Test Nicolai Argon GX: Der komplett in Deutschland gefertigte Rahmen ist technisch wie optisch einzigartig und von Cyclocross-Rennen bis Bikepacking-Touren für alles zu haben. Vortriebsstark und handlich, sorgt das kantige Gravelbike auf jedem Terrain für Fahrspaß.
Ein Rahmen von Nicolai ist einfach unverwechselbar. Die Bikes des niedersächsischen Unternehmens, das unter Mountainbikern einen legendären Ruf genießt, sind pure Funktion; nichts wird kaschiert, versteckt oder verschliffen. Die markanten Schweißnähte, die Rohre und Frästeile verbinden, sind ein typisches Erkennungsmerkmal der Rahmen, die komplett in Deutschland entstehen – von der Herstellung der einzelnen Bauteile bis zur Rahmenfertigung und Beschichtung.
Nicolai Argon GX: Markanter Rahmen mit gefrästen Verbindungsteilen
Schon am vorderen Rahmendreieck fällt das Nicolai Argon GX mit markanten, aufgeschweißten Zugeingängen auf, die allerdings bei ab jetzt bestellten Rahmen wegfallen – die neue Modellgeneration verfügt über durch die Steuersatzkappe geführte Leitungen. Einzigartig konstruiert ist der Hinterbau. Von der Vorstellung, dass Rohre miteinander verbunden sind, muss man sich bei Nicolai trennen: Ketten- und Sitzstreben mit jeweils quadratischem Querschnitt sind ziemlich kurz; die Verbindung zum Hauptrahmen übernehmen kantige, aufwendig geformte Frästeile, wie auch die Ausfallenden aus vielfach bearbeiteten Alu-Platten bestehen.
Viel Platz für breite 650B-Reifen
Die Verbindungsteile sind so geformt, dass sie bis zu 45 mm breite 28-Zoll-Reifen aufnehmen sowie 50 mm breite 650B-Pneus; dazu dienen sie als Montagebasis für Schutzbleche und Träger, wobei Adapter für unterschiedliche Systeme verfügbar sind. Das Testrad ist mit einer „Columbus Futura Cross“-Gabel ausgestattet, die auf eher sportliche Nutzung zugeschnitten ist und mit FlipFlop-Ausfallende eine Veränderung des Nachlaufs um 5 mm erlaubt. Mit einer Standard-Carbongabel kostet das Rad fast 300 Euro weniger.
Nicolai Argon GX – Auch als „MTB light“ einsetzbar
„GX“ steht für Gravel–Cyclocross, und ein bisschen Mountainbike steckt auch im Nicolai Argon GX. Das merkt man nicht zuletzt daran, dass das Rad ausdrücklich auch mit geradem Lenker gefahren werden kann; für diesen Fall empfiehlt der Hersteller, den Rahmen eine Nummer größer zu wählen. Die Geometrie verdaut Federgabeln mit bis zu 40 mm Weg – so kann das Argon auch als kurzhubiges Hardtail aufgebaut werden.
Was die Fahreigenschaften geht, ist das Rad freilich sehr sportlich ausgelegt – Sitz- und Lenkgeometrie finden sich fast 1:1 an bewährten Cyclocross-Rennern und sorgen für eine aggressive Position, aus der man viel Druck aufs Pedal bringen kann, dazu für viel Agilität und Handlichkeit. Entschärft wird die Sitzposition am Testrad durch den kurzen, nach oben orientierten Vorbau, was auch die große Wandlungsfähigkeit des Argon von Bikepacking bis Rennsport verdeutlicht.
Cross-Geometrie, entschärft durch kurzen Vorbau
Mit etwas aufrechterer Sitzhaltung und kurzem Vorbau ist das Nicolai perfekt für Trail-orientiertes Graveln, wobei das mit den optional verfügbaren 650B-Laufrädern noch besser ginge. Sogar eine Dropper Post kann an dem quirligen Bike nachgerüstet werden. Den Lückenschluss zwischen MTB und Dropbar-Bike schafft dieser Rahmen so gut wie kaum ein anderer Graveller.
Mit Shimano GRX 600 und 32-Speichen-Radsatz ist das Argon GX verlässlich und solide ausgestattet, wobei letzterer überraschend wenig wiegt. Mit genau zehn Kilo inklusive Pedalen ist das extrem steife, vortriebsstarke Rad kein Leichtgewicht, allerdings lässt es sich davon kein bisschen einbremsen. Ohnehin ist die Bestückung nur beispielhaft zu verstehen. Zum sehr fairen Preis ab 1.599 Euro bietet Nicolai den Rahmen an (ohne Gabel und Steuersatz), der in vielen Farben lackiert und sogar harteloxiert werden kann, und auch eine Maßfertigung ist möglich. So ist jedes Nicolai Argon CX nicht nur sehr vielseitig, sondern auch individuell und unverwechselbar.