Radsport: Wout van Aert ist ein Phänomen. Der starke Crosser, Zeitfahrer und Sprinter kann auch harte Bergetappen gewinnen. Im belgischen Meistertrikot bezwang er den Mont Ventoux zweimal und ließ all seine Ausreißerkollegen hinter sich. In der Gesamtwertung hat heute vor allem der junge Jonas Vingegaard aus Dänemark überzeugt, obwohl er keinen Zeitgewinn daraus schlagen konnte.
Wout van Aert als Bergfahrer
Warum den Mont Ventoux nur einmal hinauffahren, wenn man es auch zweimal tun kann? Ganz nach diesem Motto mussten die Profis den Riesen der Provence auf der 198,9 Kilometer langen Etappe von Sorgues nach Malaucène direkt zweimal meistern. Am schnellsten gelang dies Wout van Aert (Jumbo – Visma). Der Belgische Meister war Teil einer starken Ausreißergruppe, die sich zumindest teilweise vor den Favoriten ins Ziel retten konnte. Im Schlussanstieg ließ er all seine Begleiter in bester klettermanier stehen und gewann völlig verdient die elfte Etappe. Der Kampf ums Podium in der Gesamtwertung entbrannte erst kurz vor dem Gipfel des Mont Ventoux. Überraschenderweise erwies sich heute Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) als stärkster Kletterer. Der junge Däne ließ sogar Leader Tadej Pogacar (UAE) stehen und fuhr im Gesamtklassement auf den zweiten Rang nach vorn.
Ein langer Kampf um die Ausreißergruppe
Wie erwartet wollten heute zahlreiche Fahrer in die Ausreißergruppe. Daher kam es zu einigen Attacken, so dass die Fluchtgruppen erst spät gebildet wurden. Die drei Franzosen Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step), Pierre Rolland (B&B Hotels) und Anthony Perez (Cofidis), sowie der Ire Dan Martin (Israel Start-Up Nation) fuhren voraus. Gejagt wurden sie von einer 12-köpfigen Verfolgergruppe um den Belgier Wout van Aert (Jumbo – Visma), den Niederländer Bauke Mollema (Trek – Segafredo) und den Deutschen Nils Politt (Bora – hansgrohe). 100 Kilometer vor dem Ziel kam es nach einer langen Verfolgungsjagd schließlich zum Zusammenschluss beider Gruppen. Als es zum ersten Mal den Mont Ventoux hinaufging, zerfiel die große Spitzengruppe erwartungsgemäß.
Wout van Aert bezwingt Trek – Segafredo
Die zweite Anfahrt zum Mont Ventoux wurde in der Spitzengruppe mit noch 8 Mann in Angriff genommen. Gemeinsam mit Wout van Aert (Jumvo – Visma), Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step), Anthony Perez (Cofidis), Xandro Meurisse (Alpecin – Fenix) und Luke Durbridge (BikeExchange) waren gleich 3 Fahrer von Trek – Segafredo vorn vertreten: Julien Bernard, Bauke Mollema und Kenny Elissonde. Als der zuerst genannte Profi dieser Mannschaft seine Arbeit erledigt hat, setzte Elissonde die erste Attacke. Der Franzose konnte sofort einen Vorsprung herausfahren. Dahinter versuchten Alaphilippe und Van Aert mit Mollema am Hinterrad wieder aufzuschließen. Dies gelang jedoch nur Wout van Aert. Der Crosser, Sprinter und Zeitfahrer ist eben auch ein starker Kletterer. Mit einem satten Antritt ließ er schließlich auch Elissonde stehen – und fuhr seinem ungefährdeten Sieg entgegen.
Kein guter Tag für die Franzosen
Weniger gut lief der Tag für David Gaudu (Groupama – FDJ). Die französische Hoffnung – immerhin Gesamtzehnter vor dem heutigen Start – flog schon bei der ersten Auffahrt des Mont Ventoux zurück und sollte letztendlich mehrere Minuten verlieren. Auch für Ben O’Connor (AG2R – Citroen) und Guillaume Martin (Cofidis) lief es nicht nach Plan. Der Australier und der Franzose mussten weit vor dem Gipfel des Mont Ventoux abreißen lassen.
Vingegaard lässt sogar Pogacar stehen
Fast den gesamten Tag über arbeitete im Hauptfeld die britische Mannschaft Ineos Grenadiers. Als rund drei Kilometer vor dem Gipfel des Mont Ventoux der letzte Helfer aufgebraucht war, ging jedoch Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) in die Offensive. Ihm folgen konnte zunächst nur Leader Tadej Pogacar (UAE). Doch auch der Slowene musste irgendwann einsehen, dass der Däne heute stärker ist. Gemeinsam mit dem Kolumbianer Rigoberto Uran (EF – Nippo) und dem Ecuadorianer Richard Carapaz (Ineos Grenadiers) musste er in der Abfahrt um den Anschluss kämpfen. Da das Trio gut zusammenarbeitete, konnen sie Jonas Vingegaard vor der Ziellinie wieder einholen.
Tony Martin muss die Tour de France verlassen
Leider kam es in der Anfangsphase der heutigen Etappe zu einem weiteren Sturz von Tony Martin (Jumbo – Visma). Der Deutsche musste die Tour de France verletzt verlassen und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Als im Hauptfeld der Kampf um die Ausreißergruppe in vollem Gange war, stürzte der 36-Jährige auf der linken Fahrbahnseite in einen Graben. Sein rechter Oberschenkel war blutüberströmt. Er war jedoch bei Bewusstsein und gefasst. Durch seinen Ausstieg ist die Mannschaft Jumbo – Visma nur noch mit 6 Profis unterwegs. Kapitän Primoz Roglic musste schon vor einigen Tagen verletzt aufgeben. Unter anderem beendeten die heutige Etappe auch Tiesj Benoot (DSM) und Miles Scotson (Groupama – FDJ) nicht.
Daar gaat Van Aert! Solo op de Ventoux! #TDF2021 pic.twitter.com/UDSMor1sX8
— Sporza 🚴 (@sporza_koers) July 7, 2021