Test / Cargobike: Mit dem Ca Go FS200 Vario haben wir uns die neueste Variante des hochwertigen Lastenrads angesehen. Im Gegensatz zur etablierten Version liegt hier der Schwerpunkt nicht auf der Beförderung von Kindern, sondern auf dem Transport von Gütern. Dabei setzt man auf die gleiche hochwertige Basis, stattet diese jedoch mit einer variablen Ladefläche und vielen möglichen Aufbauten aus.
Jeder, der sich in den vergangenen Jahren mit dem Kauf eines Cargobikes beschäftigt hat, dürfte über Ca Go gestolpert sein: Der Hersteller aus Koblenz hat mit dem FS 00 (Life) zweifellos eines der spannendsten und hochwertigsten Long-John Cargobikes auf dem Markt. Eines seiner Alleinstellungsmerkmale war bislang sein konsequenter Fokus auf den Kindertransport. Das erlaubt höheren Komfort und vor allem mehr Sicherheit – davon konnten wir uns selbst schon im Test überzeugen.
Aber: Nicht jeder hat Kinder und/oder möchte das Cargobike zum Kindertransport nutzen. Aus diesem Grund teilte man in Koblenz jüngst die „Plattform“ Ca Go FS200 in ein FS200 Life und ein FS200 Vario auf. Während das FS200 Life dem bisherigen Familien-Lastenrad entspricht, ist das FS200 Vario neu im Programm. Wie der Name schon sagt ist hier Variabilität der große Trumpf – eigentlich kann das ’neue‘ FS200 alles – außer eben Kinder befördern.
Bekannte Basis, neue Ausrichtung
Die neue Vario-Variante des FS200 setzt auf die gleiche Basis wie das bekannte Erfolgs-Cargobike aus Koblenz. Technisch gibt es hier so ziemlich alles, was man sich von einem modernen Long John Cargobike wünscht. Die Seilzuglenkung macht die Übertragung der Lenkimpulse nicht nur sehr direkt, sondern hält auch den Wendekreis sehr klein und ist wartungsärmer als ein klassisches Lenkgestänge. In puncto Antrieb setzt Ca Go auf den Bosch Cargo Line Antrieb, der von wahlweise einem oder zwei Bosch Powertube 625 Akkus mit Strom versorgt wird. Das Fach für die Energiespeicher sitzt hinter einer abschließbaren Platte unter der Ladefläche.
Hochwertige Komponenten und hohe Zuladung
Auch die übrigen Komponenten wissen vollauf zu überzeugen: Das gilt für die kräftige Bremsanlage aus dem Hause Magura ebenso wie für die stufenlose Enviolo Automatiq Schaltnabe, die mit einem Riemenantrieb kombiniert wird. Auch an „kleineren“ Details wie Griffen oder Sattel wurde nicht gespart und kommen von Ergon. Ein derart hochwertiges Komponentenpaket darf man angesichts eines Basispreises von 7.490 Euro jedoch auch erwarten. Passend zur an der Front verbauten Federgabel bietet Ca Go optional auch noch eine Federstütze von by.Schulz an, die mit einem Aufpreis von 169 Euro zu Buche schlägt.
Wer das FS200 bereits kennt, hat nun noch nichts neues erfahren – das ändert sich jedoch beim Blick auf die Ladefläche, die sehr viele Optionen bietet. Ohne jegliche Aufbauten misst diese 60cm in der Breite und 75,5cm oder ca. 370l Volumen. Ihre maximale Beladung beträgt 70 kg, das gesamte Bike hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 225 kg, was abzüglich des Eigengewichts von ca. 55 kg eine Zuladung von 170 kg bringt.
Aufbauten und Zubehör für das Ca Go FS200 Vario
Für die Ladefläche bietet Ca Go direkt als Zubehör verschiedene Aufbauten bzw. Zubehörteile an – je nach Anwendungsbereich.
Organizer Set
Das Organizer Set erlaubt die Einteilung der Ladefläche. Entweder um Kleinteile besser geordnet verstauen zu können oder aber um größere Ladungen vor dem Rutschen auf der Ladefläche zu bewahren. Hierfür können die aus Foamlite bestehenden Teiler in unterschiedlichen Positionen „eingeklickt“ werden. Die Abstände sind so gewählt, dass beispielsweise Euroboxen oder Getränkekisten in die einzelnen Bereiche passen.
