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GravelbikesKomponentenTests

Test aerycs Explore 40: Gravel-Radsatz mit vielen guten Seiten

26. Juli 2024 by Caspar Gebel

Test aerycs Explore 40: Der Gravel-Radsatz mit hakenlosen Felgen bietet zum angenehmen Preis solide Technik und ein geringes Gewicht. Mit drei unterschiedlichen Felgentiefen kann man außerdem Leichtbau und Aerodynamik gegeneinander abwägen.

Laufradhersteller aerycs weitet sein Sortiment immer weiter aus. Wer einen Radsatz fürs Gravelbike sucht, hat mittlerweile vier Modelle zur Auswahl: Der Alutrek bietet für unter 400 Euro zeitgemäße Technik mit rund 1.600 Gramm Gewicht, 22 mm Maulweite, Tubeless-Felgen und DT-Swiss-Naben. Fast 400 Gramm leichter und viermal so teuer ist der Mudflow mit in Deutschland gefertigten Felgen. Dazwischen liegen der GCX Terra mit inzwischen innen 24 mm breiter Hakenfelge – und der Explore, der sich optisch so gut wie nicht vom GCX unterscheidet. Seine Besonderheit liegt innen: An diesem Radsatz verbaut aerycs hakenlose Felgen („Hookless“), eine Technologie, bei der es immer wieder Erklärungsbedarf gibt.

Hookless-Felgen mit optimalem Reifensitz



Hakenlose Felgen, einst „Straight Side“ genannt, sind keineswegs neu – in früheren Zeiten waren sie der problemlos funktionierende Standard am Alltags- und Tourenrad. Hakenfelgen wurden für schmale Rennreifen entwickelt, die mit hohem Druck gefahren wurden; das nach innen ragende Felgenhorn verhinderte, dass der Reifen über den Felgenrand gedrückt wurde. Inzwischen sind die Felgen ohne Felgenhorn wieder zurück, denn sie bieten in gleich mehrerer Hinsicht Vorteile: Erst einmal sind Carbonfelgen dieser Bauart einfacher zu fertigen, was natürlich gerade die Hersteller freut. Dann stützen hakenlose Felgen den Reifen etwas breiter ab und verleihen ihm dadurch eine auch aerodynamisch bessere Form. Und schließlich zeigt die Erfahrung, dass die Tubeless-Montage bei hakenlosen Felgen in der Regel besser funktioniert.

Irgendwelche Nachteile? Nein – allerdings dürfen NUR Tubeless-Reifen montiert werden (aber gerne mit Schlauch); außerdem muss man sich EXAKT an die Vorgaben von Laufrad- und Reifenhersteller halten, was Reifenbreite und Reifendruck angeht. Was beim Gravelbike allerdings kein größeres Problem ist – angesichts von 25 mm Innenweite wird man diesen Radsatz vor allem mit Reifen ab 40 mm aufwärts fahren. Dabei lässt aerycs auch vergleichsweise schmale 28er zu, sodass auch dieser Radsatz durchaus Rennrad-tauglich ist. Angesichts einer äußeren Felgenbreite von 31 mm würden wir allerdings dazu raten, mindestens einen 30er Pneu aufzuziehen, der dann auch aerodynamisch perfekt mit der Felge harmonieren dürfte.



Drei Felgenprofile – leichter oder aerodynamischer

Apropos: Mit 39 mm tiefen Felgen mit U-Profil und Flachspeichen ist der Explore 40 für 1.049 Euro auch gegen den Wind gut dabei. Wer diesen Aspekt für weniger wichtig hält, bekommt den Radsatz auch mit 30 mm tiefen Felgen und spart dann knapp 100 Gramm Gewicht und einige Euro; aerodynamisch weiter optimiert ist der Explore 50, der ein paar Gramm schwerer und etwas teurer ist.

Bei hakenlosen Felgen ist der Maximaldruck etwas geringer.
Dafür sorgen sie für einen formschlüssigeren Reifensitz.

Immer gleich ist der Nabensatz, ein DT Swiss 350 mit Zugspeichen und Zahnscheibenfreilauf, der in 10°-Schritten einrastet. Das ist kein superedles Material, aber extrem bewährt – die Lager halten lange und der Freilaufkörper kann per Hand abgezogen werden, wenn ein anderes Modell montiert werden soll (etwa beim Wechsel von Shimano HG auf SRAM XDR). Bewährt haben sich auch die Zugspeichen, die für optimale Kraftübertragung und lange Haltbarkeit stehen. Während es bei DT-Swiss-Laufrädern immer mal wieder zu Geräuschbildung aufgrund aneinander reibender Speichen kommt, rollt der aerycs-Radsatz unhörbar – wohl aufgrund höherer Speichenspannung.



Besonders einfache Reifenmontage

Bevor es ins Gelände geht, ziehen wir die schnellen Schwalbe G-One RS auf, die sich einfach über den Felgenrand drücken lassen und ohne Kompressor und Montageflüssigkeit in Form ploppen – so viel zum Thema Hookless. Zum Abdichten der Reifen liegt jedem aerycs-Radsatz ein Dichtmilch-Set von MilKit bei, das aus Milch, speziellen Ventilen und einer Spritze mit langem, flexiblem Rüssel besteht. Das Einfüllen des Dichtmittels ist damit sehr einfach und sauber, wobei sich auch normale Ventile verwenden lassen. Allerdings muss die Dichtmilch eher dünnflüssig sein – Varianten mit großen Latexpartikeln lassen sich nicht durch den Schlauch drücken.

Mit Zugspeichen und Ratchet-Freilauf ist der DT-Nabensatz topmodern.
aerycs verbaut die 350 so oft, dass es eigens eine gelabelte Variante gibt.

Im Einsatz gefällt der aerycs Explore 40 mit rundum positiven Eigenschaften. Sein geringes Gewicht sorgt für Handlichkeit im Wiegetritt und flotte Beschleunigung; die Laufräder fühlen sich steif an, und natürlich ist der Sound des DT-Freilaufs eine Ohrenweide. Viel mehr muss über den Fahreindruck eigentlich nicht gesagt werden, erwähnt werden soll zum Abschluss aber natürlich das Gewicht: 1.515 Gramm wiegt das Testmuster mit Tubeless-Felgenband und ohne Ventile (v. 706 / h. 809 g), was etwa mehr ist als angegeben, aber im Rahmen der ebenfalls von aerycs angegebenen Toleranz von +/- 5 %. Auch in dieser Hinsicht kann der Explore 40 also überzeugen.



Zurück zum Anfang: Wer sollte den Explore wählen und wer den GCX Terra? Für Hookless spricht der etwas bessere Reifensitz, wobei dies in der Praxis nicht wirklich bemerkbar ist, für den GCX die etwas höhere Druckfestigkeit. Wer den Radsatz nur am Gravelbike einsetzen will und ab und zu mal andere Reifen montiert, könnte mit dem Explore besser beraten sein – sehr gute Radsätze für einen günstigen Kurs sind sie beide.

 

www.aerycs.de



Stichworte:#VMgravelAerycsCarbon-LaufradsatzGravelbikeLaufräder

Über Caspar Gebel

Caspar Gebel sitzt seit 40 Jahren auf dem Rennrad. Der Fachjournalist und Sachbuchautor arbeitet für Velomotion und auch für die Zeitschriften Procycling und Fahrrad News.

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