Test Mavic Cosmic SLR 45: Frankreich geht zum Angriff über! Mit dem neuen Cosmic stellt der traditionsreiche Hersteller einen Radsatz vor, der modernste Technologien bietet und dabei preislich ein gutes Stück interessanter ist als sein direkter Vorgänger.
In den letzten paar Jahren hat Mavic sein Sortiment Schritt für Schritt modernisiert und damit gegenüber dem Wettbewerb wieder Boden gutgemacht. Mit der Allroad-Serie sind bereits seit rund Jahren innovative Gravel-Laufräder mit breiten, leichten Alu- und Carbonfelgen im Programm; die Baureihe Cosmic S brachte dem Durchbruch im Budget-Bereich: aerodynamische Carbonfelgen, wettbewerbsfähiges Gewicht und solide Nabentechnik für unter 1000 Euro. Auch den Preispunkt um 1500 Euro decken die Franzosen mit hochwertigen Aero-Laufrädern ab.

Die Mavic Cosmic SLR 45 2026 für 1999 Euro markieren nun den Einstieg ins Premium-Segment. Dabei wird dieser Radsatz 250 Euro günstiger angeboten als sein direkter Vorläufer und hat ihm technisch einiges voraus. Darüber rangieren nur noch die mit 4449 Euro ultrateuren Cosmic Ultimate Disc mit einlaminierten Speichen – extrem leicht, aber für Normal-Radsportler außer Reichweite und überdies mit 19 mm Maulweite etwas kompromissbehaftet.
Mavic Cosmic SLR 45: aerodynamisch optimierte Felge für breite Rennreifen
Anders die neuen Cosmic SLR: 32 mm maximale Breite und 23 mm Innenweite ergeben ein in mehrerer Hinsicht interessantes Bild. Dabei geht es erst einmal um die Aerodynamik: Nach der „105-%-Regel“ – von der Industrie nach Erkenntnissen aus Windkanaltests aufgestellt – muss die Felge 5 % breiter sein als der Reifen. Denn so kann verhindert werden, dass sich der Luftstrom zu früh von der Kombination aus Reifen und Felge ablöst, was zu bremsenden Verwirbelungen führt. Allerdings kann diese Regel in vielen Fällen gar nicht eingehalten werden, wenn moderne, breitere Reifen montiert werden sollen. Gerade bei hakenlosen Felgen ist die geringste zugelassene Reifenbreite oft größer als die Breite der Felge – wer auf optimale Aerodynamik Wert legt, hat in so einem Fall schlechte Karten.
Mavic dagegen macht alles richtig: Beim schmalsten zugelassenen Reifen (28 mm) ist das Felge-Reifen-Verhältnis mit 114 % sogar noch günstiger, und auch mit einem 30er Reifen kommt es mit 106 % sehr gut gut hin. Voraussetzung ist natürlich, dass der Reifen bereits auf eine Maulweite von 23 mm optimiert ist und nicht breiter ausfällt, als auf seiner Flanke angegeben. Die große Maulweite sorgt außerdem für einen satten Sitz des Reifens in der Felge, sodass er auch bei eher niedrigem Luftdruck eine hohe Stabilität aufweist. Wer auf schlechten Straßen unterwegs ist, kann also mit reduziertem Druck für Stoßminderung sorgen, ohne dass sich die Reifen schwammig anfühlen.
Geringes Gewicht trotz breiter Bauform
Ob die 105-%-Regel außerhalb des Spitzensports von Bedeutung ist, sei dahingestellt – in jedem Fall ist es gut zu wissen, dass ein Radsatz dieser Preisklasse in der Theorie das Zeug zu optimaler Aerodynamik hat. Vor allem, wenn dafür keine Kompromisse an anderer Stelle nötig sind, etwa beim Gewicht. Beim Testmuster wird die Gewichtsangabe aufs Gramm genau eingehalten mit 683 Gramm fürs Vorderrad und 797 Gramm fürs Hinterrad – zusammen genau 1.480 Gramm. Felgenband muss nicht dazugerechnet werden: Wie bei den Topmodellen von Mavic üblich, ist das Felgenbett ungebohrt; die Speichennippel werden in einlaminierte Gewindeeinsätze aus Aluminium geschraubt.
Für die Schlauchlos-Montage ist der Radsatz damit optimal geeignet. Die von Velomotion verwendeten Pirelli P-Zero TLR in 30 mm Breite lassen sich nur mit Reifenheber und einigem Kraftaufwand montieren, sind dann aber auch sofort luftdicht und laufen auf Anhieb rund. Allerdings fallen die Reifen mit 31,6 bzw. 31,8 mm etwas breiter aus als das Nennmaß – zur strengen Einhaltung der 105-%-Regel müsste also ein schmalerer Reifen her. Gerne auch einer, der etwas weniger wiegt als der rund 340 Gramm schwere Pirelli, damit das geringe Gewicht der Mavic Cosmic voll zur Geltung kommt.
