Radsport: Die Frankreich-Rundfahrt ist in diesem Jahr äußerst bergig. Dennoch bieten sich auch für die Sprinter einige Möglichkeiten. Im zweiten von drei Teilen blicken wir auf alle Tour de France 2023 Teams, die einen Top-Sprinter in ihren eigenen Reihen haben und ihren Hauptfokus auf die Massensprints legen.
Alpecin – Deceuninck
Ein heißer Kandidat für die Eroberung des Gelben Trikots im Baskenland ist Mathieu van der Poel. Der Niederländer gehört seit Jahren zu den stärksten Fahrern, wenn es nicht ganz so lange bergauf geht, aber die Etappe insgesamt sehr schwer ist. Genau ein solches Anforderungsprofil stellt der Grand Depart. Nach dem hügeligen Auftakt wird es auf dem dritten Teilstück der Tour de France 2023 aber flach – und dann kommt Teamkollege Jasper Philipsen ins Spiel. Der Belgier gilt derzeit als schnellster Sprinter der Welt. Sein Ziel werden wie im Vorjahr mindestens zwei Etappensiege sein. Unterstützt wird er gleich von mehreren Profis. Schließlich muss ein Massensprint erst erzwungen werden. Ramon Sinkeldam und Jonas Rickaert sind neben van der Poel die letzten Helfer. Davor sollen Silvan Dillier und Sören Kragh Andersen für die Einholung der Ausreißer sorgen. Wenn es etwas hügeliger ist, können Quinten Hermans und Michael Gogl durchaus in einer Fluchtgruppe zu finden sein.
- Mathieu van der Poel
- Jasper Philipsen
- Ramon Sinkeldam
- Jonas Rickaert
- Silvan Dillier
- Sören Kragh Andersen
- Quinten Hermans
- Michael Gogl
Soudal – Quick-Step
Da Remco Evenepoel nach seinem Covid-Aus beim Giro d’Italia nicht an der Tour de France teilnehmen wird, kann man sich bei Soudal – Quick-Step voll und ganz auf die Etappenjagd konzentrieren. Die besten Karten für einen Tageserfolg hat Fabio Jakobsen. Der Niederländer zählt zu den schnellsten Sprintern der Welt und hat bereits bewiesen, dass er diese Fähigkeiten auch bei einer Frankreich-Rundfahrt abrufen kann. Mit Michael Morkov hat er einen der besten Anfahrer an seiner Seite. Yves Lampaert, Tim Declercq, Remy Cavagna und Kasper Asgreen werden die Ausreißer jagen, bis sie eingeholt wurden. Ist das Profil etwas anspruchsvoller, erhalten sie ihre Freiheiten und dürfen selbst in Fluchtgruppen gehen. Das gilt auch für Dries Devenyns und Julian Alaphilippe, wobei vor allem der zuletzt genannte Fahrer es mag, wenn es ins Mittelgebirge geht. Alaphilippe könnte sogar ein Kandidat für das Bergtrikot sein. Alles in allem zählt Soudal – Quick-Step zu den stärksten Tour de France 2023 Teams, auch wenn ein Fahrer für das Gesamtklassement fehlt.
- Fabio Jakobsen
- Michael Morkov
- Yves Lampaert
- Tim Declercq
- Remy Cavagna
- Kasper Asgreen
- Dries Devenyns
- Julian Alaphilippe
Astana
Das Team Astana ist seit rund zwei Jahren weit von früheren Erfolgen entfernt. Die Cyanblauen sind kaum noch in der Lage, zählbare Erfolge einzufahren. So verwundert es nicht, dass sie nun eines der schwächsten Tour de France 2023 Teams sind. Dennoch werden sie ganz automatisch Teil einer Geschichte sein, welche während den Fernsehübertragungen häufig erzählt wird. Denn Mark Cavendish fährt für diese Mannschaft. Der Brite versucht im Alter von 38 Jahren noch eine Tour de France Etappe zu gewinnen. Dann stünde er bei 35, was gleichbedeutend mit einem neuen Rekord wäre. Unterstützt wird er von seinem Anfahrer Cees Bol, der selbst bei einigen Teams wohl die Sprinter-Kapitänsrolle inne hätte. Als starker Allrounder und Mann für die Ausreißergruppen gilt Gianni Moscon. Harold Tejada und David de la Cruz haben ihre Stärken eher im Hochgebirge, während Alexey Lutsenko wohl der Mann für das Gesamtklassement sein dürfte.
- Mark Cavendish
- Cees Bol
- Gianni Moscon
- Harold Tejada
- Alexey Lutsenko
- Luis Leon Sanchez
- David de la Cruz
- Yevgeniy Fedorov
Bahrain – Victorious
Die Mannschaft Bahrain – Victorious wird bei der Tour de France 2023 nicht in rot, sondern in weiß auftreten. Dennoch wird man wohl nicht weniger aggressiv unterwegs sein. Denn mit Jack Haig, Wout Poels, Mikel Landa und Pello Bilbao hat die Teamleitung gleich vier starke Kletterer nominiert. Sie sind wohl nicht stark genug, um in den Kampf ums Podium eingreifen zu können, aber die Top 10 sind allen Vieren zuzutrauen. Dementsprechend dürfen wir hoffentlich auf eine offensive und riskante Fahrweise hoffen. Auf Flachetappen wird sich Bahrain – Victorious aber wohl eher zurückhalten. Mit Phil Bauhaus und Nikias Arndt verfügt das Team nämlich über zwei enorm schnelle Männer aus Deutschland. Arndt wird für Bauhaus die Massensprints anziehen. Ist es für seinen Sprinter-Kapitän zu anspruchsvoll, könnte er selbst in eine Gruppe gehen. Ebenso auf welligem Parcours werden wir Matej Mohoric in der Offensive sehen. Der Weltklasse-Abfahrer ist stets auf der Jagd nach Etappensiegen.
