Test / E-Bike: Mit dem Metz E-PACKR 8.0 sehen wir uns das erste E-Bike von Metz Mobility an. Als Zwitter aus kompaktem Citybike und Lastenrad liegt es voll im Zeitgeist, hat jedoch einige Überraschungen parat – darunter der schlanke Stahlrahmen, ein eigener Mittelmotor und ein modulares System für die Gepäckträger.
Dass Lastenräder immer populärer werden, ist längst keine Neuigkeit mehr – schon seit einigen Jahren sind die als PKW-Ersatz tauglichen Räder immer häufiger auf den Radwegen und vor den KiTas zu sehen, die Fördertöpfe oft lange vor Jahresende ausgeschöpft. Ein Resultat dieser Entwicklung: Mit der wachsenden Nachfrage steigt auch die Bereitschaft der Fahrradhersteller, neue Ansätze zu entwickeln – die Cargobikes werden immer vielfältiger. Sehr gut erkennt man das an den kompakten Lastenrädern, wie sie jetzt von einigen Herstellern erhältlich sind. Irgendwo im Spannungsfeld zwischen City-, Kompakt-, und Lastenrad sind sie gerade in Ballungsräumen für viele sehr attraktiv, da der Platzbedarf wesentlich geringer ist als beim ausgewachsenen Cargobike. Eben in diese Kategorie fällt auch das E-PACKR aus dem Hause Metz. Man wird dem Fahrrad-Erstling des deutschen Herstellers jedoch nicht gerecht, wenn man ihn schlicht darauf reduziert.
Kleine Laufräder für kompakte Abmessungen
Die Grundlage des E-PACKR bilden 20 Zoll Laufräder, wie man sie ansonsten eigentlich eher von Kompakträdern kennt; das hat zwei handfeste Vorteile: Zum einen fällt das Rad natürlich ungemein kompakt aus mit einem kürzeren Radstand als herkömmliche Fahrräder, von Cargobikes ganz abgesehen. Zum anderen dürfen Fahrräder mit 20 Zoll Laufrädern vielerorts kostenlos im ÖPNV transportiert werden. Dass der geringe Laufraddurchmesser auch Nachteile mit sich bringt, ist jedoch auch klar: Laufruhe und Komfort sind doch spürbar schlechter als man es von „regulären“ Laufradgrößen kennt. Dazu jedoch im Fahrbericht mehr.
Eigener Mittelmotor: Metz G8
Richtig spannend wird es beim Thema Rahmen und Antrieb. Beim Rahmen setzt man überraschender Weise auf Stahl, was auch die schlanken Rohre erklärt. Uns gefällt das wirklich gut, zumal Stahl von Haus aus etwas mehr Flex bietet als Aluminium und damit tendenziell etwas mehr Komfort. Die Nachteile werden beim Blick auf die Waage deutlich: Mit 27,3 kg (ohne Gepäckträger) ist das Metz E-PACKR doch etwas schwerer als vergleichbare E-Bikes der Konkurrenz.
Der Antrieb kommt aus eigenem Hause: Der recht kompakte Metz G8 Mittelmotor ist mit 2,8 kg nicht schwerer als die Konkurrenz und bringt mit einem maximalen Drehmoment von 75 Nm auch ähnlich viel Power auf den Untergrund. Die Steuerung erfolgt ganz bequem vom Lenker aus, wo neben einer beleuchteten Bedieneinheit auch ein sehr gut ablesbares Farbdisplay montiert ist. Versorgt wird der Antrieb von einem hinter dem Sitzrohr montierten Akku, der eine Kapazität von 500 Wh mitbringt. Übrigens: Sowohl Rahmen als auch Antrieb werden in Deutschland hergestellt – schön!
Innovatives Befestigungssystem für Gepäckträger
Aber Moment … ist das Metz E-PACKR also nicht einfach nur ein kompaktes City E-Bike? Jein! Denn mit einem maximal zulässigen Gesamtgewicht von 180 kg ist das Bike für deutlich höhere Belastungen ausgelegt als die meisten anderen E-Bikes auf dem Markt. Für den notwendigen Stauraum zuständig sind die beiden Gepäckträger vorn und hinten. Hier setzt Metz auf ein eigenes Befestigungssystem, mit dem sich die Träger nicht nur blitzschnell abnehmen und befestigen lassen, sondern das es auch erlaubt, die beiden Träger untereinander zu tauschen. Während der breite Korb genügend Platz beispielsweise für eine Getränkekiste bietet, lässt sich auf dem schmalen beispielsweise ein Kindersitz montieren. Optional erhältliche Taschenhalter bieten entsprechende Rails, um Fahrradtaschen bequem einzuhängen.
