Radsport Highlights: Marco Pantani hat in den Bergen nicht selten beeindruckt. Eine seiner Glanzleistungen lieferte er uns beim Giro d’Italia 1999 hinauf nach Oropa.
Pantani war auf dem Höhepunkt seiner Karriere
Wir schreiben das Jahr 1999. In Italien ist die Radsportbegeisterung – wo sie ohnehin schon immer sehr extrem ist – so groß wie vielleicht noch nie. Das Land hat einen neuen Helden: Marco Pantani. In der Saison zuvor gewann der Italiener den Giro d’Italia und die Tour de France. Mit seiner aggressiven Fahrweise im Hochgebirge eroberte er nicht nur die Herzen der Tifosi im Sturm. Genau so sollte es in den Augen der großen Fangemeinde auch 1999 weitergehen. Und es sah gut aus. Denn beim Giro d’Italia übernahm Marco Pantani nach leichten Anfangsschwierigkeiten schließlich doch die Kontrolle. Nach der 14. Etappe übernahm er die Maglia Rosa. Insgesamt sollte er vier Etappen gewinnen, eine davon am 30. Mai. Das Teilstück führte das Fahrerfeld über 143 Kilometer von Racconigi nach Oropa. Es war bergig und die Anstiege ungleichmäßig – genau nach dem Geschmack von Marco Pantani.
Den Gesamtsieg hatte er so gut wie sicher
Die 15. Etappe hinauf nach Oropa präsentierte den Radsportfans den besten Marco Pantani aller Zeiten. Kurz vor Beginn des Anstiegs erlitt er eine Panne. Während vorn die Post abging, musste der Pirat auf den Materialwagen warten. Eigentlich ein Grund, den Etappensieg abzuschreiben und um die Gesamtführung zu bangen. Doch Marco Pantani kam zurück. Er rollte im Anstieg das Feld von hinten auf und gewann die Etappe. Die Fans waren außer sich vor Freude. Danach war der Giro d’Italia für Pantani ein Spaziergang. Er fuhr weitere Tagessiege ein und führte in der Gesamtwertung souverän. Der Titel schien vergeben zu sein. Doch dann der Schock: Nach seinen Siegen auf der 19. und 20. Etappe musste er einen Hämatokrit-Test abgeben. Sein Wert war mit 52 % roten Blutkörperchen zu hoch. Erlaubt waren nur 50 %. Es folgte der Ausschluss von der Italien-Rundfahrt – nur zwei Tage vor dem Ende.
Die Dopingvorwürfe waren der Anfang vom Ende
In den italienischen Medien gab es am 5. Juni nur ein Thema. Der Nationalheld soll gedopt haben? Auch wenn kein positiver Dopingtest vorliegt, musste der Profi laut Statuten zum eigenen Schutz gesperrt und aus dem Rennen genommen werden. Für viele Fans waren die Anschuldigungen undenkbar. Schnell kursierten Verschwörungstheorien. So soll unter anderem die Mafia den Ausschluss erzwungen haben, da sie gegen einen Gesamtsieg von Marco Pantani gewettet haben soll. Auch wenn es Hinweise dafür gab, konnte die Geschichte nie abschließend bewiesen werden. Und selbst wenn: Für Pantani käme das zu spät. Der Italiener wurde nicht nur um seinen Giro-Gesamtsieg gebracht. Denn nach dem Dopinganschuldigungen wurde er nie wieder der Alte. Vor allem psychisch hat ihn dieser Tiefschlag mitgenommen. Er rutschte ab in Depressionen und in die Drogensucht. Seine Ehe zerbrach und seine sportlichen Leistungen ließen nach. Am 14. Februar 2004 wurde er tot in einem Hotelzimmer in Rimini gefunden.