- Jack Haig
- Mikel Landa
- Pello Bilbao
- Wout Poels
- Phil Bauhaus
- Nikias Arndt
- Matej Mohoric
- Fred Wright
Lotto – Dstny
Obwohl das Team Lotto – Dstny nach dem Abstieg in die Zweitklassigkeit kein WorldTour-Team mehr ist, darf die belgische Mannschaft an der Tour de France teilnehmen. Kapitän ist einmal mehr Caleb Ewan. Der Australier fällt mit seiner Körperhaltung immer auf und zählt auch heute noch zu den Top-Sprintern im Fahrerfeld, auch wenn seine großen Siege schon etwas zurückliegen. In einem Massensprint kann er vor allem auf Jacopo Guarnieri und Jasper De Buyst bauen. Als Trio werden wir sie auf dem letzten Kilometer zu Gesicht bekommen. Victor Campenaerts und Frederik Frison werden gemeinsam mit Florian Vermeersch vor allem die Aufgabe haben, Ausreißer rechtzeitig zu kontrollieren und schließlich für einen Massensprint einzuholen. Pascal Eenkhoorn und Maxim van Gils haben nichts gegen ein etwas anspruchsvolleres Profil einzuwenden. Vor allem der zuletzt genannte Belgier ist ein heißer Kandidat für die ersten beiden Etappen im Baskenland. Schüttelt man ihn nicht ab, kann man jeden Sprint verlieren.
- Caleb Ewan
- Jacopo Guarnieri
- Jasper De Buyst
- Victor Campenaerts
- Frederik Frison
- Florian Vermeersch
- Pascal Eenkhoorn
- Maxim van Gils
Lidl – Trek
Das Aufgebot von Lidl – Trek (ehemals Trek – Segafredo) zählt zu den ausgeglichensten aller Tour de France 2023 Teams. Mit Mads Pedersen und dessen Anfahrer Alex Kirsch kann man in jedem Massensprint um den Tagessieg fahren. Da der Däne auch sehr gut über die Hügel kommt, ist er auch ein Kandidat für einen Etappensieg, wenn das Profil nicht ganz topfeben ist. Gleiches gilt für Klassiker-Jäger Jasper Stuyven, der dann auch gerne kurz vor dem Ziel noch eine überraschende Attacke setzt. Neu als Top-Bergfahrer und vielleicht sogar Rundfahrer müssen wir Mattias Skjelmose bezeichnen. Der Däne präsentierte sich bei der Tour de Suisse in ausgezeichneter Verfassung. So stellt sich die Frage, ob man bei Lidl – Trek vielleicht sogar auf mehrere GC-Fahrer bauen kann. Denn mit Giulio Ciccone und Juan Pedro Lopez gibt es zwei weitere Männer, die sich im Hochgebirge wohlfühlen. Quinn Simmons ist auf hügeligen Etappen besonders stark. Durch seine offensive Fahrweise werden wir ihn nicht nur einmal in einer Fluchtgruppe zu sehen bekommen.
- Mads Pedersen
- Alex Kirsch
- Jasper Stuyven
- Mattias Skjelmose
- Giulio Ciccone
- Juan Pedro Lopez
- Quinn Simmons
- Tony Gallopin
Intermarché – Circus – Wanty
Eritrea und ganz Afrika hat mit Biniam Girmay ein echtes Aushängeschild im Team Intermarché – Circus – Wanty. Spätestens nach seinem Etappensieg beim Giro d’Italia oder seinem Triumph bei Gent – Wevelgem zählt er zu den richtig heißen Kandidaten, wenn ein Etappenprofil nicht tellerflach, sondern etwas anspruchsvoller ist. Mit Mike Teunissen und Adrien Petit verfügt er über zwei erstklassige Anfahrer. Auch Dion Smith kann diesen Job übernehmen, wenn Girmay die entsprechenden Helfer ausgegangen sind. Ist es selbst für Girmay zu schwer, schickt das belgische Team Fahrer in die Fluchtgruppe. Wie gemacht dafür sind auf hügeligem Terrain Lilian Calmejane und Rui Costa. Geht es ins Hochgebirge, wird für Kapitän Louis Meintjes gefahren. Dem Südafrikaner ist nach seinem Vuelta-Etappensieg im Vorjahr definitiv auch ein Erfolg bei der Tour de France zuzutrauen. Die deutschen Fans hoffen auf den ein oder anderen Fluchtversuch von Georg Zimmermann. Der starke Kletterer hat bewiesen, dass er auch auf WorldTour-Ebene schwere Etappen gegen gute Konkurrenten gewinnen kann.
- Biniam Girmay
- Mike Teunissen
- Adrien Petit
- Dion Smith
- Lilian Calmejane
- Rui Costa
- Louis Meintjes
- Georg Zimmermann
Tour de France Vorschau: Alle Teams, Fahrer & Ziele (3/3)
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