Doch auch unter nicht ganz optimalen Bedingungen macht der Radsatz auf Anhieb einen sehr guten Eindruck. Beim Beschleunigen fällt die gefühlt hohe Steifigkeit auf; im Wiegetritt ist der Radsatz aufgrund der geringen Masse angenehm handlich.
Keine Berührung = keine Geräusche
Mavic verwendet vorne wie hinten je 24 Speichen mit linsenförmigem Querschnitt, von denen sich der Hersteller eine Leistungsersparnis von insgesamt fünf Watt verspricht, verglichen mit konventionellen Flachspeichen. Da die Speichen berührungslos verlegt sind, muss man keine Angst vor Knarz-Geräuschen oder leisem Ticken haben, wie es bei manchen Laufrädern nicht ausbleibt. Deutlich hörbar ist nur der angenehme Klang des „Instant Drive 360“-Freilaufs, der allerdings zumindest im Neuzustand etwas mehr Widerstand bietet als andere Freiläufe: Hebt man das Fahrrad an und bringt das Hinterrad auf Touren, übertragen sich merkliche Vibrationen auf den Rahmen.
Seidenweichen Lauf versprechen die Keramiklager, die Mavic an den neuen Cosmics verbaut. Der Hersteller spricht von 28 % weniger Reibung, was man in der Praxis natürlich nicht nachprüfen und auch nicht herausspüren kann. Wobei sich die Kombination aus Mavic Cosmic SLR 45 und 30er Pirelli P-Zero TLR auf jeden Fall schnell und geschmeidig anfühlt: Auch bei einem Druck um 4 bar ist der Rollwiderstand gefühlt niedrig, der Komfort hoch. Klar, breitere Reifen und Felgen reduzieren den RoWi aufgrund der kürzeren, dafür breiteren Aufstandsfläche. Mit maximal erlaubten 5,5 bar Druck bei 28er Reifen kommen aber auch Fahrer auf ihre Kosten, die es etwas härter mögen.
Neutraler Charakter an windigen Tagen
Macht man sich in der Abfahrt klein und lässt rollen, kommt man sich ziemlich schnell vor – im Vergleich zu manch anderem Aero-Radsatz könnten die neuen Cosmics durchaus Vorteile bringen. An windigen Tagen fühlen sich die Cosmics neutral an und neigen nicht dazu, bei Richtungswechseln oder plötzlichem Seitenwind unvorhersehbar zu reagieren. Freihändig fahren sollte man bei Wind aber lieber nicht.

Der breite Querschnitt führt natürlich dazu, dass die Felge oben an der Flanke vergleichsweise schmal ist; im Übergang von Reifen und Felge ergibt sich also ein recht tiefer Spalt. Dieser galt vor etlichen Jahren noch als aerodynamisches Fiasko, weswegen Mavic einst die „Blades“ entwickelte – Kunststoffringe zum Erzeugen eines glatten Überganges, die jedoch vom Weltradsportverband nicht zugelassen wurden. Neuere Erkenntnisse geben jedoch Entwarnung: Der Spalt schadet nicht.
Wirklich schneller durch Keramiklager?
Preislich hat sich Mavic stärker der Konkurrenz angenähert; für einen Radsatz seiner Gewichtsklasse und mit Keramiklagern ist der neue Cosmic SLR 45 durchaus günstig. Angesichts der bekannt hohen Qualität der Standard-Rillenkugellager, die der Hersteller verwendet, wünscht man sich allerdings fast, Mavic würde auf die Keramiklager verzichten und mit dem Preis noch etwas runtergehen. Allerdings ist es vor allem dieses Lager-Update, das den neuen Cosmic von seinem direkten Vorgänger unterscheidet. Man darf sich jedoch fragen, ob die teuren Keramiklager einen echten Benefit darstellen, während ungebohrte Felgenbett und die unkomplizierte Tubeless-Montage, das geringe Gewicht und die gefühlt gute Aerodynamik spürbare Vorteile sind.
Unterhalb des Cosmic SLR 45 bietet Mavic übrigens den Cosmic SL an, der mit Standard-Flachspeichen, konventionell gebohrter Felge und Stahlkugellagern 1.299 Euro kosten wird und nur etwa 100 Gramm schwerer ist. Mit dem Cosmic S 42 geht es noch etwas günstiger: 21 mm Maulweite, 1.660 Gramm und 999 Euro. Insgesamt ist der französische Traditionshersteller damit sehr gut aufgestellt, um sich gegenüber der wachsenden Konkurrenz auf dem Laufrad-Markt zu behaupten.







