Test: Das Gravelbike des baskischen Anbieters spricht sportliche Naturen an: Wer vom Rennrad umsteigt, fühlt sich auf dem Orbea Terra M20 sofort wohl und erfreut sich an der hochwertigen Komplettierung.
Der spanische bzw. baskische Hersteller ist nicht der einzige Fahrradproduzent, der ursprünglich als Waffenschmiede gegründet wurde und später aufgrund der Erfahrungen im Ziehen von Stahlrohren aufs Stahlross umsattelte – man denke nur an Birmingham Small Arms, die Firma die den bis heute beliebten Tretlagerstandard BSA einführte.
Heute ist Orbea genossenschaftlich organisiert und sehr sportlich ausgerichtet mit attraktiven Mountainbikes und Rennmaschinen, auch innovative Kinderräder und schöne Alltags-Bikes gehören zum Programm. Und natürlich Gravelbikes, sechs Carbon- und drei Alu-Modelle. Das Terra M20 liegt mit 3.399 Euro im oberen Mittelfeld; zum Standard-Modell kommen beim Testrad jedoch aufpreispflichtige Carbonlaufräder (+820 Euro) sowie die Sonderlackierung, die mit „My Orbea“ nach Wunsch ausgeführt wird. Noch individueller wird es, wenn man für 1.999 Euro das Rahmenset erwirbt und das Rad selbst aufbaut.
„Road Plus“ für gemäßigtes Gelände
Wen spricht Orbea mit dem Terra an? Bikepacker definitiv nicht, denn auf irgendwelche Trägersysteme ist das Rad nicht ausgelegt; höchstens Schutzbleche lassen sich montieren. Und auch die Geometrie spricht eine deutliche Sprache: Man sitzt mäßig gestreckt, aber mit deutlicher Überhöhung; Stack und Reach weichen nur um wenige Millimeter von den Sitzgeometrien der Orca-Modelle ab. Der schlanke Rahmen erinnert mit seinem waagerechten Oberrohr an eine Cyclocross-Maschine; die schmal zulaufende, stoßmindernde Gabel gefällt ebenso wie der Übergang vom Oberrohr zu den Sitzstreben.
Mit all diesen Eigenschaften gehört das Terra eher in die Kategorie „Road Plus“; die Reifenbreite von maximal 40 mm erlaubt Offroad-Touren wie auf dem Crosser, aber keine Hardcore-Trail-Abenteuer. Die Shimano GRX ist mit 2×11 Gängen auf genau diesen Nutzungszweck ausgelegt: Die Schaltung ist eng genug abgestuft für zügiges Tempo auf der Straße, dabei aber mit einer Untersetzung auch an steilen Anstiegen zu gebrauchen. Die 38 mm breiten Vittoria Terreno Dry rollen aus Asphalt sehr leicht und haben auf lockerem Untergrund genug Grip – typisch Gravel eben. Auf Schlamm und Nässe sind sie freilich nicht ausgerichtet.
Rahmen | Orbea Terra Carbon OMP Disc |
Federgabel | Orbea Terra OMP Carbon Disc Fork |
Laufräder | Orbea (Testrad: Vision 40 SC Disc Carbon TLR CL, + 820 €) |
Reifen | Vittoria Terreno Dry Gravel G2.0 TNT |
Schaltwerk | Shimano GRX RX810 |
Schalthebel | Shimano GRX RX810 |
Kurbel | Shimano GRX RX810 48/31 Z. |
Umwerfer | Shimano GRX RX810 |
Bremse | Shimano GRX RX810 |
Sattelstütze | OC2 Carbon |
Sattel | Prologo Akero AGX STN |
Vorbau | OC2 Road |
Lenker | OC1 All Road |
Steif, vortriebsstark und laufruhig
Der äußere Eindruck des Terra setzt sich in den Fahreigenschaften fort: Zur Rennrad-Sitzhaltung passt die gefühlt hohe Rahmensteifigkeit, dank der sich das Rad leicht beschleunigen lässt. Mit flachem Lenkwinkel ist das Orbea eher auf guten Geradeauslauf ausgerichtet, dabei aber nicht träge. Der Lenker ist mit 12° merklich, aber nicht extrem ausgestellt, und die GRX810-Hebel liegen gut in der Hand. Alles Eigenschaften, die dem Straßenfahrer entgegenkommen und für die Doppelnutzung als Rennrad und als Offroader sprechen. Wer darüber nachdenkt, sollte allerdings auf die teuren Carbonlaufräder verzichten und das Geld lieber in einen zweiten Radsatz investieren. Oder in eine Sonderlackierung, denn das dezent, aber ausdrucksstark gestaltete Testrad ist noch einmal deutlich schöner als die bereits sehr ansehnlichen Standardmodelle.
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