Test / Fahrradschloss: In diesem Jahr stellte Abus mit dem 770A SmartX ein spannendes neues Schloss vor – dank direkter Anbindung ans Smartphone kommt es komplett ohne Schließzylinder aus und bringt eine Alarmfunktion mit. Wie das in der Praxis funktioniert? Wir haben’s ausprobiert.
Das Abus 770A SmartX ist ein Schloss ohne Schloss – oder genauer gesagt: Ein Schloss ohne Schließzylinder. Diesen ersetzt beim Abus 770a SmartX nämlich das Smartphone bzw. die darauf installierte App. Das liegt nicht nur im Trend und kann durchaus komfortabel sein – es ist durchaus auch aus dem Aspekt der Sicherheit sinnvoll. Wo nämlich kein Schließzylinder ist, kann dieser auch nicht geknackt werden. Zum unerlaubten Öffnen bleibt dann als einzige Option nur noch rohe Gewalt; doch auch dieser hat das Abus Schloss so einiges entgegenzusetzen. Neben dem massiven 13mm starken Bügel aus gehärtetem Stahl stellt sich das Schloss nämlich zusätzlich mit einer Alarmfunktion den Langfingern entgegen. Angesichts dieser Features ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass das Schloss im Abus-internen Sicherheits-Ranking mit 15 die höchste Punktzahl erreicht.
Simple Einrichtung und gelungene App
Ehrlich gesagt überwog bei uns anfangs etwas die Skepsis. Ein Smartschloss? Braucht man das wirklich? Und funktioniert das überhaupt? Mit zwei Smartphones, einmal iPhone, einmal Android gingen wir diesen Fragen auf den Grund. Die Einrichtung ist dabei wirklich einfach – nach dem Herunterladen der App muss man lediglich die beiliegende Keycard bzw. den darauf gedruckten QR-Code scannen und schon verbindet sich das Smartphone mit dem Schloss. Das geht schnell, problemlos und ohne lästiges Anlegen eines Kundekontos oder Ähnlichem. Die App ist intuitiv gestaltet und zeigt neben dem derzeitigen Status des Schlosses (verbunden, verschlossen, geöffnet) auch dessen Ladestand an.
Fest verbauter, ausdauernder Akku
Ja richtig: Natürlich muss die Elektronik im Schloss selbst auch mit Energie versorgt werden. Der dafür zuständige Akku ist fest verbaut und lässt sich per USB-C Anschluss aufladen. Wir hätten eine entnehmbare Variante bevorzugt, die man im Falle eines Defekts einfach austauschen kann. Dafür kann die Abus-Lösung mit einer ausgesprochen langen Laufzeit punkten. Selbst bei mehreren Schließvorgängen täglich und aktiviertem Diebstahlschutz hält das Schloss mehrere Wochen oder gar Monate durch. Die App warnt rechtzeitig, wenn der Ladestand kritisch wird. Sollte der Akku dennoch leer sein, bleibt das SmartX so lange verschlossen, bis es wieder aufgeladen wird, fällt also nicht einfach ab. Bei vielen E-Bikes kann das Schloss simpel per USB-Ladeport aufgeladen werden – beim klassischen Rad hilft dann im Notfall nur eine Powerbank.
Ansonsten ist die Handhabung des Schlosses nach erfolgreichem Pairing (das nur bei der Einrichtung erfolgen muss) denkbar einfach. Das Schloss wird automatisch entsperrt, wenn man sich mit dem Smartphone in der Nähe aufhält. Die Entfernung kann per App nach Wunsch justiert werden. Während das mit dem iPhone immer zuverlässig funktionierte, war das mit der Android App nicht immer der Fall. Hier musste man hin und wieder die App öffnen um das Schloss zu entsperren.
Überwachungsmodus mit akustischem Alarm
Das Absperren erfolgt in umgekehrter Reihenfolge; Bügel in den Schlosskörper stecken und die Verriegelung erfolgt automatisch. Zusätzlich kann man durch Halten des Schiebeschalters auch den Überwachungsmodus aktivieren. Registriert das Schloss anschließend Erschütterungen, beispielsweise wenn sich jemand an Schloss oder Rad zu schaffen macht, erfolgt nach einem kurzen Warnsignal ein lauter Alarm. Schön: Der Überwachungsmodus wird erst aktiviert, wenn das entsprechende Smartphone nicht in der Nähe ist. So muss man sich keine Sorgen machen, den Alarm selbst aus Versehen auszulösen. Ein kleiner Kritikpunkt waren die für unseren Geschmack etwas zu leisen Signaltöne, die beim Verschließen signalisieren, ob sich das Schloss in besagtem Überwachsungsmodus befindet. An viel befahrenen Straßen oder auf belebten Plätzen geht der Ton in der allgemeinen Geräuschkulisse unter – hier wäre ein zusätzliches optisches Signal durch eine LED o.ä. schön.
Zwei weitere Features des Schlosses bzw. des gesamten Systems wussten wir bei der Alltagsnutzung besonders zu schätzen: Da wäre zum Einen die Möglichkeit, dem Schloss eine beliebige Anzahl anderer Nutzer bzw. Smartphones hinzuzufügen – vorausgesetzt, dort ist ebenfalls die Abus SmartX App installiert. Sogar einen Gastzugang gibt es: Hier kann die Nutzung zeitlich limitiert werden, beispielsweise wenn man das Schloss oder eher das dazugehörige Rad verleiht.
Die App speichert außerdem den Ort, an dem das Schluss zuletzt versperrt wurde. Dabei handelt es sich um kein echtes GPS Tracking, dennoch finden wir die Funktion ausgesprochen sinnvoll. Denn, mal ehrlich – wer von uns hat nicht schon einmal gedankenverloren vergessen, wo er sein Rad vor noch nicht einmal einer Stunde abgestellt bzw. abgesperrt hat? Dieser Standort wird jetzt in diesem Fall ganz bequem in der App auf einer Karte angezeigt.