Aufpreis: 189 Euro
Vario-Soft-Walls
Leichte, hohe Seitenwände um das Herausfallen verschiedenster Transportgüter zu verhindern. Die Steifigkeit lässt sich über integrierte Laschen individuell regeln. Jede Seitenwand hat eine mit Reißverschluss versehene Innentasche für kleinere Gegenstände.
Aufpreis: 150 Euro
Vario-Soft-Set
Enthalten sind hier die Vario-Soft-Walls und zusätzlich je eine Abdeckung für vorn und hinten und auch für oben. Die Befestigung erfolgt über Klettverschlüsse, elastische Bänder und reguläre Kunststoff-Schnallen wie man sie von Rucksäcken kennt. So ist die Ladung vor Witterungseinflüssen und/oder neugierigen Blicken geschützt. Praktisch: Auf der Fahrerseite der hinteren Abdeckung verbirgt sich eine kleine Reißverschlusstasche, die problemlos während der Fahrt erreichbar ist.
Aufpreis: 350 Euro
Top-Rails
Zwei Aluminiumstangen die Vorder- und Hinterteil des Aluminiumrahmens der Ladefläche verbinden. Daran lassen sich beispielsweise Teile der Ladung befestigen, ebenso wird die gesamte Ladefläche so deutlich steifer und stabiler – vor allem bei hohen Lasten empfehlenswert.
Aufpreis: 89 Euro
Gepäckträger
Robuster Heckgepäckträger mit einer maximalen Zuladung von 25 kg. Die Rails sind mit Standard-Taschen kompatibel und passen auch zum QL-3 System von Ortlieb. Die Trägerplatte hat das vielseitige MIK-System, kommt aber ohne Federklappe aus.
Aufpreis: 150 Euro
Auch wenn Sicherheit am FS200 Vario im Vergleich zur Life-Variante eine nicht ganz so entscheidende Rolle spielt, lassen die Koblenzer den Aspekt auch hier nicht gänzlich außer Acht: Damit die Ladung (auch bei flotter Fahrweise) sicher auf der Ladefläche verstaut werden kann gibt es zahlreiche Aussparungen für im Lieferumfang enthaltene Zurrgurte. Gerade in Kombination mit dem Organizer-Set und den Top-Rails dürfte man auch sperrige Güter fest verstauen können.
Vier Ausstattungsvarianten ab 7.490 Euro
Wer möchte, kann sich die passenden Aufbauten zum „nackten“ Ca Go FS200 Vario für 7.490 Euro hinzukonfigurieren. Alternativ bietet Ca Go auch fertige Ausstattungsvarianten, die preislich meist deutlich attraktiver sind:
Ca Go FS200 Vario EX
Enthaltene Zusatzausstattung: by.schulz Sattelstütze R.2 LP, Gepäckträger
Preis: 7.590 Euro
Ca Go FS200 Vario Open-Pro
Enthaltene Zusatzausstattung: Organizer-Set, Top-Rails, by.schulz Federsattelstütze G.2 LP, Gepäckträger
Preis: 7.890 Euro
Ca Go FS200 Vario Cover-Pro
Enthaltene Zusatzausstattung: Organizer-Set, Vario-Soft-Set, Top-Rails, by.schulz Federsattelstütze G.2 LP, Supernova Brems-Rücklicht TL-3 PRO, Gepäckträger
Preis: 8.290 Euro
Ca Go FS200 Vario Praxistest – gewohnt gut!
Im Test hatten wir das Ca Go FS 200 Vario Cover-Pro – also das absolute Top-Modell mit sämtlichem Zubehör. In puncto Fahreigenschaften würden wir an dieser Stelle auf unseren Test zum Ca Go FS 200 verweisen – denn daran hat sich auch an der Vario Version nichts geändert. Die Kombination aus komfortabler Sitzposition, kräftigem Bosch Cargo Line Antrieb und von A bis Z hochwertigen Komponenten geht auch hier auf und sorgt für eine Menge Fahrspaß. Ein wirkliches Highlight ist die sehr gut gelöste Seilzuglenkung, die das immerhin 2,70m lange Rad erstaunlich wendig und auch für Cargobike-Neulinge sehr gut beherrschbar macht.
