Radsport: Mit 70 Saisonsiegen hat sich Deceuninck – Quick-Step erneut den Gesamtsieg im UCI WorldTour Team Ranking gesichert. Nach einigen Transfers wird diese Marke 2020 wohl nicht noch einmal zu erreichen sein. Oder überrascht uns die belgische Mannschaft erneut mit einer Wahnsinns-Saison?
Deceuninck – Quick-Step 2019: Unglaubliche 70 Siege
Zum dritten Mal in Folge beendet das beste belgische Team im Radsport die Saison unter den Top 2. Wie bereits im vergangenen Jahr, darf sich Deceuninck – Quick-Step über den ersten Platz im UCI WorldTour Team Ranking freuen. Zur besten Mannschaft der Welt gemacht haben die Equipe eine Vielzahl an Profis. Zuallererst zu nennen ist Julian Alaphilippe. Der Franzose – in der Einzelwertung hinter Roglic auf Rang #2 – konnte seine Topform nahezu das gesamte Jahr über auf den Asphalt bringen. Dabei begeisterte er die Zuschauer unter anderem bei der Tour de France, als er überraschend um den Gesamtsieg kämpfen konnte und die dritte und 13. Etappe gewann. Außerdem gewann er den Flèche Wallonne, Mailand – Sanremo und Strade Bianche, drei namhafte Eintagesrennen.
Fast schon traditionell wusste Deceuninck – Quick-Step auch im Sprint zu überzeugen. Elia Viviani konnte elf Siege bejubeln, darunter die vierte Etappe der Tour de France, die EuroEyes Cyclassics Hamburg und das Straßenrennen der Europameisterschaft in Alkmaar. Mit Fabio Jakobsen und Alvaro Hodeg gelang es der belgischen Equipe, parallel auf mehreren Sprint-Hochzeiten zu tanzen. Da geriet es fast schon in den Hintergrund, dass die als Klassiker-Team verschriene Mannschaft eben auch bei Eintagesrennen äußerst erfolgreich war. Zdenek Stybar konnte sowohl Omloop Het Nieuwsblad, als auch E3 Harelbeke für sich entscheiden. Bob Jungels gewann Kuurne – Brüssel – Kuurne, Florian Senechal jubelte bei Le Samyn. Und Philippe Gilbert setzte der erfolgreichen Saison von Deceuninck – Quick-Step mit seinem Triumph bei Paris – Roubaix die Krone auf. Außerdem dürfen sich die Belgier über ein neues Mega-Talent freuen. Remco Evenepoel bewies unter anderem mit seinem Sieg bei der Clasica San Sebastian, dass er schon im Alter von 19 Jahren zu den Weltklasse-Profis zählt.
Transfers: Quick-Step muss erneut zaubern
Nach einer Saison mit unglaublichen 70 Siegen gibt es für die Teamchefs von Deceuninck – Quick-Step eigentlich nicht viel zu verändern. Doch dem Schwung des Transferkarussells konnten auch die Belgier nicht entkommen. Acht Fahrer gehen, elf neue kommen. Dabei wiegen die Abgänge – wie schon in den Jahren zuvor – schwer. Mit Philippe Gilbert verliert man einen der besten Fahrer der vergangenen 15 Jahre. Der erfahrene Belgier war verantwortlich für zahlreiche Etappensiege bei Rundfahrten und für Erfolge bei bedeutenden Eintagesrennen. Auch der Verlust von Elia Viviani schmerzt. Der italienische Sprinter zählt zu den stärksten Profis auf seinem bevorzugten Terrain. Enric Mas hat Deceuninck – Quick-Step ab und an in den Bergen glänzen lassen. Auch er kehrt der Mannschaft den Rücken. Außerdem gehen Maximiliano Richeze, Eros Capecchi, Petr Vakoc, Fabio Sabatini und Davide Martinelli.
Die namhaften Abgänge können durch die Neuzugänge gewiss nicht vollständig ersetzt werden. Einmal mehr muss die Teamleitung der Mannschaft also zaubern, um ein ähnliches Top-Resultat wie im Vorjahr zu erreichen. Immerhin auf dem Sprint-Sektor könnte dies gelingen. Denn mit Sam Bennett hat man einen nahezu gleichwertigen Ersatz verpflichten können. Mit ihm zusammen wurde sein Anfahrer Shane Archbold ins Team geholt. Ansonsten fällt es schwer, in den Neuverpflichtungen Sieger-Potential zu erkennen. Allrounder Mattia Cattaneo ist ein Mann für Ausreißergruppen. Bert Van Lerberghe, Davide Ballerini und Stijn Steels sind endschnell und lieben die Eintagesrennen. Sie ergänzen das Klassiker-Team und werden wertvolle Helferdienste leisten müssen. Mit Andrea Bagioli, Ian Garrison, João Almeida, Mauri Vansevenant und dem Deutschen Jannik Steimle wurde auch etwas für die Zukunft getan Allesamt sind nicht älter als 23 und werden behutsam aufgebaut.
Deceuninck – Quick-Step 2020: Es kann nicht noch besser werden
So wenig beeindruckend die Namen der Neuzugänge – abgesehen von Sam Bennett – sind, so clever hat sich die Teamleitung einmal mehr in der Transferphase präsentiert. Mit einer gesunden Mischung aus Erfahrung und Talent wird mit Deceuninck – Quick-Step auch 2020 zu rechnen sein. Aber für 70 Siege wird es vermutlich nicht noch einmal reichen. Gerade in den Bergen wird die belgische Equipe weniger zu sehen sein. Dafür hat man den Klassiker-Bereich verstärkt und in die Zukunft investiert. Das Wolfsrudel in blau-weiß dürfte in nahezu jedem Massensprint ein Wörtchen mitreden und bei praktisch allen Eintagesrennen zu den Favoriten zählen. Gespannt sein dürfen wir unter anderem auf die Entwicklung von Jannik Steimle. Der Deutsche gewann 2019 direkt nach seiner Vertragsunterschrift das erste Rennen. Weltweit werden die Augen aber auf Remco Evenepoel gerichtet sein. In welche Richtung wird sich das belgische Mega-Talent entwickeln?
Hier geht’s zum kompletten Kader von Deceuninck – Quick-Step.