Rad einmal deutlich teurer angeboten wurde, und damit auch offiziell ein besonderes Angebot ist.
Die Nabe des Stadler Dynabike Stadtrad schaltet per Fliehkraftkupplung bei etwa 17 km/h; mit 36 % ist der Gangsprung ziemlich groß. Im Alltag funktioniert die Sache recht gut, wobei sich beim Schalten freilich ein ziemlich großer Abfall der Tretfrequenz ergibt. Ein klares Plus der simplen Schaltung ist, dass sie komplett ohne Hebel und Schaltzug auskommt – aufgeräumter geht es nicht. Im Nabengehäuse steckt zusätzlich eine Rücktrittbremse, was sportliche Radler nicht begeistern wird, hier jedoch eine gute Wahl ist: Die seilzugbetriebene Tektro-Scheibenbremse vorne ist nämlich mit ihrem einfachen Hebel kein bisschen bissig. Der Bremssattel wird mit dem heute nicht mehr gebräuchlichen IS2000-Standard an der Gabel montiert, was aber kein echter Nachteil ist: Wer will, könnte per Adapter eine hydraulische Bremse nachrüsten und müsste dafür keine 50 Euro ausgeben.
Wenn wir schon mal beim Umbauen sind: Während die Fahreigenschaften des Stadler Dynabike Stadtrad angenehm unauffällig sind, zeigt sich der winkelverstellbare Vorbau merklich flexibel. Wer kräftig am Lenker zieht, dürfte das unbefriedigend finden – kein Problem, bei Stadler gibt’s für unter 20 Euro solide, starre Ahead-Vorbauten. Die LED-Lichtanlage reißt nicht gerade Bäume aus und hat überdies den Nachteil, dass sie konventionelle Batterien aufnimmt, erfüllt erst einmal jedoch ihren Zweck. Das Zweibeinständer fällt ebenfalls nicht sehr stabil aus, aber auch hier darf man nicht den Preis des Komplettrades vergessen. Letzteres wiegt übrigens mit Pedalen rund 15,5 Kilo, was nicht allzu schwer ist; anders als unser Testrad ist das Stadler-Stadtrad in der Serie mit einem Metallkettenschutz versehen – natürlich ebenfalls in Rahmenfarbe. Rahmengrößen gibt es übrigens nur eine, dafür aber zwei Laufradgrößen 26 und 28 Zoll. Auf eine Federgabel wurde erfreulicherweise verzichtet – die wäre in dieser Preisklasse nämlich kaum zu gebrauchen und würde nur das Gewicht erhöhen.