Test Hunt 35 Carbon Gravel: Der britische Laufradbauer ist derzeit sehr populär – und wer wissen will, warum das so ist, muss nur einen Radsatz wie den Hunt 35 Carbon Gravel fahren. Vom Gewicht über die Performance bis hin zum Sound stimmt hier alles – und erfreulicherweise auch das Preisschild.
Felgen- oder Scheibenbremse? Beim Gravelbike war das nie die Frage. Die junge Gattung ist ein Kind der neuen Zeitrechnung; Kompromisse in Sachen Reifenbreite, Rahmenform oder Felgenmaterial mussten beim Gravelbike nie gemacht werden. Und so ist es kein Wunder, dass ein leichter Carbon-Radsatz ganz oben auf der Wunschliste vieler Gravel-Fans steht.
Hunt Wheels: Angesagter Hersteller mit hochwertigen Produkten
Ein Name, der dabei immer wieder fällt, ist Hunt. Die Briten sind im Gravel-Rennsport stark vertreten und lassen sich das nicht unbedingt teuer bezahlen. Klar, wenn Aerodynamik und Gewicht ausgereizt werden, kann es schon mal etwas teurer sein. Doch schon für knapp 1.000 Euro bekommt man bei Hunt einen Radsatz, der keine Schwächen hat – dafür aber viele Stärken.
Breite Aero-Felgen mit geringem Gewicht
Vorhang auf für den Hunt 35 Carbon Gravel für 999 Euro, den wir erst einmal an die Waage hängen: 1.499 Gramm inklusive Tubelessband, aufgeteilt auf 684 fürs Vorder- und 815 fürs Hinterrad – weniger kann man in diesem Preisbereich nicht verlangen, wobei die Briten jüngst einen Gravel-Radsatz mit flachen Alu-Felgen vorgestellt haben, der ein Drittel weniger kostet, aber noch einmal fast 100 Gramm weniger wiegt. Doch Gravel-Racer wollen es natürlich auch aerodynamisch haben, und da kommt man um tiefe Carbonfelgen nicht herum. Mit 35 mm wird dieser Aspekt nicht übertrieben; bei mittlerem Tempo sind tiefere Felgen aber auch nicht nötig.
Wichtig beim Graveln ist natürlich, dass die Breite stimmt. Mit 25 mm Innenmaß plus dem Vorteil der Hookless-Form lassen sich am Hunt 35 Carbon Gravel bis zu 64 mm breite Reifen fahren; die Mindest-Reifenbreite beträgt laut Hersteller 29 mm. Vom Allroad-Bike bis zum Trail-Graveller ist der Einsatzbereich also groß. Hunt favorisiert 40er Reifen, wie sie beim Graveln derzeit noch das Maß der Dinge sind. Warum, sieht man nach der Montage: Zu sehen ist ein glatter Übergang von der Felge zum Reifen, zumal die Hookless-Form der ersteren den letzteren weniger stark einschnürt; der Schwalbe G-One Speed wird außerdem genau 40 mm breit und wölbt sich damit seitlich nur wenige Millimeter über die Felgenflanke.
Hunt setzt auch beim mittelhohen Gravel-Radsatz auf aerodynamisch günstige Messerspeichen – 24 vorne und 28 hinten, womit das Hinterrad noch etwas stabiler wird. Die zweifach gekreuzten Speichen berühren sich, was aber nicht zu irgendwelcher Geräuschbildung führt, was ein Indiz für die Hohe Steifigkeit des Radsatzes ist. Die „Pillar“-Speichen sind an der Biegung des Kopfes verstärkt, um an dieser kritischen Stelle mehr Stabilität zu haben; Ersatzspeichen gehören wie Tubeless-Ventile zum Lieferumfang. Die Felgen sind asymmetrisch ausgeführt, was mit bloßem Auge allerdings kaum zu sehen ist.
Einfache Reifenmontage dank Hookless-Felgenflanke
Nach der kinderleichten Montage – ein typisches Merkmal hakenloser Felgen – bleiben die Reifen dauerhaft dicht; auch nach mehrtägiger Standzeit kann man sich das Nachpumpen fast sparen. Mit knapp 2 bar geht es ins Gelände, und im Vergleich zum 1.800 Gramm schweren Standard-Radsatz lässt sich gleich sagen: 300 Gramm „rotierende Massen“ weniger sind durchaus spürbar. Das Rad lässt sich einen Tick handlicher bewegen und wirkt agiler, wobei man sich zugegebenermaßen ziemlich schnell an diesen Effekt gewöhnt. Dazu wirken die Hunt-Laufräder sehr steif: Ob beim Antritt oder beim Verzögern, Bremsscheiben-Schleifgeräusche im Wiegetritt bleiben aus. Im direkten Vergleich zu vergleichbar konstruierten Radsätzen fühlen sich die Hunt 35 Carbon Gravel eher straff an, ob am komfortablen Stahl-Gravelbike oder an der supersteifen Bulls Machete – wer das bemerkt, kann natürlich mit 45er Reifen gegensteuern.
Zum schnellen Fahrgefühl dieses Radsatzes trägt auch der Sechs-Klinken-Freilauf bei. Hört man auf zu treten, ertönt ein helles, markantes Surren; vor allem aber meint man zu spüren, dass der Freilauf kein bisschen bremst. Der geringe Eingriffswinkel von nur 5° (72 Rasterpunkte) führt dazu, dass der Leerweg beim Antreten sehr gering ist. Hunt stellt aktuell auf einen hauseigenen Zahnscheibenfreilauf um, der vielleicht noch widerstandsärmer läuft, aber mit 36er Verzahnung einen größeren Eingriffswinkel hat.
Im Dauereinsatz hinterlässt auch der eine oder andere harte Schlag keine Spuren; nach einigen Hundert Kilometern ist der Rundlauf top. Und optisch gefällt der Radsatz durch das dezente, aber unverwechselbare Dekor, das anderen Gravel-Fans signalisiert: Wer auf diesem Fahrrad sitzt, hat in Sachen Laufradsatz einen guten Griff getan.