Radsport: Patrick Moster wird vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR) von allen internationalen Aufgaben entbunden. Dies gab der Verband heute Nachmittag via Pressemitteilung bekannt. Damit reagiert man auf die anhaltende Kritik der Öffentlichkeit – nicht aber mit der geforderten Entlassung des Mitarbeiters.
Patrick Moster bleibt beim BDR
Die Entscheidung ist gefallen: Patrick Moster bleibt beim Bund Deutscher Radfahrer. Das hat das Präsidium des BDR beschlossen und heute via Pressemitteilung bekanntgegeben. Man habe sich „intensiv mit dem Verhalten von Sportdirektor Patrick Moster auseinandergesetzt“. Obwohl der BDR erkannt hat, dass die Äußerungen des 54-Jährigen „kulturell diskriminierend und völlig inakzeptabel“ waren, darf er auch künftig für den Bund Deutscher Radfahrer arbeiten.
Abmahnung & Entbinden aller internationalen Aufgaben
Statt Patrick Moster – wie von vielen öffentlich gefordert – zu entlassen, wurden diverse Konsequenzen gezogen. In der Pressemitteilung des BDR heißt es:
1. Patrick Moster wird von seinen internationalen Aufgaben bis auf Weiteres entbunden. Patrick Moster wird eine qualifizierte schriftliche Abmahnung erhalten, die in die Personalakte eingeht und im Wiederholungsfall zu weiteren rechtlichen Konsequenzen führen wird. Diese Maßnahmen sind verbunden mit einer entsprechenden Kürzung des Gehalts.
2. Der BDR wird die beiden Sportler aus Eritrea und Algerien sowie Vertreter ihrer Verbände nach Deutschland einladen.
3. Der BDR wird zusammen mit dem Fachbereich Sport und Integration des DOSB alle seine Ausbildungsinhalte in der Trainer- und Funktionärsausbildung überprüfen, um diese ggf. anzupassen und zu aktualisieren, aber auch die Landesverbände zu unterstützen ihre Ausbildungsinhalte anzupassen. Als ein positives Beispiel ist z.B. der Baustein „Fit für die Vielfalt“ zu nennen.
4. Die relevanten Sportorganisationen und andere Partner des BDR werden von diesen Maßnahmen informiert, darunter die UCI und insbesondere der afrikanische und die anderen kontinentalen Verbände im Radsport.
5. Der BDR wird über den Stand aller dieser Maßnahmen regelmäßig informieren.
Patrick Moster:
„Ich bedauere mein Verhalten nach wie vor zutiefst. Unmittelbar nach der Veranstaltung habe ich noch im Mannschaftshotel versucht, meine Bitte um Entschuldigung den beiden Sportlern persönlich zu übermitteln, was wegen deren Abreise leider nicht mehr möglich war. Ich habe dies nach meiner Rückkehr nachgeholt.“
Massiver Verstoß gegen die Werte des BDR
Weiter stellt der BDR klar, dass die Äußerungen von Patrick Moster „ein massiver Verstoß gegen die Werte, für die der BDR und der Sport insgesamt einstehen: Fairness, Respekt, Toleranz sowie das Eintreten gegen jede Form von Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.“ Gegen eine Entlassung habe man sich entschieden, weil in 21 Jahren Zusammenarbeit bislang kein in diese Richtung gehendes Fehlverhalten zu erkennen war. Außerdem wurde die öffentliche Entschuldigung, sowie später auch die persönliche Entschuldigung, positiv bewertet.
Zwei Sportler als „Kameltreiber“ bezeichnet
Was war geschehen? Patrick Moster war beim Einzelzeitfahren der Herren am Mittwoch weltweit in die Schlagzeilen geraten, als er sich vor laufenden TV-Kameras zutiefst rassistisch äußerte. Er rief Nikias Arndt zu „Hol die Kameltreiber, hol die Kameltreiber!“ Vor dem Deutschen fuhren zu diesem Zeitpunkt Azzedine Lagab (Algerien) und Amanuel Ghebreigzabhier (Eritrea). Nikias Arndt äußerte sich nach dem Rennen via Twitter entsetzt von den Kommentaren des Sportdirektors: „Ich bin entsetzt über die Vorfälle beim heutigen olympischen Zeitfahren und möchte mich hiermit deutlich von den Aussagen des sportlichen Direktors distanzieren! Solche Worte sind nicht akzeptabel.“
CN Rassismus racism
Patrick Moster ist seit 2012 Leistungssportdirektor beim BDR, @wirsindradsport ist das so normal bei euch? pic.twitter.com/86jxeYYZJJ
— babas (@buberrs) July 28, 2021