Test / E-Bike: Ab dem 16.05.2019 hat Aldi Süd ein Prophete E-Bike für extrem günstige 899 Euro im Angebot. Wir sehen uns das augenscheinliche Schnäppchen genauer an und verraten, ob der Gang zur Filiale lohnt.
Anm. d. Redaktion: Wir haben im Vorfeld ein Testrad bei Aldi angefordert und dieses unentgeltlich zu Testzwecken zu Verfügung gestellt bekommen. Nach Ende des Tests wird das Rad wieder zurückgeschickt.
Es ist eine ganze Weile her, dass Aldi Süd ein E-Bike im Angebot hatte. Nach einigen Jahren Stille waren wir umso überraschter, als vor einigen Wochen die ersten Anzeichen aufkamen, dass der Mega-Discounter 2019 wieder ein Elektrobike im Angebot haben wird. Von heute, dem 16. Mai bis zum 8. Juni gibt es in allen Aldi Süd Filialen ein Prophete E-Bike zum Knallerpreis von 899 Euro. Wir haben das Rad unter die Lupe genommen und verraten euch, ob der Gang zur Filiale lohnt – oder nicht.
Aldi Süd E-Bike 2019: In der Filiale kaufen, nach Hause liefern lassen
Wer – wie in der Vergangenheit – hofft, dass er sich das Rad direkt in der Filiale einpacken und im besten Fall direkt nach Hause radeln kann, dürfte enttäuscht werden. Das neue Aldi E-Bike wird ausschließlich über das neue Verkaufskonzept „Aldi liefert“ erhältlich sein. Konkret heißt das: Man kauft das Rad zwar vor Ort in der Filiale, kann es jedoch nicht direkt mitnehmen, sondern bekommt es in den folgenden Tagen kostenfrei nach Hause geliefert.
Das E-Bike kommt zu weiten Teilen vormontiert in einem großen Karton. Eigentlich müssen nur noch die Pedale montiert, der Vorbau gerade gerückt und der Lenker nach oben gedreht werden – fertig. Natürlich sollte man wie bei allen Versand-Rädern vor der ersten Fahrt alle Schrauben auf festen Sitz kontrollieren.
Aldi Süd E-Bike 2019: Erster Eindruck – Schnäppchen!
Das neue Discounter E-Bike kommt vom Hersteller Prophete, der auch für andere Ketten bereits E-Bikes produziert hat und auch direkt viele verschiedene Modelle vertreibt – vom günstigen bis in den oberen mittleren Preissektor. 899 Euro für das Aldi E-Bike sind natürlich eine preisliche Kampfansage und ungefähr die Hälfte dessen, was man für ein günstiges Marken E-Bike investieren muss; angesichts dessen scheint das Gesamtpaket fast schon unglaublich gut: Ein 250 Watt Nabenmotor mit 462Wh Akku, hydraulische Scheibenbremsen von Shimano und eine Vollausstattung samt Gepäckträger, Schutzblechen und Beleuchtung.
Klar, die Shimano 3×8 Schaltung ist nicht mehr wirklich up-to-date, insbesondere die 3-fach Kurbel. Auf einen A-Head Vorbau muss man ebenso verzichten wie auf Metallschutzbleche und der Akku auf dem Unterrohr ist gefühlt doppelt so groß wie beispielsweise ein vergleichbares Modell von Bosch. Das sind aber alles gewiss keine KO-Kriterien und machen das Gesamtpaket nicht schlechter. Dazu zählen auch die teilweise offen verlaufenden Züge oder die eine oder andere scharfe Kante wie beispielsweise am Leitungseingang für die intern verlaufenden Kabel.
Positiv fiel uns hingegen das beleuchtete Display am Lenker auf, in dem auch die Bedieneinheit für den Antrieb integriert wurde. Der Informationsgehalt ist ausreichend, die wichtigsten Infos wie Geschwindigkeit, Restreichweite und Unterstützungsstufe sind vorhanden, die Ablesbarkeit ist ebenfalls in Ordnung, auch wenn der Kontrast etwas höher ausfallen dürfte. Die beiden Bedienknöpfe sind ergonomisch gut platziert und besitzen einen gut definierten Druckpunkt.
Aldi Süd E-Bike 2019: Testfahrt
Das erste Aufsitzen macht direkt eines deutlich: Der (Herren-)Rahmen des Aldi E-Bikes ist ganz schön groß. Der im Winkel verstellbare Vorbau bietet hier zwar etwas Spielraum, doch sehr viel kleiner als 1,80m sollte der Fahrer nicht sein, wenn er noch bequem auf dem Prophete Platz nehmen möchte. Ansonsten ist die Ergonomie durchaus gelungen. Der Sattel ist nicht zu weich, die Griffe recht angenehm. Der nach hinten gekröpfte Lenker fällt für unseren Geschmack jedoch einen Ticken zu schmal aus.
Wie von einem Nabenmotor zu erwarten war, schiebt der „Trio“ Antrieb geräuschlos an. Die Unterstützungslogik unterscheidet sich grundlegend davon, was man von den meisten anderen E-Bikes kennt. Während ansonsten nämlich der Motor schlicht unterschiedlich stark Kraft „zuschießt“, ist die eigentliche Unterstützungspower beim Prophete in jeder Stufe gleich. Wo dann der Unterschied liegt? Beispielsweise stoppt die Unterstützung in Stufe 1 des Antriebs bei 11km/h. Bei Stufe 2 sind es 15km/h, Stufe 3 19km/h und erst in der höchsten Stufe 5 bekommt man dann auch Motorpower bis zur 25km/h Grenze.
Das ist ungewohnt und nicht sonderlich praktikabel. Viele Fahrer und Fahrerinnen werden deshalb wohl immer in Stufe 5 unterwegs sein. Die eigentliche Leistung fällt durchschnittlich aus – wenngleich der Motor nicht mit modernen Mittelmotoren mithalten kann, bietet er doch für die meisten Anwendungsgebiete genügend Power. Nur bei starken Steigungen kommt er dann doch recht schnell ins Schwitzen. Positiv fällt jedoch die Bedieneinheit auf: Intuitiv bedien- und sehr gut ablesbar. Nur bei direkter Sonneneinstrahlung dürfte das zwar beleuchtete, aber etwas kontrastarme Display an seine Grenzen stoßen.
Die übrige Ausstattung weiß durchaus zu gefallen: Das Licht ist angenehm hell, die Reifen im positiven Sinne unauffällig und die Shimano Bremsen machen einen sehr guten Job. Die Suntour Federgabel lässt sich per Federvorspannung zwar nur bedingt auf das Fahrergewicht einstellen, doch sorgt sie auf schlechten Wegen allemal für einen Komfortgewinn. Die Federstütze zeigt sich derweil um einiges störrischer und konnte zumindest an unserem Modell nicht überzeugen.
Zu guter Letzt bleibt noch die Schaltung. An der 3×8 Übersetzung dürften sich die Geister scheiden. Zwar bietet das Setup eine große Bandbreite, die jedoch nur in Ausnahmefällen wirklich notwendig sein dürfte. Wer drei Kettenblätter gewohnt ist und ungünstige Gangkombinationen meidet, dürfte kein Problem damit haben.