Test: Das Conway GRV 1200 bringt für unter 3.000 Euro einen hochwertigen Carbonrahmen samt rundum überzeugender Ausstattung mit. In der Praxis zeigt es sich agil und spritzig, seine Sitzposition dürfte insbesondere sportlichen Fahrern gefallen.
Conway GRV1200 2020: Die Fakten
Rahmenmaterial: Carbon
Laufradgröße(n): 700cc
Maximale Reifenfreiheit: 45mm
Achsmaß (v/h): 12×100 / 142×12
Schutzblechösen: Ja
Gepäckträgerösen (v/h): Nein
Flaschenhalter: Unterrohr oben, Sitzrohr
Gewicht Laufräder v/h/gesamt (mit Reifen und Bremsscheiben): 1.540g / 1.651g / 3.191g
Gewicht Komplettrad ohne Pedale (Größe M): 8,93kg
Preis: 2.999 Euro
Sportlicher Rahmen mit Crosser-Genen
Knapp drei Jahre ist es her, dass Conway mit der GRV Serie sein erstes Gravelbike der Öffentlichkeit vorstellte. Der Name ist bis heute gleich geblieben, das Rad bzw. der Rahmen sind mit der Zeit gegangen, auch wenn das Conway GRV seinem ursprünglichen Ansatz treu geblieben ist: Ein sportliches Gravelbike, das sich bei einem Crossrennen ebenso wohl fühlen soll wie auf der Feierabendrunde oder auch der etwas gemütlicheren Tour mit der Familie. Erhältlich ist es mit Carbon- und Alurahmen und in insgesamt vier Ausstattungsvarianten. Das von uns getestete Topmodell GRV 1200 kommt natürlich mit besagtem Carbonrahmen und bleibt mit seinem Gewicht trotz des verhältnismäßig günstigen Preises von knapp 3.000 Euro klar unter der 9kg-Marke.
Optisch weiß der Rahmen auf den ersten Blick zu gefallen und bringt neben den in dieser Preisklasse selbstverständlichen Features wie innenverlegten Zügen oder Steckachsen auch clevere Details mit: Am Hinterbau lässt sich ein optionaler Steg montieren, um hier Schutzbleche befestigen zu können, der Bereich am Sitzrohr ist so gestaltet, dass sich das GRV beispielsweise beim Crossrennen bequem schultern lässt. Etwas überraschend setzt Conway beim Stützenmaß auf 31,6mm – der große Durchmesser könnte etwas zu Lasten des Komforts gehen. Richtig gut schaut es für die Freunde dicker Reifen aus: Rahmen und Gabel bieten massig Platz und unserer Einschätzung nach sollten auch 45mm Reifen hier noch genügend Platz haben, um sich auch mit einer Schlammpackung noch frei drehen zu können. Ein wenig Federn lassen muss der Rahmen in puncto Montagemöglichkeiten – hier muss man sich mit zwei Flaschenhaltern und Ösen für Schutzbleche begnügen.
Bei der Geometrie blitzt in einigen Details der Crosser im Gravelbike hervor: Da wäre der ziemlich steile Lenkwinkel und auch die mit 420mm ausgesprochen kurzen Kettenstreben. Der Radstand bleibt damit kompakt und die Zahlen versprechen ein agiles Handling, das vor allem sportlichen Fahrern entgegenkommen dürfte.
Geometrie Conway GRV 1200 2020
S | M | L | XL | |
Sitzrohr (in mm) | 470 | 500 | 530 | 555 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 528 | 545 | 570 | 590 |
Kettenstrebe (in mm) | 420 | 420 | 420 | 420 |
Radstand (in mm) | 998 | 1011 | 1026 | 1046 |
Lenkwinkel (in °) | 71 | 71.5 | 72 | 72 |
Sitzwinkel (in °) | 73.5 | 73.5 | 73 | 73 |
Reach (in mm) | 361 | 374 | 388 | 402 |
Stack (in mm) | 564 | 576 | 597 | 616 |
Durchweg hochwertige Komponenten mit kleinem Makel
Wie gesagt: Das Conway GRV 1200 Carbon ist das Topmodell der Modellreihe und bringt für die knapp 3.000 Euro, die es beim Fachhändler kostet, neben dem Carbonrahmen und der Vollcarbongabel auch eine bis ins letzte Detail überzeugende Ausstattung mit. Beim Blick auf die Spec-Tabelle muss man sich fast schon fragen: Warum mehr ausgeben?
