Radsport: Bei Bora – hansgrohe hat sich in den vergangenen Monaten einiges getan. Nach der Verpflichtung von Primoz Roglic ist nun mit Red Bull ein großer Sponsor eingestiegen. Kann der Raublinger Rennstall damit die Lücke zu den absoluten Top-Teams schließen?
Red Bull – Bora – hansgrohe 2024: Von der #10 auf die #5
Im UCI-Teamranking hat sich der Umbruch der Mannschaft Bora – hansgrohe im vergangenen Winter bereits bezahlt gemacht. Von Rang zehn ist der Raublinger Rennstall auf Platz fünf nach vorn geklettert. Nun steht man in der Weltrangliste der Teams also u. a. vor Ineos Grenadiers. Trotz dieser Tatsache und des Vuelta-Sieges von Primoz Roglic wird man aber nicht vollumfänglich zufrieden sein. Denn der Großangriff auf den Gesamtsieg bei der Tour de France ist missglückt – und die Lücke von Star-Einkauf Roglic zu den Top drei der Welt eigentlich noch größer geworden. Mit insgesamt acht Saisonsiegen kann man aber dennoch von einem gelungenen Transfer sprechen. Hinzu kommt die grandiose Entwicklung von Florian Lipowitz, der sich zu einem GC-Fahrer mausert und bereits in der Saison 2024 die Sibiu Cycling Tour gewann, Gesamtdritter bei der Tour de Romandie wurde und für seine Kapitäne immer ein ausgezeichneter Helfer war. Auch die Verpflichtung von Daniel Martinez muss absolut positiv bewertet werden. Der Kolumbianer wurde Gesamtzweiter beim Giro d’Italia und nur vom übermächtigen Tadej Pogacar bezwungen.
Aushängeschilder verlassen das Team
Ralph Denk ist es gelungen, aus dem 2010 gegründeten Team NetApp sukzessive ein Weltklasse-Team zu formen. Über viele Jahre hinweg wurden immer kleine Schritte nach vorn gemacht, bis man schließlich ganz weit oben angekommen war. Mit dem Einstieg von Red Bull ist nun ein weiterer Schritt gelungen. Wie groß dieser Schritt werden wird und wie nachhaltig er schlussendlich ist, hängt nebst dem Geld vor allem von den richtigen Entscheidungen ab. In diesem Winter trennt man sich unter anderem von Emanuel Buchmann, Lennard Kämna und Maximilian Schachmann, die über Jahre hinweg diese Mannschaft geprägt haben und die Aushängeschilder waren. Auch Sergio Higuita, Bob Jungels und Marco Haller verlassen das Team. Ein großer Aderlass, würde man meinen. Doch wenn wir auf die Liste der Neuzugänge blicken, erkennen wir, dass Red Bull – Bora – hansgrohe vermutlich sogar stärker wird.
Wie groß wird der Großangriff von Red Bull?
Mit Jan Tratnik und Gianni Moscon hat man sich zwei alte Hasen in den Kader geholt, die bei Klassikern und bei großen Landesrundfahrten ihre Helferdienste anbieten können. Maxim van Gils könnte ebenso wie Finn Fisher-Black bei hügeligen Eintagesrennen überzeugen. Laurence Pithie ist ein Mega-Talent auf Kopfsteinpflaster, wo auch Oier Lazkano bereits gut gefahren ist. Der Spanier hat zuletzt aber sogar seine Qualitäten in den Bergen nachgewiesen. Komplettiert wird die Liste der Neuzugänge durch Giulio Pellizzari und die Brüder Mick van Dijke und Tim van Dijke. Diese Fahrer – so unterschiedlich sie auch sein mögen – haben eines gemeinsam: Sie sind talentiert. Und sie sind jung. Red Bull – Bora – hansgrohe setzt aber nicht nur auf Potential, sondern auch auf aktuell bereits existierende Fähigkeiten. Denn all die genannten Fahrer haben bereits gezeigt, wozu sie in der Lage sind. Und glaubt man den zahlreichen Gerüchten im Fahrerlager, könnte im kommenden Winter bereits der nächste Superstar ins Team wechseln.