Radsport: Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) hat bei der Deutschland Tour zum Rundumschlag ausgeteilt. Der Norweger gewann nicht nur die Etappe, sonder eroberte neben dem Grünen Trikot auch das Rote Trikot. Der bisherige Leader Pascal Ackermann (Bora – hansgrohe) konnte nicht mehr folgen.
Eine 25 Mann starke Spitzengruppe
Gestern noch wurde darüber diskutiert, ob die Etappen der Deutschland Tour zu einfach sind. Doch wie bereits vermutet, können wir jetzt sagen: das ist nicht der Fall. Denn auf dem Weg von Marburg bis nach Göttingen waren 202,0 sehr wellige Kilometer zu absolvieren. Und wie so oft bestätigte sich auch heute der Spruch „die Fahrer machen das Rennen hart“. Direkt vom Start weg wurden zahlreiche Attacken geritten, auch von namhaften Profis. So konnte sich eine 25 Mann starke Gruppe, unter anderem mit Leader Pascal Ackermann (Bora – hansgrohe), dem Tour-Vierten Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe), Mehrfach-Grand-Tour-Sieger Vincenzo Nibali (Bahrain – Merida), Simon Geschke (CCC), Sonny Colbrelli (Bahrain – Merida), Enric Mas (Deceuninck – Quick-Step) und Jasper Stuyven (Trek – Segafredo), absetzen. Dahinter wurde Katusha – Alpecin zur Tempoarbeit gezwungen, da sie ihren Leader Nils Politt wieder in eine gute Position bringen wollten.
Pascal Ackermann wird durchgereicht
Durch die wilde Verfolgungsjagd war das Tempo in der ersten Rennstunde enorm hoch. Der Tacho zeigte 49 kmh. Logisch, dass viele Fahrer nicht mehr mithalten konnten und aus ihren jeweiligen Gruppen zurückfielen. Hinauf zur Bergwertung in Waldeck, die Davide Vilella (Astana) gewann, musste auch Pascal Ackermann reißen lassen. Wenig später wurde der gestrige Etappensieger vom Hauptfeld geschluckt. Dieses teilte sich anschließend – und Ackermann befand sich im zweiten Teil des Feldes, welches schnell 1:30 Minuten Rückstand hatte. Statt einen möglichen weiteren Massensprint zu gewinnen, drohte Ackermann nun die gesamte Deutschland Tour zu verlieren. Gar nichts mehr erreichen können hier Caleb Ewan (Lotto – Soudal) und Luke Rowe (Ineos). Beide stiegen im Laufe der Etappe aus. Bereits gestern gar nicht angetreten war Alberto Bettiol (EF Education First).
Remco Evenepoel hält das Peloton an der langen Leine
Das Renngeschehen wollte sich heute den gesamten Tag über einfach nicht beruhigen. Nachdem die übrig gebliebenen Ausreißer gestellt wurden, hagelte es sofort die nächsten Attacken. Bei seinem dritten Versuch gelang es Remco Evenepoel (Deceuninck – Quick-Step), sich als Solist zu lösen. Dahinter versuchte ein Trio, bestehend aus Diego Ulissi (UAE Team Emirates), Julien Bernard (Trek – Segafredo) und Riccardo Zoidl (CCC), den Kontakt herzustellen. Als diese jedoch merkten, dass sie – obwohl zu Dritt – gegen Remco Evenepoel immer mehr Zeit einbüßten, gaben sie ihr Unterfangen auf. Fast zeitgleich fanden die beiden Hauptfelder wieder zueinander und Bora – hansgrohe und das UAE Team Emirates übernahmen das Kommando. Doch ihre Aufgabe sollte nicht einfach werden, denn Remco Evenepoel hatte bereits einen Vorsprung von über drei Minuten. Die gute Nachricht war lediglich, dass wir gerade erst Halbzeit hatten und noch rund 100,0 Kilometer bis zur Universitätsstadt Göttingen zu absolvieren waren.
Alexander Kristoff übernimmt die Deutschland Tour
In Göttingen wurde der Anstieg in der Herzberger Landstraße zweimal absolviert, da die Profis nach der ersten Überquerung der Ziellinie noch eine Runde extra drehen mussten. Der Vorsprung von Remco Evenepoel sank in sich zusammen. Zu lang war sein Solo, zu stark die Interessen der Teams dahinter. Vor allem Ineos und das UAE Team Emirates wollten den Zusammenschluss herstellen. So wurde der junge Belgier durchgereicht, während es weitere Attacken hagelte. Doch wirklich absetzen konnte sich niemand mehr. So kam es zum Sprint eines stark dezimierten Hauptfeldes, den Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) vor Sonny Colbrelli (UAE Team Emirates) gewann. Damit übernimmt der Norweger nicht nur die Führung in der Sprintwertung, sondern auch in der Gesamtwertung. Der Schweizer Marc Hirschi (Sunweb) ist neuer Gesamtvierter.