Rahmen | Conway Gravel Carbon |
Federgabel | Carbon DU |
Laufräder | DT Swiss GR1600 |
Reifen | Schwalbe G-one Allround 40mm |
Schaltwerk | Shimano RD-RX810 GRX |
Schalthebel | Shimano ST-RX810 GRX |
Kurbel | Shimano FC-RX810 31/48 GRX |
Umwerfer | Shimano GRX |
Bremse | Shimano BR-RX810 |
Sattelstütze | Conway Patent 31.6mm |
Sattel | Conway 1489 Sport superlight |
Vorbau | FSA Energy |
Lenker | FSA Adventure Gravel Compact |
Bemerkenswert ist die Ausstattung mit einer kompletten Shimano GRX 2-Fach Gravelgruppe samt entsprechender Bremsen. Das bieten zwar auch andere Räder in dieser Preisklasse, meist sparen die Hersteller dann jedoch bei Kurbel oder den Bremsen, wo oftmals anstelle der RX8xx Komponenten die günstigeren RX6xx Teile verbaut werden. Anders am GRV 1200 Carbon: Hier gibt’s eine lupenreine GRX RX810 Gruppe mit der 2-fach Kurbel und ihrer spannenden Kettenblattkombination aus 31er und 48er Blatt. Gemeinsam mit der 11-34 Kassette kommt man so auf eine sehr gute Bandbreite von 479% und kleine Gangsprünge. Optimal für anspruchsvolle Fahrer.
Dieser positive Eindruck setzt sich bei den Laufrädern fort: Hier gibt’s bewährte Qualität aus dem Hause DT Swiss. Der GR1600 Laufradsatz ist dabei nicht nur leicht, sondern bringt auch den langlebigen und nahezu wartungsfreien Zahnscheibenfreilauf mit. Das Cockpit des Conway kommt von FSA und lässt sich wohl am ehesten als unspektakulär beschreiben. Der Adventure Compact Lenker bringt mit 12° einen angenehmen und nicht zu extremen Flare mit. So können Freunde der Gravel-Lenker im Gelände am Unterlenker greifen um mehr Kontrolle zu bekommen, wer lieber klassische Lenker fährt, dürfte sich daran aber dennoch nicht stören.
Der einzige wirklich Kritikpunkt bei der Ausstattung bleibt die Sattelstütze: Die 31,6er Alustütze ist extrem steif, flext kaum und tut dem Komfort des Bikes keinen Gefallen. Die gute Nachricht: Wer möchte, kann mit einem passenden Adapter auch problemlos und recht kostengünstig eine 27,2mm Stütze nachrüsten.
Let’s Gravel
Das Conway GRV 1200 Carbon steht mit seinem überarbeiteten Carbonrahmen auf den ersten Blick ausgesprochen ansprechend da und soll den Spagat zwischen Gravelbike und Cyclocrossrad schaffen.
Diese Crosser-DNA versrüht das GRV 1200 bereits bei den ersten Pedalumdrehungen. Nicht nur die Geometrie sorgt für eine sportliche Sitzpositon, sondern auch das Fahrverhalten ist sehr direkt und agil. Ja, damit kann man sich durchaus mal auf die Rennstrecke wagen! Verwendet man aber die kompletten Spacer kann man die Position auch ganz gut entschärfen und für eine etwas aufrechtere Position sorgen. Aus dem Conway wird so zwar auch kein reinrassiger Tourer – aber das will es auch überhaupt nicht sein.
Vor- und Nachteil zugleich ist die hohe Steifigkeit am Conway GRV 1200, denn so wird die Kraftübertragung zwar begünstigt, jedoch leidet der Fahrkomfort etwas darunter. Leider trägt auch die 31,6er Alustütze nicht unbedingt dazu bei, dass das Conway im Gelände Schläge wegsteckt. Immerhin: Per Adapterhülse (Einstecktiefe beachten!) kann man auch recht problemlos eine 27,2mm Stütze einbauen, die hier Abhilfe schaffen dürfte.
Richtig gut gefiel uns die optische Gestaltung des Rahmens – seine markanten Linien und die kantige Formgebung hebt ihn angenehm von der Masse ab. An den durchgezogenen Sitzstreben am Sitzrohr lässt sich das Rad auch ziemlich bequem Schultern – interessant für die Cyclocross-Freunde. Die innenverlegten Züge gehören zwar zum Standard, sind aber aufgrund ihrer gelungenen Einführung in den Rahmen positiv hervorzuheben. Diese führen auch dazu, dass man aus dem Rahmeninneren keinerlei Klappern vernehmen kann. Mit weiteren Details, wie der abnehmbaren „Fender Bridge“, die eine Montage des hinteren Schutzbleches vereinfacht, aber auch für mehr Reifenfreiheit weggelassen werden kann, soll man mehr Vielseitigkeit erhalten. Leider verzichtet aber der Rahmen komplett auf Ösen oder Montagepunkte für Taschen und Träger, was ein Bikepacking-Abenteuer erschweren dürfte.
Mit kompletter Shimano GRX zweifach Gruppe ist man bestens bedient und sollte für jedes Abenteuer gewappnet sein, den sowohl die Funktionalität, als auch die Bandbreite der speziellen Gravel-Gruppe sind kaum zu überbieten. Ein weiterer Hingucker sind die hochwertigen DT Swiss Laufräder, welche auf jedem Untergrund durch ihre robuste Bauart und leichten Laufeigenschaften überzeugen dürften.
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