Eurobike 2025 Rückblick & Ausblick 2026: Zwischen Aufbruch und Realität
Die Eurobike 2025 ist Geschichte – und sie hinterlässt ein vielschichtiges Bild. Deutlich kleiner und spürbar ruhiger als in den Boomjahren, aber keineswegs ohne Relevanz. Auch wenn viele große Namen in diesem Jahr als Aussteller fehlten, wurde die Messe in Frankfurt erneut zum Treffpunkt für die Fahrradbranche – ein Ort für echte Begegnungen, Dialoge und einen offenen Austausch über Herausforderungen, Chancen und die Zukunft des Marktes.
Weniger Aussteller, weniger Besucher – doch viele gute Gespräche
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Sowohl auf Aussteller- als auch auf Besucherseite konnte die Eurobike 2025 nicht an frühere Größen anschließen. Der Rückgang war spürbar – in der Zahl der Hallen ebenso wie auf den Gängen. Dennoch hatte die Messe ihre Qualitäten: Denn wer kam, wollte sich wirklich austauschen, wollte Menschen treffen, Produkte erleben und den Puls der Branche fühlen. Nach Jahren der Videokonferenzen war die Sehnsucht nach echter Begegnung greifbar – und genau das konnte die Eurobike bieten.
„Trotz Ausstellerrückgang war die Messe für uns sehr erfolgreich“, so Bernhard Lange (Paul Lange & Co.), der unter anderem die neue automatische Kettenschaltung Q’AUTO von Shimano präsentierte.
Auch andere Marken wie Giant, Puky, SQ-Lab oder Crussis nutzten die Bühne in Frankfurt – mit Selbstbewusstsein und großen Ständen, während viele ehemalige Platzhirsche durch Abwesenheit glänzten, aber dennoch durch Vertreter vor Ort waren. Die Wahrheit liegt, wie so oft, irgendwo dazwischen: Die einen feiern ihre Entscheidung zur Teilnahme, die anderen sind zufrieden, nicht dabei gewesen zu sein.

Technik zum Anfassen: Antriebe, Schaltungen und Elektronik
Wer sich für E-Bike-Technologie interessiert, kam auch 2025 auf seine Kosten. Zwar blieben die großen Überraschungen aus, doch es gab viel zu sehen – vor allem Neuheiten, die bislang nur in Pressemeldungen oder Renderbildern zu finden waren. Bosch etwa zeigte mit den neuen Antrieben PX, Cargo und Speed die technologische Weiterentwicklung seines Systems. Brose präsentierte den viel diskutierten Qore-Antrieb und auch Mahle wartete mit Neuheiten auf, die besonders im Leichtbausegment für Aufmerksamkeit sorgten.
Auch im Bereich der Schaltungen, Konnektivität und Integration gab es viel Neues zu entdecken. Vor allem im Gravel- und Rennradsegment zieht die Entwicklung deutlich an: mit der kabellosen Shimano GRX und vermehrtem Interesse an Drop-Bar-Bikes, auch wenn diese auf der Messe selbst eher unterrepräsentiert waren.
Der Markt bleibt zweigeteilt – VDZ und ZIV mit unterschiedlichen Einschätzungen
Die Marktlage bleibt angespannt, auch wenn einzelne Signale Hoffnung machen. Der ZIV sprach in seiner Messebilanz von einer langsamen Erholung und einer erwartbaren Stabilisierung ab 2026. Die Verkäufe im ersten Quartal 2025 lagen wieder leicht über Vorjahresniveau, die Lager wurden abgebaut, die Stimmung sei vorsichtig optimistisch.
„Aktuell mischt sich im Fahrradmarkt die verbesserte Stimmung mit anhaltender wirtschaftlicher Bodenhaftung“, sagte Burkhard Stork (ZIV). „Wir sehen viele Anzeichen für eine Normalisierung der Geschäfte unserer Branche ab dem Jahr 2026.“
Deutlich skeptischer äußerte sich hingegen der VDZ. Die Umsatzerwartungen des Handels seien verfehlt worden, die Lagerbestände nach wie vor hoch und Rabattaktionen drücken zusätzlich auf die Marge. Die Kaufzurückhaltung, gerade bei hochpreisigen Rädern, bleibe bestehen – befeuert durch konjunkturelle Unsicherheit und politischen Stillstand. Die Diskrepanz zwischen beiden Einschätzungen zeigt: Die Branche sucht weiter nach Orientierung.
Eurobike & Mobifuture: Zwei Formate, ein Standort – aber ist das die Lösung?
Ab 2026 geht die Eurobike neue Wege. Das klassische Messeformat wird geteilt: Während sich die Eurobike weiter auf Performance, Sport und Fachhandel konzentriert, wird mit der Mobifuture ein neues Event für urbane, vernetzte Mobilität geschaffen. E-Scooter, Mikromobilität, Infrastruktur und politische Akteure sollen hier zusammenkommen – parallel zur Fahrradmesse, aber mit eigenem Profil.
So sinnvoll die inhaltliche Trennung erscheinen mag, so groß bleiben die Zweifel an der praktischen Umsetzung. Zwei Formate, zwei Konzepte – aber nur begrenzte Ressourcen bei Herstellern und Besuchern. Hinzu kommt: Frankfurt ist teuer. Nicht wenige in der Branche fordern bereits ein Umdenken – vielleicht weg von der klassischen Messe, vielleicht sogar zurück an den alten Standort in Friedrichshafen, wo die Nähe und das Gemeinschaftsgefühl eine andere Dynamik erzeugten.

ZEG Bike Show als Branchenevent mit Signalwirkung
Während große Fachmessen hinterfragt werden, gewinnen Hausmessen und eigene Formate weiter an Bedeutung. Die ZEG, Europas größte Zweirad-Einkaufsgenossenschaft, macht es vor: Vom 11. bis 14. Juli 2025 lädt sie zur ZEG Bike Show nach Köln. Dort werden nicht nur neue Modelle gezeigt, sondern gezielt der persönliche Austausch mit den angeschlossenen Fachhändlern gepflegt – inklusive Schulungen, Testmöglichkeiten und flankierendem Messeerlebnis.
Schon jetzt ist absehbar, dass mehr Händler nach Köln kommen werden, als die ZEG zuletzt in Frankfurt auf der Eurobike begrüßen konnte. Das spricht eine klare Sprache – und zeigt, wie sehr sich die Branche nach fokussierten, praxisnahen Veranstaltungsformaten sehnt.
Fazit: Messe neu denken, Nähe neu schaffen
Die Eurobike 2025 war kein lautes Branchenspektakel, aber sie war wichtig – als Ort für echte Gespräche und als Spiegelbild einer Branche im Wandel. Die Herausforderungen sind groß, doch es bewegt sich etwas. Wie die Fahrradmesse der Zukunft aussieht, bleibt offen. Klar ist nur: Es braucht neue Konzepte, mehr Dialog und ein Umfeld, das nicht nur Produkte, sondern auch Menschen zusammenbringt.
Fotos: Eurobike, Silke Magino