Radsport: Nairo Quintana (Movistar) hat sich auf der 18. Etappe eindrucksvoll zurückgemeldet. Der Kolumbianer gewann das Teilstück letztendlich als Solist. Dennoch muss sich sein Team Movistar kritische Worte anhören. Der Vorsprung des Tagessiegers hätte nämlich deutlich größer ausfallen können, wäre die eigene Mannschaft ihm nicht hinterhergefahren. Im Kampf um Gelb gewann Egan Bernal (Ineos) einige Sekunden. Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step) wurde hingegen von der Konkurrenz weitestgehend in Ruhe gelassen.
34 Fahrer bilden die Spitzengruppe
In Embrun startete heute die erste von drei Alpen-Etappen der diesjährigen Tour de France. 208,0 Kilometer galt es bis nach Valloire zurückzulegen. Dabei stellten sich den Fahrern vier Bergwertungen in den Weg, drei davon führten über 2.000 Meter Höhe. Wie erwartet dauerte es lange, bis sich die Spitzengruppe des Tages bildete. Unter den 34 Fahrern waren unter anderem Romain Bardet (AG2R La Mondiale), Nairo Quintana (Movistar), Adam Yates (Mitchelton – Scott) und Tim Wellens (Lotto – Soudal). Der Schweizer Matthias Frank (AG2R La Mondiale) und die Deutschen Simon Geschke (CCC), Nils Politt (Katusha-Alpecin), Nikias Arndt (Sunweb) und Lennard Kämna (Sunweb) waren ebenfalls vorn vertreten. Leider gar nicht mehr bei der Tour de France am Start standen der Deutsche Tony Martin (Jumbo – Visma) nach seiner Disqualifikation und der Österreicher Lukas Pöstlberger (Bora – hansgrohe).
Movistar nutzt sein Potential nicht
Obwohl Movistar mit drei Mann in der Spitzengruppe vertreten war, beteiligte sich die spanische Mannschaft nicht bei der Tempoarbeit. Warum, sahen die Zuschauer spätestens am Col d’Izoard. Marc Soler forcierte das Tempo für seinen Kapitän Mikel Landa. Daraufhin wurde das Peloton schlagartig ausgedünnt. Fahrer mit fehlender Form, wie zum Beispiel Daniel Martin (UAE Team Emirates) verloren den Anschluss. Doch die erwartete Attacke von Mikel Landa blieb aus. So fuhr die Favoriten-Gruppe geschlossen den Col d’Izoard wieder hinab. Zahlreiche bereits distanzierte Profis konnten den Anschluss wiederherstellen. Damit hat sich Movistar ordentlich verpokert. Zum einen konnte Landa seine installierten Relais-Stationen in der Abfahrt nicht nutzen, zum anderen hat man aber durch die Tempoarbeit den Vorsprung der Gruppe um Nairo Quintana deutlich verringert. So verspielte Movistar sowohl die Chance, Quintana mit einem großen Vorsprung wieder in der Gesamtwertung zu platzieren, als auch mit Landa durch eine frühe Attacke einen enormen Zeitgewinn zu erzielen.
Quintana siegt – Movistar verliert trotzdem
In der Spitzengruppe ging es derweil um den Tagessieg. Die stärksten Kletterer der Ausreißergruppe attackierten mehrfach den Col du Galibier hinauf. So wurde die Gruppe immer kleiner. 7,0 Kilometer vor dem Gipfel setzte Nairo Quintana die entscheidende Attacke. Er ließ seine Begleiter stehen, gewann die Bergwertung und ließ sich auch in der Abfahrt nicht mehr einholen. So feiert das Team Movistar den Tagessieg in Valloire. Zugleich hat sich Nairo Quintana in der Gesamtwertung stark verbessert. Dennoch muss man die spanische Mannschaft auch als Verlierer des Tages bezeichnen. Sie hätten deutlich bessere Karten im Gesamtklassement gehabt, hätten sie sich klar entschieden: Entweder für Quintana oder für Landa. So hat nun Quintana zwar die Etappe gewonnen, doch durch die Tempoarbeit den Col d’Izoard hinauf, hat seine eigene Mannschaft den Vorsprung drastisch verkürzt. Etappenzweiter wurde Romain Bardet (AG2R La Mondiale) vor Alexey Lutsenko (Astana). Damit eroberte Bardet auch das Bergtrikot. Starker Vierter wurde Lennard Kämna (Sunweb). Der junge Deutsche bewies einmal mehr, dass er ein kommender Berg- oder Klassementfahrer sein wird.
Alaphilippe bedankt sich bei der Konkurrenz
Auch in Sachen Gesamtwertung ging es am Col du Galibier zur Sache. Das britische Team Ineos blies zum Großangriff. Zunächst konnte sich Egan Bernal lösen, später Geraint Thomas. Doch den Waliser konnten die Konkurrenten wieder einsammeln. Dabei distanzierte man Leader Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step). Doch der Vorsprung betrug am Gipfel nur in etwa 20 Sekunden. Diese fuhr Julian Alaphilippe in der Abfahrt problemlos wieder zu. Denn in der Favoriten-Gruppe ließ man tatsächlich Thibaut Pinot (Groupama – FDJ) über viele Kilometer hinweg das Tempo machen – obwohl Alaphilippe als bester Abfahrer und Pinot als einer der schwächsten bekannt ist. So brachte Egan Bernal letztendlich einen knappen Vorsprung vor den restlichen Favoriten ins Ziel, während Julian Alaphilippe sein Gelbes Trikot ohne großen Schaden verteidigen konnte. Fährt die Konkurrenz weiterhin taktisch so schwach, wird man dem Franzosen das Gelbe Trikot kaum noch entreißen können. Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) kam gemeinsam mit seinen Kontrahenten um den Podiums-Platz ins Ziel.