Cervélo Aspero Rival AXS 1 im Test: Bereits im letzten Jahr vorgestellt, lud Cervélo nun zum Presscamp in der Nähe von Girona ein, um einen umfangreichen Fahreindruck vom schnellen Gravelbike zu bekommen. Das Camp wurde dafür in Banyoles am Fuße des legendären Rocacobra-Anstiegs aufgeschlagen, um von dort aus die fast schon legendären Gravelpisten rund um Girona zu erkunden.
Bereits bei der Vorstellung im April 2024 haben wir euch die wichtigsten Infos zu Highlights, Farben und Ausstattungsvarianten im Vorstellungsartikel zusammengefasst. Die Crew vor Ort in Girona hat uns jedoch noch einmal ein paar spannende Einblicke gegeben, was das neue Bike ausmacht.
Schon in der vorherigen Version des Áspero war es eines der Vorreiter unter den sportlichen Gravel-Bikes – ganz nach der Cervélo-DNA. Auf dieser wurde auch in der neuen Iteration aufgebaut. Die Rahmenformen erinnern stark an einen aerodynamisch optimierten Renner. Zusätzlich wurde die Leitungsverlegung noch aerodynamischer gestaltet. Die Leitungen führen nun unter dem Vorbau vorbei und direkt über die Abdeckung in das Steuerrohr. Dies dient der Aerodynamik, bleibt aber trotzdem noch wartungsfreundlich beim Schrauben. Wer die volle Integration der Leitungen wünscht, kann z. B. das Cockpit des Renners R5 montieren. So sind die Leitungen komplett versteckt. Insgesamt gibt Cervélo beim Update des Áspero eine Ersparnis von drei Watt an. Hier geht es jedoch nicht um zusätzlichen Speed, sondern um das Sparen von Energie für lange Gravel-Ausfahrten.
Apropos Energie sparen: Auch der Komfort des Bikes hat bei langen Ausfahrten einen erheblichen Einfluss. Aus diesem Grund wurde bei der Neuentwicklung das Steuerrohr weniger steif gestaltet. Dadurch werden kleinere Schläge und Vibrationen vom Bike besser kompensiert und helfen dem Fahrer, Ermüdung im Oberkörper vorzubeugen. An der Gabel kann durch einen Flip-Chip der Trail verstellt werden, damit auch beim Verwenden von 650B-Laufrädern ein ähnliches Fahrverhalten ermöglicht wird.
Der Rahmen ist mit einem Schutz am Unterrohr ausgestattet, um das Carbon im Tretlagerbereich zu schützen. Bikepacker suchen am Rahmen vergeblich nach zusätzlichen Montagemöglichkeiten. Es gibt lediglich die üblichen Vorrichtungen für Flaschenhalter, und an der Oberseite des Oberrohrs kann eine kleine Rahmentasche montiert werden.
Was bei der Vorstellung vielleicht nur am Rande eine Rolle spielte, ist das Ausfallende mit UDH-Schaltauge. Die Vorstellung der SRAM Red XPLR 13-fach-Gravelschaltung macht diesen Schritt nur logischer und das Áspero bereit für die Zukunft. Trotzdem ist das Bike weiterhin mit einer Umwerferaufnahme ausgestattet, was auch einen klassischen 2-fach-Aufbau ermöglicht.
Unser Testbike: Cervélo Aspero Rival AXS 1
Für die Gravelrunde rund um Banyoles stellte uns Cervélo mit dem Rival AXS 1 das aktuelle Topmodell der Áspero-Linie zur Verfügung. Wie der Name schon verrät, kommt das Gravelbike mit einer kabellosen SRAM Rival-Schaltung in einer 1×12-Übersetzung. Mit einem 40er-Kettenblatt und einer Kassette mit einer Range von 10–44 sollten steile Rampen ebenso wie schnelle Abfahrten kein Problem sein.
Ein Highlight in der Spec-Liste ist in jedem Fall der Laufradsatz. Um die Zipp-Naben spannen sich Carbonfelgen von Cervélos Hauslieferanten Reserve. Diese kommen in zwei unterschiedlichen Felgenhöhen – an der Front mit 40 mm und am Hinterrad mit 44 mm. Das sorgt für eine ausgewogene Kombination aus Gewicht und Aerodynamik, was den allgemeinen Charakter des Áspero unterstreicht. Mit einer Felgenbreite von 25,5 mm an der Front und 25 mm am Heck kommen auch die montierten WTB Vulpine TCS Light Fast Rolling in 40 mm schön breit aus der Felge und bleiben auch bei geringeren Luftdrücken stabil. Für die nötige Kontrolle sorgen ein Aluminium-Vorbau und ein Carbonlenker mit 16° Flare aus eigenem Hause. Als Sattel wird ein Prologo Dimension STN verbaut.
