Thule Dachzelt im Test: Reisen gehört zum Radfahren dazu. Campingplätze waren bei Radfahrern stets beliebt und sind in den letzten Jahren noch populärer geworden. Die Art des Campens verändert sich und wird frischer, jünger. Dazu tragen auch Dachzelte, die gerade hoch im Kurs stehen, bei. Wir haben das Thule Tepui Autana getestet.
Die Pandemie hat Radfahren einen erneuten Boom beschert. Aber auch das Reisen hat sich verändert und gerade auch bei Bikern haben Vanlife, Camping und auch Dachzelte Hochkonjunktur. Auch in vermeintlich biederen Regionen stehen Allrad-Busse mit Stollenreifen nun neben Dauercampern mit Rattansichtschutz und Balkonblumen. Natürlich haben auch wir uns damit auseinandergesetzt. Mit einem „normalen“ Wohnwagen kommt man sich in der Camping-Area des Bikeparks fast schon etwas Fehl am Platz vor. Also haben wir bei Thule gefragt, ob wir uns ein Dachzelt leihen dürfen, denn wir wollten ausprobieren, wie es sich damit in der Praxis verhält. Und wir haben uns eine echte Meinung dazu bilden können!
Grundsatzfrage: Warum ein Dachzelt?
In meinen jungen Jahren war Zelten Standard. Sowohl bei den Padfindern, als auch mit Freunden, auf Festivals oder als Kind im Garten. Zelten ist vergleichsweise günstig und bietet ein echtes, ungefiltertes Naturerlebnis. Später, ich wurde bequemer und hatte etwas mehr Geld, kam dann ein gebrauchter Wohnwagen. Das war deutlich komfortabler aber auch irgendwie ganz schön bieder… Warum nun das Dachzelt? Nun, den Wohnwagen gibt es nicht mehr und der Trend hat mich neugierig gemacht. Für Hotels bin ich der falsche Typ! Immer den Hund dabei, oft mit dreckigen Klamotten vom Mountainbiken und ich möchte mein Bike gern bei mir haben und es nicht aus irgendeinem Keller klauen lassen. Der Pickup, der zieht mindestens einmal die Woche einen Anhänger, ist vorhanden und er hat einen Dachträger… da passt ein Dachzelt drauf!
Welche Vorteile hat ein Dachzelt?
- Ein Plus an Sicherheit! Als Erstes ist man schonmal weg vom Boden. Man bleibt bei jedem Wetter trocken, es gibt keinen Kontakt zum eventuell feuchten und oft kalten Untergrund. Im Regelfall sind auch die Zeltwände wasserdicht. Außerdem ist man in Dachzelten recht gut vor Tieren geschützt, das kann in einigen Regionen dieser Welt hilfreich sein, so muss man sich keine Gedanken um Skorpione oder Schlangen im Schlafsack machen. Auch schleppt man weniger Schmutz ein und kann die bessere Aussicht genießen, welche die erhöhte Position bietet.
- Ein Plus an Komfort! Auch auf eher groben Untergründen hat man garantiert eine ebene Schlafoberfläche. Es gibt nicht nur eine Isomatte, sondern eine richtige Matratze. Mit ausreichend Belüftung und Stauraum für die Ausrüstung sorgen Dachzelte für eine erholsame Nacht, egal 0b auf dem Campingplatz oder in der Natur.
- Ein Plus an Einfachheit! Der Aufbau ist deutlich schneller und einfacher als mit einem herkömmlichen Zelt. Mit einem Dachzelt braucht man nur einen halbwegs ebenen Platz zu finden, das Fahrzeug zu parken und das Zelt aufzustellen. Parken, Aufklappen, ein paar Kleinigkeiten erledigen… fertig!
Wir haben uns für einen Test des Thule Tepui Autana entschieden, weil ich mir dachte: Wenn mich das ganze überzeugen soll, dann brauch ich da schon Platz drin und möchte etwas Komfort. Unser Testkandidat überzeugt mit der wahrscheinlich größten Liegefläche seiner Klasse und hat sogar ein Vorzelt dabei.
Das Thule Tepui Autana im Detail
- Die Schlafkapazität gibt Thule mit 4 Personen an. Wir haben zu dritt darin geschlafen, zwei Menschen und ein Hund. Wir hatten reichlich Platz.
