Test: Das erste Kinderrad ist einfach: Es muss sicher und stabil sein und sonst nichts, außerdem spontan erhältlich. Mit dem großen Händlernetz der ZEG ist Bulls hier im Vorteil – doch das Bulls Tokee Lite 16 ist auch sonst gut.
Wer sich schon beim Kinderwagenschieben darüber freut, dem Nachwuchs irgendwann einmal das Radfahren beizubringen, muss leider enttäuscht werden: Heutzutage erledigen die Kleinen das ganz von selbst. Jedenfalls dann, wenn die Eltern alles richtig machen, ihr Kind etwa ab dem zweiten Geburtstag Laufrad fahren lassen und nicht auf die Idee kommen, mit Stützrädern ließe sich irgendetwas beschleunigen. So geht es also morgens per Laufrad in den Kindergarten, und wenn alles nach Plan läuft, schnappt sich das Kind irgendwann um den vierten Geburtstag herum das vor der Kita parkende Fahrrädchen eines älteren Mitstreiters, führt sich alles vor Augen, was es bisher über das Führen von Fahrzeugen gelernt hat (das Balancieren vom Laufrad, das Pedalieren von Dreirad und Kettcar) – und radelt einfach los.
Jetzt muss ganz schnell ein Fahrrad her. Das erste Bike kauft man situativ und nicht anlassbezogen – also, dann, wenn es gebraucht wird, nicht zum nächsten Geburtstag. Gut, dass die ZEG ein so dichtes Händlernetz hat, denn bis zum nächsten Bulls Tokee Lite 16 ist es dadurch meist nicht weit. Mit knapp 300 Euro ist das Einsteiger-Bike nicht gerade ein Schnäppchen, angesichts der langen Nutzungsdauer in der Familie und dem hohen Wiederverkaufswert lohnt sich der Kauf aber dennoch. Vor allem aber bietet es all das, was für die ersten Kilometer und Jahre auf dem Fahrrad nötig ist.
Dies ist erst einmal eine geeignete Rahmengeometrie. Mit 21 cm kurzem Sitzrohr ist das Tokee auf kleine Piloten zugeschnitten; der Sattel kann so niedrig gestellt werden, dass das Kind beide Füße vollflächig auf den Boden aufsetzen kann. Gleichzeitig gibt es genug Spielraum nach oben, sodass bei einem Wachstumsschub nicht gleich ein neues Fahrrad fällig wird. Das kleine Bulls ist außerdem in zwei Rahmenformen verfügbar – beide mit niedriger Überstandshöhe, wobei die hier gezeigt Diamantrahmen-Version für etwas größere Kinder geeignet ist. Wichtig ist natürlich auch eine kindgerechte Körperhaltung – aufrecht, damit die kleinen Radler möglichst viel von dem mitkriegen, was um sie herum passiert. Am Tokee Lite ist dies vorbildlich umgesetzt.
Am kleinen Rad groß geschrieben wird auch das Thema Sicherheit. Klemmschützer an den Lenkergriffen verhindern Verletzungen, wenn das Kind hinfällt oder zu dicht an einer Wand entlangfährt; ein Prallschützer am Vorbau fehlt allerdings. Sehr gut gelöst ist die Abdeckung des Kettenstranges – ein schwimmend gelagerter Kettenkasten verhindert, dass Kinder beim Untersuchen des Fahrrades mit den Fingern zwischen Kette und Kettenrad oder Ritzel kommen können.
Die Frage nach der Rücktrittbremse führt immer wieder zu Diskussionen und wurde von den Bulls-Produktplanern mit „Nein“ beantwortet. Führt man sich vor Augen, dass größere Laufräder mit einer Handbremse ausgestattet sind, ist dies die richtige Entscheidung – dieser Art des Stoppens haben die Kleinen nämlich bereits erlernt. Natürlich verbaut Bulls kompakte Kinderbremsgriffe, die gut zu greifen sind und zusammen mit den V-Bremsen sichere Funktion bieten. Dazu noch griffige Reifen und eine Klingel (die am Testrad noch nachgerüstet werden muss), und das sinnvolle Fahrrad für Erstradler ist fertig. Eine Schaltung ist ebenso wenig nötig wie eine Lichtanlage, schließlich geht es erst einmal nur um die Basics der Radbeherrschung, die man möglichst ohne Ablenkung üben sollte. Auch Schutzbleche und Gepäckträger dürfen aus diesem Grunde fehlen; der praktische Parkständer macht dagegen Sinn, lehrt er doch den sorgsamen Umgang mit den Fahrrad.
So ist das Bulls Tokee Lite 16 also eine sichere Bank für die ersten Monate und Jahre auf dem Fahrrad, vielleicht irgendwann gefolgt vom größeren 18-Zoll-Modell oder vom 20-Zöller, der mit Kettenschaltung schon deutlich erwachsener wirkt. Doch nun steht erst einmal die Freude darüber an, Radfahren gelernt zu haben – beim Kind wie bei den Eltern, auch wenn diese nicht unbedingt aktiv daran beteiligt waren…