Die sonstige Ausstattung hat uns angesichts des günstigen Preises von knapp 3.000 Euro positiv überrascht: Sämtliche Anbauteile wie Sattelstütze, Lenker oder Sattel kommen von Ergotec, ein by.Schulz Speedlifter erlaubt die simple Anpassung der Lenkerhöhe auf unterschiedliche Körpergrößen. Das ist besonders deshalb wichtig, da das Metz E-PACKR nur in einer Rahmengröße erhältlich ist. Nicht weniger überzeugend sind die 8-Gang Alfine Schaltung von Shimano und die kräftigen Scheibenbremsen von Magura. Die Beleuchtung gefällt ebenfalls und ist mehr als kräftig genug; einzig die Montageposition des Frontscheinwerfers ist nicht ganz optimal. Bei montiertem Front-Träger wird der Scheinwerfer von oben verdeckt, was die Sichtbarkeit gerade im Straßenverkehr einschränkt. Hier hätten wir eine Montage am Lenker bevorzugt.
Übrigens: Der ohnehin schon wirklich attraktive Preis für das Gebotene dürfte in vielen Regionen Deutschlands sogar noch etwas niedriger ausfallen, da das E-PACKR offiziell als Cargobike anerkannt und damit voll förderfähig ist.
Überzeugend in der Praxis
Die ersten Pluspunkte im Praxistest kann das E-PACKR schon beim Aufsitzen einfahren: Selbst für unseren fast 190 cm großen Testfahrer lässt sich das kompakte Rad sehr schnell auf die passenden Abmessungen anpassen. Sattel- und Lenkerhöhe einstellen – fertig! Da beides per Schnellspanner arretiert wird, eine Sache von wenigen Handgriffen. Die nächste positive Überraschung ist der Antrieb: Vor allem in seinen beiden höheren Unterstützungsstufen schiebt er ganz schön kräftig an und kommt auch mit niedrigen Trittfrequenzen gut zurecht. Das erleichtert das Anfahren ungemein – gerade für Lastenräder sehr wichtig. Ebenfalls positiv fällt uns die Geräuschkulisse auf – oder besser gesagt, sie fällt nicht auf! Selbst bei maximaler Unterstützung bleibt der Motor sehr leise und gibt auch ansonsten keine unangenehmen Geräusche von sich. Ein wenig Kritik haben wir aber natürlich trotzdem: Um die Schaltnabe zu schonen, setzt der Motor beim Wechseln der Gänge immer kurz aus. Diese „Unterstützungspausen“ sind ziemlich abrupt und auch eher lang. Ebenso fühlt sich der Antrieb beim Anfahren mitunter etwas hölzern an – das ist keineswegs unangenehm, jedoch nicht ganz auf dem Niveau anderer moderner Mittelmotoren.
Das allgemeine Fahrverhalten ist wirklich gelungen. Die kleinen Laufräder machen das Rad sehr wendig, führen aber auch dazu, dass es sich mitunter etwas nervös anfühlt, insbesondere auf schlechtem Untergrund wie beispielsweise Pflasterstraßen. Hier schafft das Anpassen des Luftdrucks in den großvolumigen Reifen jedoch Abhilfe, was auch dem Komfort sehr zugute kommt. Hier lohnt es sich wirklich, etwas mit den Werten zu experimentieren. In den allermeisten Alltagssituationen kann das Metz E-Bike jedoch glänzen: Das liegt auch an den gelungenen Komponenten, an denen wir nichts auszusetzen haben.
Das hauseigene Befestigungssystem für die Träger vorn und hinten ist toll. Mit ein wenig Übung geht das Abnehmen bzw. Montieren in einem Handgriff – so lässt sich das E-PACKR blitzschnell auf den Einsatzbereich anpassen. Die Träger selbst machen einen guten Eindruck, wenngleich wir uns zumindest bei der schmalen Variante eine (abnehmbare) Federklappe o.ä. gewünscht hätten. Zudem drücken die sehr stabil ausgeführten Träger ganz schön aufs Gewicht: Fast vier Kilogramm bringen sie zusammen auf die Waage, was das Gesamtgewicht des Bikes auf über 31 kg treibt. Trotzdem: Alles in allem bekommt man auch dank des innovativen Befestigungssystems der Träger ein enorm variables E-Bike.