- Das Zeltmaterial (beschichtetes 600 Denier und 260g-Baumwoll-Polyester) ist sowohl UV- als auch schimmelresistent und für jede Jahreszeit geeignet sagt Thule, und den Eindruck macht es auch.
- Es hat einen vergrößerten, privaten Eingang mit einer abnehmbaren Erweiterung/Vorzelt.
- Reichlich verbautes Netzmaterial sorgt für Belüftung und einen erhöhten Luftstrom, auch in einer Woche Camping Urlaub bei extremen Temperaturen war Frischluft keine Mangelware.
- Es gibt vier relativ große Innentaschen für Ausrüstung und Campingzubehör
- Das Tepui kommt mit 6,5 cm dicker hochverdichteter Schaummatratze für den Komfort. Wir haben noch eine Matrazenunterlage darunter gepackt, das verbessert die Belüftung der Matratze und erhöht den Komfort nochmals.
- Thule gibt „nur“ zwei Jahre Garantie, besser als andere aber nicht so gut wie die besten Zelthersteller. Schade, denn wir haben den Eindruck Thule dürfte gern mutiger sein, unser Qualitäts-Urteil ist gut.
Ein paar harte Fakten rund um das Test-Zelt
- Die Liegefläche misst 244×183 Zentimeter, viel Platz!
- Das Gewicht gibt Thule mit 81,5 Kilo an, uns kam es sehr schwer vor.
- Die statische Tragfähigkeit gibt Thule mit 295 Kilo an.
- Der Preis für das Thule Tepui Autana beträgt 3299,95€
Unsere Erfahrungen mit dem Thule Tepui Autana
Handling und Aufbau des Zeltes sind auch für weniger handwerklich geübte Menschen gut machbar und vieles ist selbsterklärend, so das man die gut gemachte Bedienungsanleitung nicht ständig benötigt. Was man aber schon braucht sind Helfer bzw. einen Gabelstapler. Das sehr große Dachzelt bringt halt auch ordentlich Gewicht auf die Waage und alleine ist man mit dem Handling überfordert. Wir haben das Zelt zu viert aufs Dach gehoben und keiner tat sich wirklich leicht dabei. Der Aufbau und Abbau sind dann einfach und auch von wenig sportiven oder trainierten Menschen gut machbar.
Das Vorzelt bzw. der Eingangsbereich bietet gerade bei weniger gutem Wetter eine Rückzugsmöglichkeit. Er ist von der Größe nicht mit einem klassischen Vorzelt vergleichbar aber bietet doch Platz um sich umzuziehen, Sachen unterzustellen oder einfach mal einen Regenschauer auszusitzen. Dabei sollte man darauf achten, dass die Höhe des Daches auf dem das Tepui Autana montiert wird, irgendwo zwischen 182 und 213 Zentimetern liegt. Dann passt die Höhe des Vorzeltes optimal. Wenn nötig, ist auch ein mitgelieferter gummierter und wasserdichter Boden montierbar, so ist man auch im Vorzelt von unten vor Nässe geschützt.
Sehr erfreulich ist die Variabilität, die durch die vielen Öffnungen entsteht. Thule sagt, das Tepui sei ganzjährig nutzbar. Nun, das kommt wohl auch auf den Nutzer an, wir möchten da eher nicht bei anhaltenden Minusgraden nächtigen. Jedoch lässt sich durch die vielen Reißverschlüsse die Belüftung stark variieren und die Feuchte und Nässe die in normale Zelte vom Boden her zieht bleibt hier auch weg. Also ja, nicht nur im Sommer auch bei einstelligen Temperaturen, knapp über dem Gefrierpunkt kann man es gut aushalten.
Neben Temperaturen sind beim Zelten ja auch mögliche Niederschläge ein Thema. Da hat das Thule immer gut gegengehalten. Wir hatten meist das Zusätzliche blaue Verdeck drauf, da hat der Regen keine Chance. Auch einen Sturm der uns Nachts in der „Bärenschlucht“ überraschte, konnte dem Zelt nichts anhaben, ganz im Gegensatz zu Frau und Hund, die sich schon etwas beunruhigt zeigten. Das Metallgestänge und die Textilaußenhaut des Thule waren aber wirklich gänzlich unbeeindruckt. Äste schlugen dagegen, es flatterte und das Zelt samt Hänger wackelte ordentlich, aber es ging nichts kaputt, der Wind und der Regen musste draußen bleiben.