Die Möglichkeiten für die Ladefläche sind fast unendlich; das Organizer Set macht einen hochwertigen Eindruck und das Ein- und Ausclipsen geht mit wenigen Handgriffen und in unter einer Minute. So lässt sich die Ladefläche wirklich im Handumdrehen so gestalten, wie man das für den jeweiligen Einsatz benötigt. Ein echtes Highlight für uns war jedoch das Vario-Soft-Set: Das verwendete Material macht einen extrem hochwertigen Eindruck, ist flexibel und robust zugleich. Die rundum reflektierenden, aber optisch unauffälligen Aufdrucke sorgen zudem für mehr Sicherheit im Verkehr. In puncto Handhabung geht es zudem kaum besser: Ohne auch nur einen Blick in die Anleitung werfen zu müssen, haben wir Seitenwände und Verdeck mit wenigen Handgriffen angebracht. Das funktioniert auch deshalb so gut, weil alle Teile zwar straff sitzen, aber dennoch nicht so eng sind, dass alles auf den Millimeter genau sein muss, um den letzten Verschluss schließen zu können.
Ein unscheinbares, im Alltag aber enorm nützliches Detail sind die integrierten Zugbänder in den Seitenteilen. Darüber lässt sich mit einem Handgriff regulieren, wie straff die Seitenwände sitzen sollen. Bei hoher Spannung stehen die Seitenwände jenen aus festem Material wie Holz oder EPP kaum nach, entspannt man die Gurte, hat man deutlich mehr Flexiblität und auch etwas mehr Stauraum. Toll! Damit die Ladefläche auch mit montiertem Verdeck immer gut erreichbar ist, wird jenes mit zwei Zwei-Wege-Reißverschlüssen befestigt, die sich von beiden Seiten öffnen lassen.
Um der Nutzbarkeit des Ca Go FS 200 Vario auf den Zahn zu fühlen, haben wir unser Testbike einem echten Praxistest unterzogen; unsere Büroräume werden mit einem Pellet-Ofen geheizt, der entsprechend regelmäßig mit einem neuen Sack Brennstoff versorgt werden möchte. Der entsprechende Brennstoffhandel ist mit dem Rad gut erreichbar – also ab auf’s Ca Go! Für diesen Einsatz haben wir uns entschieden, die Seitenwände montiert zu lassen. Auf das Organizer-Set haben wir verzichtet, bei strahlendem Sonnenschein ebenso auf das Verdeck. Die Top-Rails blieben jedoch an Ort und Stelle, schließlich wiegt ein Pellet-Sack 15 kg und wir wollten auf zusätzliche Steifigkeit an der Ladefläche nicht verzichten.
Vor Ort angekommen ist das Beladen ein Kinderspiel. Das liegt auch an dem maximal stabilen Ständerfuß mit Gasdruckfeder. Ein Sack nach dem anderen wandert in unsere Ladefläche – Platz ist auf jeden Fall genug! Beim fünften Sack rechnen wir kurz nach – 75 kg haben wir jetzt schon auf der Ladefläche, streng genommen sind wir also etwas über dem maximalen Gewicht von 70 kg; für unseren Test wollen wir jedoch dennoch sehen, wie das FS 200 Vario damit zurechtkommt. Um es kurz zu machen: Klar, das enorme Zusatzgewicht ist natürlich spürbar, aber spätestens wenn man etwas Tempo aufgenommen hat, lässt sich das Bike gut manövrieren. Apropos Tempo: Hiermit hat man dank des wirklich enorm kräftigen Bosch Cargo Line Motors gar keine Mühe, wenngleich das mal mehr mal weniger laute Summen des Antriebs gewöhnungsbedürftig ist.
Zurück an der Redaktion sind die Säcke ebenso schnell entladen, wie sie auf die Ladefläche gewandert waren. Test bestanden also? Auf jeden Fall! Das ist aber nur eine von unzähligen Möglichkeiten, wie man das Rad im Alltag nutzen könnte. Getränke- oder Baumarkt, Wocheneinkauf oder Großbesorgungen – mit dem Ca Go FS 200 Vario kann man das Auto in vielen Situationen ersetzen.