Radsport: Jetzt ist es raus! Marcel Kittel hat seine Karriere beendet. Der Grund: fehlende Motivation.
Kittel: „Ich habe jede Motivation verloren“
Lange wurde über die Zukunft von Marcel Kittel spekuliert. Zuletzt gab es Gerüchte, er könnte sich eventuell dem niederländischen Team Jumbo – Visma anschließen. Doch jetzt hat sich der Deutsche selbst geäußert und sein Karriereende offiziell bekannt gegeben. In seiner Stellungnahme ist deutlich herauszulesen, dass er die Motivation für die Quälerei in diesem harten Sport verloren hat. Nach seinem 14. Etappensieg bei der Tour de France 2017 im Trikot der belgischen Mannschaft Quick-Step, wechselte Marcel Kittel zu Katusha – Alpecin. Dort wurde er jedoch nie glücklich und seine Leistungen ließen stark nach. Im Mai diesen Jahres löste er beim Schweizer Rennstall seinen Vertrag auf.
Die Aussagen von Marcel Kittel im Wortlaut
In seiner Stellungnahme nannte Marcel Kittel die Gründe für seine Entscheidung. Gegenüber der Mediengruppe Thüringen ging er auch auf seine Zukunft ein.
„Die große Frage der letzten Monate war für mich: Kann und will ich mich noch so für den Sport aufopfern, wie es für ein Weltklasse-Niveau nötig ist? Und meine Antwort heute ist: Nein, das will ich nicht mehr, weil ich die Einschränkungen als Spitzensportler auch immer mehr als Verlust an Lebensqualität empfand.
Schmerzen definieren den Sport, die Welt, in der du lebst. Ich habe jede Motivation verloren, mich weiter auf dem Rad zu quälen. Ich habe mir zu der Entscheidung sehr viele Gedanken gemacht und sie mit meinen engsten Freunden und meiner Familie gemeinsam besprochen. Dieser Entscheidungsprozess ist keiner, der nur binnen weniger Monate abgelaufen ist, sondern über längere Zeit: Es gab während meiner sportlichen Laufbahn über fast 20 Jahre wahnsinnige Erfolge aber auch mal schwierige Phasen. Ich bin immer jemand gewesen, der in diesen Situationen Geschehenes offen hinterfragt und reflektiert hat, um davon zu lernen und besser zu werden. Das hat mich, zusammen mit den Menschen um mich herum, zu dem erfolgreichen Sportler gemacht, der ich jetzt bin, aber dieses Denken half mir auch alte Pfade zu verlassen und Neues kennenzulernen. Ich weiß, dass da noch mehr ist als nur Sport, zum Beispiel meine zukünftige eigene Familie.
Im Laufe der letzten Zeit ist der Gedanke an diese Zukunft ohne Rad bei mir immer größer geworden und gleichzeitig auch die Wahrnehmung für die Entbehrungen, die ein so wahnsinnig schöner, aber auch sehr harter Sport wie der Radsport mit sich bringt.“
Kittel ist deutscher Rekordhalter bei der Tour de France
Der in Arnstadt geborene Marcel Kittel blickt auf viele erfolgreiche Jahre als Profi-Radsportler zurück. 2007 begann er seine Laufbahn im Team Thüringer Energie. Nach seinem Wechsel zu Skil – Shimano bzw. zum Team Argos – Shimano stieg er zum Weltklasse-Sprinter auf. 2016 sicherte sich Quick-Step die Dienste des Blondschopfs. Insgesamt gewann Marcel Kittel 14 Etappen bei der Tour de France, womit er alleiniger deutscher Rekordhalter ist und unter anderem auch Erik Zabel überholen konnte. Besonders erfolgreich war er 2017, als er fünf Etappen bei der Frankreich-Rundfahrt gewann. Danach jedoch ging es bergab. Dem Wechsel zu Katusha – Alpecin folgten keine guten Resultate. Neben seinen Erfolgen bei der Tour de France gewann er außerdem vier Etappen beim Giro d’Italia, eine bei der Vuelta a Espana und fünfmal den Scheldepreis. Im Alter von 31 Jahren beendet Marcel Kittel also eine äußerst erfolgreiche Karriere.