Probefahrt / Test: Mit dem neuen Simplon CIREX 29 hatten wir während der Eurobike Media Days das Vergnügen, das neue Race Fully des österreichischen Edelherstellers über die Trails rund um Kirchberg zu scheuchen. Das vortriebsstarke Carbongeschoss überzeugte mit hoher Agilität, lediglich bei der Bergab-Performance muss man ein paar Abstriche machen.
Seit mehr als 50 Jahren spielt der österreichischen Hersteller Simplon bereits im Konzert der Premium-Hersteller im Fahrradbereich mit. Auch wenn sich in dieser Zeit nicht nur in der Fahrradbranche viel geändert hat, ist man sich bei Simplon treu geblieben – das Grundkonzept, dass jeder Kunde ein individuelles Rad bekommen soll, existierte zur Gründungszeit bis heute. Zwar gibt es vorkonfigurierte Ausstattungspakete, doch auf Wunsch steht jede Komponente zur Disposition. Diese Unternehmensphilosophie macht die Basis der Räder, nämlich den Rahmen, noch wichtiger als er ohnehin schon ist. Wir hatten auf den Media Days die Chance, das neue CIREX 29 Race Fully unter die Lupe zu nehmen.
Das CIREX 29 ist kein Neuling im Portfolio von Simplon, doch bekommt es für das Modelljahr 2017 einige Updates und neue Features spendiert. So wächst der Federweg von zuvor 100mm auf 110mm hinten und 120mm vorn – so wird das Bike auch auf ruppigen Trails potenter, bleibt länger schnell und angesichts der immer anspruchsvoller werdenden Cross Country Kurse ist dieser Schritt nur logisch. Wie zuvor gibt es auch 2017 das CIREX 29 ausschließlich mit Carbonrahmen – doch auch dieser hat sich im Vergleich zum Vorgänger an einer entscheidenden Stelle geändert, dem Hinterbau. Eine flexible Sitzstrebe ersetzt nämlich künftig das Lager am Ausfallende: So spart man nicht nur Gewicht, sondern weniger Lager bedeuten auch immer weniger Wartungsaufwand.
Eine andere clevere Detaillösung ist der sogenannte Center Cable Guide: Eine drehbare Leitungsklemmung über dem Tretlager führt Leitungen und Züge sicher vom Hauptrahmen zum Hinterbau, ohne dass diese an der Oberfläche scheuern. Selbst wenn der Hinterbau voll einfedert, findet keine Streckung der Leitung statt, wie man es von anderen Rahmen kennt. Apropos Zugverlegung: Der Rahmen des CIREX 29 ist ab 2017 für den Einbau einer Variostütze vorbereitet. Unser Testmodell war bereits mit einer LEV Integra von Kind Shock ausgestattet. Eine verstellbare Sattelstütze erweitert das Einsatzgebiet jedes Mountainbikes deutlich, gerade auf technisch schwierigen Passagen hilft das Versenken des Sattels enorm. Die Ausstattung unseres Testmodells lässt ohnehin keinerlei Wünsche offen: Edles Fahrwerk von FOX, XTR Schaltgruppe und Bremsen von Shimano und M1501 Systemlaufräder von DT Swiss.
Simplon CIREX 29: Probefahrt
Das Simplon CIREX 29 musste sich anschließend auf den Trails rund um das MTB-Paradies Kirchberg in Tirol beweisen. Was sich beim ersten Aufsitzen bemerkbar macht, ist die sehr sportliche Sitzposition: Der 70mm lange Vorbau ist negativ montiert, der Lenker mit 700mm eher schmal und die Sattelüberhöhung beachtlich. So weiß man gleich, wo die Reise hingeht und die Kraft landet aus den Oberschenkeln direkt am Hinterrad und auf dem Trail. Der Vortrieb ist super und unterstreicht die Einordnung im Race-Bereich.
Um Kehren und Kurven zirkelt das CIREX mit erfreulicher Agilität, was auch an dem verhältnismäßig kurzen Radstand und dem mit 70.5° recht steilen Lenkwinkel liegt. Dieser hat jedoch auch einen spürbaren Nachteil: An Steilstücken und Stufen wird der Schwerpunkt des Fahrers trotz abgesenkter Stütze spürbar nach vorne gedrängt, was weniger souveräne Fahrer möglicherweise etwas nervös machen könnte. Das Handling des CIREX wird während solcher Passagen etwas nervös – aber klar, das ist der vortriebsorientierten Geometrie geschuldet. Sehr gut funktioniert dagegen der Hinterbau, der trotz ’nur‘ 110mm Federweg viel Komfort bietet, auch wenn die Abstimmung generell eher straff daherkommt.
Simplon CIREX 29: Fazit
Mit dem Simplon CIREX 29 hatten wir ein wirklich reinrassiges Racefully unter dem Hintern. Straffes Handling, toller Vortrieb und hervorragende Uphillqualitäten treffen auf ein tendenziell etwas nervöses Fahrverhalten während steiler und technischer Passagen. Positiv überrascht waren wir von der hohen Agilität auf flowigen Trails und im gutmütigen Kurvenverhalten. Generell richtet sich das Bike an diejenigen, die ein Racefully mit möglichst wenig Kompromissen suchen und bei denen ein starker Vortrieb an erster Stelle steht. Das Rad lässt sich je nach Wunsch konfigurieren und die Preise für das Carbonbike starten bei 3.999€