Ein kleiner Kritikpunkt entsteht, weil die Schutzhülle nicht so robust ist, wie es der Rest des Tepui Autana zu sein scheint. Durch den Kontakt mit Ästen und Sträuchern, was beim Offroad Einsatz nicht ausbleibt, bewies die Plane weniger Robustheit als erwartet und zeigt kleinere Blessuren. Das ist vor allem deshalb schade, weil die Aussenhaut des Zelts selbst noch immer aussieht wie neu!
Der Schlafkomfort im Dachzelt ist gegenüber einem klassischen Zelt wirklich hoch. Ich kann aus meiner Erfahrung heraus sogar sagen, dass er auch unseren Wohnwagen diesbezüglich übertrifft. Dort war die Schlaffläche kleiner und nicht durchgängig gleich beschaffen. Auch hat es uns sehr gefallen bei sternenklarer und warmer Nacht die oben liegenden „Fenster“ zu öffnen und so dank Moskitonetz unbehelligt unter den Sternen schlafen zu können. Man ist der Natur einfach doch nochmal näher als im Camper-Van oder eben im Wohnwagen.
Platz zum Umziehen bietet das Vorzelt reichlich, wobei man mit 142 Zentimeter Innenhöhe auch easy im „Schlafabteil“ die Klamotten wechseln kann. Dafür muss man aber die Leiter rauf und runter, was man aus unserer Erfahrung heraus vermeidet. Tatsächlich könnte ich mir vorstellen, dass weniger agile und bewegliche Leute eine gewisse Unsicherheit dabei Verspüren, auf der Leiter herumzusteigen. Das ist besonders beim „Wechsel“ zwischen Zelt und Leiter der Fall, hier wäre tatsächlich eine Möglichkeit sich festzuhalten von Vorteil.
Wir haben uns nach den ersten Ausflügen mit Dachzelt dazu entschlossen, unseren Anhänger mit einem Dachträger auszustatten und das Zelt dort zu montieren. Das hat einfach damit zu tun, dass der Hänger Stauraum für die Outdoorküche, Sitzgelegenheiten, den Tisch und die Stühle so wie alles mögliche an Gepäck bietet. Wenn man mal nicht am Platz ist, kann man hier zudem die Räder sicher verstauen. Zudem ist ein Tagsasuflug mit dem Auto so einfacher, da man nicht vorher das Zelt einklappen muss.
Was ich auch unbedingt als nützliches Zubehör empfehlen möchte, ist der der Zelttisch von Thule, der Thule Tepui Tent Table. Er bietet die Möglichkeit Getränke abzustellen oder ein Tablet so zu platzieren, dass man bequem einen Film ansehen kann. Da fühlt sich das Zelt dann fast so bequem an wie die heimische Couch. Unverzichtbar sind Auffahrkeile wie die Thule Levelers, so ist gewährleistet, dass das Fahrzeug samt das Zelt gerade steht.
Thule Tepui Autana, Top oder Flop?
Ich bin von dem großzügigen Raumangebot im Tepui Autana überzeugt, da lässt es sich auch mal an einem Regentag mit einem Buch aushalten, was bei einem viel kleineren Dachzelt eher schwierig ist. Die kompakteren Varianten sind allerdings wesentlich einfacher zu handeln und zu lagern, das ist ja auch für viele potentielle Nutzer ein Argument. Auch darf man nicht vergessen, dass nicht jedes Fahrzeug die zulässige Dachlast für dieses sehr große Exemplar mitbringt. Was ist nun das Fazit? Ein Dachzelt ist eine wesentlich günstigere Anschaffung als ein Wohnwagen und es bietet deutlich mehr Komfort als ein Zelt. Vor allem aber ist es eine sehr flexible Lösung und verwandelt so manches Fahrzeug in ein Camping-Gefährt. Auch als zusätzlicher Schalfraum, wenn der Nachwuchs älter wird und nicht mehr bei den Eltern im Wohnwagen sein will ist es eine echte Option.
Generell überzeugt mich das Konzept Dachzelt mit einigen Vorteilen, wie der Flexibilität und der Spontanität, die es ermöglicht und der Nähe zur Natur… es ist wieder echtes Camping und fühlt sich mehr nach „Outdoor“ an als ein Wohnwagen. Wer drei oder vier Personen im Dachzelt unterbringen will oder einfach das großzügige Raumangebot schätzt, der ist beim Thule Tepui Autana richtig und kommt auch noch zu einem perfekt dazu passenden Vorzelt.