Test: Mit optimierter Sitzgeometrie wendet sich Liv speziell an sportliche Frauen – und im Gravel-Segment ist das top ausgestattete Liv Devote ein perfektes Beispiel dafür, wie gut das funktioniert.
Die Marke Liv wurde 2008 von Bonnie Tu gegründet, die seit Jahrzehnten zur engsten Führungsriege von Giant gehört und inzwischen Chefin des weltgrößten Fahrradproduzenten ist. Tu baute Liv mit dem Ziel auf, dem Mangel von Bekleidung, Komponenten und Fahrrädern speziell für Frauen abzuhelfen, und tat dies sehr konsequent: Bis heute gilt der Grundsatz „Von Frauen, für Frauen“ und das Team von Entwicklerinnen, Ingenieurinnen und Designerinnen ist rein weiblich.
Das Devote Advanced ist optisch kaum vom Giant-Pendant Revolt Advanced zu unterscheiden: Farbe und Formensprache sind gleich, die Technik der zwei Graveller ist identisch. Auch das ist ein wichtiges Merkmal von Liv: Das Frauenrad ist keine günstige, abgespeckte Variante, sondern in allen Aspekten auf Augenhöhe, und das gilt bis auf ganz wenige Ausnahmen für die komplette Modellpalette.
Sloping und schöne Formen
Giant führte einst die Sloping-Rahmenform in die Rennradbranche ein, und dieses Merkmal findet sich auch bei den Gravelbikes beider Marken. Das kleine Rahmendreieck und die tief angesetzten Sitzstreben lassen das Devote kompakter wirken, als es ist – in Rahmengröße M ist das Steuerrohr immerhin 155 mm lang. Der Carbonrahmen gefällt mit fließenden Rohrübergängen und natürlich komplett innenverlegten Zügen und Leitungen; bemerkenswert sind die großflächigen Kunststoffschützer unterm Unterrohr und an der Kettenstrebe und die formschönen Spacer, die wir allerdings etwas unschön über den Vorbau montieren. Das Rad kann mit drei Flaschenhaltern, Schutzblechen sowie einer kleinen Oberrohrtasche ausgestattet werden; Reifen dürften maximal 45 mm breit sein.
Rahmen | ADV Carbon |
Federgabel | Advanced Vollcarbon |
Laufräder | Giant P-X2 Disc |
Reifen | Giant Crosscut AT 1 |
Schaltwerk | Shimano GRX RX812/600 |
Schalthebel | Shimano GRX RX812/600 |
Kurbel | Praxis Alba 48/32 Z. |
Umwerfer | Shimano GRX |
Bremse | Shimano GRX400 |
Sattelstütze | Giant D-Fuse Alu/Carbon |
Sattel | Liv Approach |
Vorbau | Giant Contact |
Lenker | Giant D-Fuse XR |
Mit 2.500 Euro ist das Devote für ein Carbonrad ziemlich günstig ausgepreist, dabei wurde nicht merklich gespart: Die Shimano GRX kommt in einer Mischung aus RX-810/812 (Umwerfer, Schaltwerk), RX-600 (Hebel) und RX-400 (Bremsen), die rundum gut funktioniert; dazu gibt es einen soliden Praxis-Kurbelsatz, außerdem nicht zu schwere Giant-Laufräder, die bereits tubeless aufgebaut sind. Die 40er Giant Crosscut sind etwas gröber profiliert und eignen sich gut zum Graveln, und auch eine Carbonstütze ist montiert, die für soliden Komfort am Heck sorgt.
It’s the stack, stupid!
Warum ist das Devote jetzt aber ein Frauenrad? Die Unterschiede liegen in der Sitzgeometrie, die bei den Liv-Modellen etwas kompakter ausfällt. Im Vergleich zum Stack (Bauhöhe) ist der Reach (Rahmenlänge) immer etwas geringer, wobei es hier um rund 10 bis 15 mm geht. Dazu kommt ein um jeweils 10 mm kürzerer Vorbau. Außerdem ist der Lenker am Frauenrad etwas schmaler. Bei anderen Modellen, etwa dem Aero-Rennrad Liv Enviliv, sind die Geometrieunterschiede zum entsprechenden Rad für Männer (hier das Giant Propel) noch geringer. Die Frauenräder sind außerdem in Rahmenhöhe XS verfügbar, die Männer-Bikes in XL.
Die Sitzgeometrie des Devote ist sehr harmonisch und wird von ebensolchen Fahreigenschaften flankiert. Das Rad ist zwar nicht superleicht, aber steif und agil, lässt sich flott beschleunigen und mit leichter Hand steuern. Übrigens auch von Männern, denen die etwas kompaktere Geometrie entgegenkommt…
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