Fahreindruck auf den Gravelpisten um Banyoles
In der Werkstatt vor Ort wurden die Bikes vorbereitet – Pedale drauf, und schon konnte es losgehen. Zum Eingewöhnen ging es zunächst etwas bergab. Die Sitzposition war trotz einer etwas zu kleinen Rahmengröße gleich angenehm, und man fand sich sehr schnell auf dem Fahrrad wohl. Wobei das Áspero seinen sportlichen Charakter nicht verbergen kann – man sitzt eher sportlich auf dem Bike. Sehr angenehm komfortabel ist die Lenkerform mit einem etwas dickeren Oberlenker und einem angenehmen Lenkerband.
Den ersten Gravel-Kontakt gab es dann am See von Banyoles, wobei es sich hier noch eher um feuchte Sandstraßen handelte. Auf den kurvigen Wegen rund um den See machte sich die Agilität und Wendigkeit des Bikes bemerkbar. Das Áspero lässt sich leicht durch enge Kurven manövrieren, und ein paar Antritte im Wiegetritt nach der Kurve bringen es schnell wieder auf Reisegeschwindigkeit.
Nachdem es anfangs noch recht flach zwischen den Feldern entlang ging, stand die erste steilere Rampe auf dem Programm. Diese wurde von der Gruppe gleich scharf angefahren. Respekt dabei an den Fotografen Jered Gruber, der selbst auf einem Áspero unterwegs war und wahrscheinlich auch der Fitteste war. Immer wieder holte er die Gruppe ein, fuhr einen Vorsprung heraus und erwischte so die besten Shots.
Wo es hochgeht, da geht es irgendwann auch wieder runter. Und hier wurde es etwas technischer – eine schnelle Abfahrt mit engen Kurven und gröberem Schotter. Hier findet das Áspero eine spannende Balance: Zum einen lässt es sich sehr reaktiv steuern und reagiert blitzschnell auf Lenkkommandos, was die Linienwahl erleichtert und schnelle Reaktionen auf wechselnde Verhältnisse ermöglicht. Zum anderen ist das schnelle Cervélo-Gravelbike extrem laufruhig bei hohen Geschwindigkeiten. Dazu tragen auch die etwas verlängerten Kettenstreben bei. Selbst bei Schlägen durch größere Steine lässt sich das Bike leicht einfangen und hält brav die Spur.
Abseits der Gravel-Strecken ging es auf eine leicht abschüssige Teerstraße, wo das Tempo etwas forciert wurde. Also ab in die Hoods, Kopf nach unten in die Aero-Position. Hier zeigt sich, dass das Áspero auch auf der Straße eine gute Figur macht und problemlos mit Geschwindigkeiten jenseits der 40 km/h umgehen kann. Auch die montierten WTB-Reifen unterstützten hier mit geringem Rollwiderstand.
Cervélo Aspero Rival AXS 1: Vielseitiges Gesamtpaket
Bei unserem Ausflug rund um Banyoles konnten wir einen umfassenden Eindruck vom aktuellen Cervélo Áspero gewinnen. Wir haben es als ein ausgewogenes, sportliches Gravelbike kennengelernt. Mit der Möglichkeit, einen 2x-Antrieb zu montieren – wobei das nicht unbedingt notwendig ist – und eventuell einen zweiten Laufradsatz mit schmaleren Slicks aufzuziehen, muss man sich mit dem Áspero auch bei einer Rennradausfahrt nicht verstecken. Gleichzeitig hat man ein sehr potentes Chassis, das sich auch für schwierigere Gravelpisten eignet.
Unser Testbike mit SRAM Rival AXS und Reserve-Laufrädern stellt aktuell das Topmodell dar. Das darüber platzierte Áspero-5 wurde noch nicht auf das UDH-Ausfallende aktualisiert – es bleibt also spannend, was hier noch kommt. Wobei das Áspero mit Top-Gruppe, schnellen Laufrädern und komplett integriertem Cockpit eine feine Wahl sein könnte. Dafür gibt es ja auch das Rahmenset einzeln zu kaufen.