Radsport: Ein Radprofi muss verrückt sein. Als wären 184,0 Kilometer bei Wind und Wetter nicht genug, fährt er auf unbefestigten Straßen über 63,0 Kilometer Schotter. Das ist die Strade Bianche 2019. Das Eintagesrennen führt die Profis mit Start und Ziel in Siena durch die Toskana – und jeder Radsportfan sollte am Samstag dabei sein.
Strade Bianche 2019: Top Starterfeld auch ohne Sagan
Im vergangenen Jahr hat es endlich geklappt: Peter Sagan (Bora – hansgrohe) hat sich seinen Traum erfüllt und den Eintagesklassiker Paris – Roubaix gewonnen. Kaum zu glauben, dass dies nach der Ronde van Vlaanderen 2016 erst der zweite Sieg Sagans bei einem Momument war. Neben einem Erfolg bei Mailand – San Remo fährt der dreifache Weltmeister seit Jahren auch einem lange ersehnten Triumph bei Strade Bianche hinterher. Achtmal hat es der Slowake bereits versucht – einen neunten Versuch gibt es zumindest in diesem Jahr nicht. An namhaften Startern wird es in der Toskana aber dennoch nicht fehlen. Neben Vorjahressieger Tiesj Benoot (Lotto – Soudal) haben Vincenzo Nibali (Bahrain – Merida), Rafal Majka (Bora – hansgrohe), Greg Van Avermaet (CCC), Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step), Geraint Thomas (Sky) und Fernando Gaviria (UAE Team Emirates) ihre Teilnahme angekündigt.
Strade Bianche Geschichte: Fast zwei deutsche Sieger
Es war wirklich höchste Zeit, als die Strade Bianche im Jahr 2017 in die WorldTour aufgenommen wurde. Bereits zuvor schrieben sich bei diesem Rennen nämlich gerne bekannte Profis in die Siegerliste ein. Das seit 2007 existierende Rennen gewannen unter anderem Philippe Gilbert, Zdenek Stybar, 2x Michal Kwiatkowski und gleich 3x Fabian Cancellara. In den Anfangsjahren durften hier in der Toskana sogar fast einmal deutsche Profis jubeln. Linus Gerdemann wurde 2008 Dritter, Fabian Wegmann nur ein Jahr später sogar Zweiter. Apropos Rang zwei: Peter Sagan und Greg Van Avermaet warten hier nach je zwei zweiten Plätzen noch immer auf ihren ersten Erfolg. Während Peter Sagan die Strade Bianche 2019 auslässt, wagt Greg Van Avermaet erneut einen Versuch. Eigentlich liegt dem Belgier das Profil wie kaum einem Zweiten – doch die Konkurrenz ist auch in diesem Jahr unglaublich stark.
Nur Auf & Ab und 63 Kilometer Schotter auf 11 Abschnitten
Um 10:35 beginnt in Siena die Tortur der Strade Bianche 2019. Insgesamt gilt es 184,0 Kilometer zurückzulegen, wobei nicht weniger als elf Schotter-Passagen mit einer Länge von zusammen 63,0 Kilometer zu bewältigen sind. Zu einer ersten Selektion wird es in Sektor #5 kommen, welcher 108,2 Kilometer vor dem Ziel beginnt und mit 11,9 Kilometern der längste ist. Nach einer Verschnaufpause von nur einem Kilometer geht es direkt mit dem 8,0 Kilometer langen nächsten Sektor weiter. Eine Panne, ein Sturz oder eine Unachtsamkeit wird hier bereits das Ende bedeuten. Eine weitere Selektion ist auf dem 54 Kilometer vor dem Ziel beginnenden Sektor #8 zu erwarten. Das 11,5 Kilometer lange Teilstück ist auch topografisch anspruchsvoll. 11,9 Kilometer vor dem Ziel endet der letzte Schotter-Abschnitt. Es bleibt jedoch wellig und zu jeder Zeit selektiv. Ein klassisches Hauptfeld wird zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr existieren. Hinauf zur Piazza del Campo fällt die Entscheidung über den Sieg.
Velomotion-Prognose:
Zdenek Stybar gewinnt die Strade Bianche erneut
Ein Wort beschreibt das Renngeschehen einer jeden Austragung der Strade Bianche perfekt: Chaos! Wird der weiße Staub aufgewirbelt und die Fahrer haben Dreck im Gesicht, verlieren Fans und Experten nicht selten den Überblick. Gruppen reißen auseinander, finden wieder zusammen und reißen in völlig neuen Konstellationen erneut auseinander. Die Strade Bianche wird auch 2019 ein Ausscheidungsfahren sein, in dem jeder potentielle Sieger neben guten Beinen auch das Glück auf seiner Seite braucht. Und momentan hat bei Eintagesrennen vor allem eine Mannschaft ein glückliches Händchen: Deceuninck – Quick-Step. Als Kapitän dieser Mannschaft geht Julian Alaphilippe ins Rennen, doch wir tippen auf Zdenek Stybar. Der Tscheche kommt vom Mountainbike und hat die Strade Bianche bereits einmal gewonnen. Mit den giftigen Anstiegen und den ungemütlichen Schotter-Passagen wird er keine großen Probleme haben. Außerdem befindet er sich in einer ausgezeichneten Form. Der 33-Jährige gewann in dieser Saison bereits die Schlussetappe der Volta ao Algarve und den Omloop Het Nieuwsblad. Im Schatten von Julian Alaphilippe wird Zdenek Stybar natürlich ernst genommen, doch er wird auch von den taktischen Möglichkeiten seiner Mannschaft Deceuninck – Quick-Step profitieren können.
⭐ ⭐ ⭐ Zdenek Stybar (Deceuninck – Quick-Step)
* * Greg Van Avermaet (CCC), Alexey Lutsenko (Astana)
* Tim Wellens (Lotto – Soudal), Wout Van Aert (Jumbo – Visma), Michal Kwiatkowski (Sky)
Strade Bianche 2019 live im TV bei Eurosport
Längst hat die Strade Bianche einen hohen Status bei Fans, Fahrern und Experten erhalten. Daher mangelt es an Journalisten und Kamerateams vor Ort gewiss nicht mehr. Von 18:00 bis 19:00 zeigt Eurosport 1 eine Aufzeichnung des Eintagesrennens. Doch auf Eurosport 2 wird das Rennen zwischen 12:30 und 13:30 und wieder von 14:00 bis 15:30 live übertragen. Da die Zielankunft der Damen zwischen 13:00 und 13:30 erwartet wird, werden die Zuschauer wohl auch das Ende des Frauenrennens live verfolgen können. Im Eurosport Player verpassen die Fans ab 12:25 keine Sekunde mehr. Einschalten ist am Samstag für jeden radsportverrückten Fan also ein absolutes Muss!