Test: Der britische Edel-Anbieter Rapha prescht in Sachen Wetterschutz nach vorn. Kann die teure Kombination aus Trikot und Hose halten, was sie uns für die Herbstsaison im Kampf gegen den Regen verspricht? Wir haben Rapha Shadow unter die Lupe genommen.
Werden unsere Sommer wirklich immer feuchter? Man muss kein Klimaforscher sein, um diesen Eindruck zu haben – einfaches Rennradfahren reicht. Da wird das Winterrad bis tief in den Mai hinein genutzt, und ohne wasserfeste Überschuhe traut man sich in der ersten Jahreshälfte nur selten aus dem Haus. Von der sperrigen Regenjacke in der Trikottasche ganz zu schweigen.
Wo feuchtes Wetter auch im Sommer zur Regel wird, kann man durchaus einmal über Alternativen zur Kombination aus normalem Trikot und wasserdichter Außenschicht nachdenken. Diese Verbindung birgt nämlich die bekannten Nachteile: Nur im Trikot ist einem bei wechselhaftem Wetter schnell zu kalt; naht ein Schauer, wird’s unter der Regenjacke unangenehm warm. Nicht zuletzt ist das An- und Ausziehen der Regenhülle unpraktisch – und überhaupt: Wie verfährt man, wenn es nicht regnet, aber die Straßen nass sind? Jacke an oder aus?
Rapha Shadow – teuer macht neugierig
Ein Set aus Trikot und Hose, das solche Überlegungen überflüssig macht, kommt von Rapha. Unter dem Namen „Pro Team Shadow“ bieten die Briten Bekleidung an, die schon alleine aufgrund des hohen Preises die Neugier weckt. In der Theorie klingt die Funktionsweise des neuartigen Materials überzeugend: Vor der Weiterverarbeitung wird das Garn wasserabweisend beschichtet; das daraus entstandene Gewebe wird erhitzt und zieht sich dadurch um 50 Prozent zusammen. Danach wird das Material ein weiteres Mal imprägniert. Neben der Beschichtung der Fasern ist es also auch die hohe Dichte des Materials, die für Wasserdichtigkeit sorgen soll.
In der Tat fühlt sich der Shadow-Stoff gerade für eine Radhose recht ungewohnt an – glatt, fest und nicht extrem elastisch, in etwa so, wie man es von einer Softshell-Jacke kennt. Die Innenseite wiederum ist angenehm weich, was natürlich auch dem Tragekomfort zugutekommt.
Raphas „Pro Team“-Bekleidung sitzt oben herum bekanntlich ziemlich eng; wer andere Trikots und Jacken der Marke in Größe M trägt, sollte das Shadow-Trikot in L wählen. Dann sitzt es immer noch ziemlich nah am Körper, doch man kann einen Baselayer oder ein Trikot darunter tragen. Auffällig ist, dass die bis zum Ellenbogen reichenden Ärmel etwas weiter ausfallen, was das Unterziehen von Armlingen erleichtert. In der Sitzposition auf dem Rennrad beult das Trikot vorne nicht aus, allerdings fallen Falten im Unterarmbereich und an der Brust auf, die aber nicht stören. Der breite Saum liegt eng an, was gerade bei Kälte sehr angenehm ist.
Rapha Shadow – nass-kalt oder feucht-warm?
Wir probierten das Set aus Hose und Trikot an mehreren Tagen mit nasskaltem (7 °C) bis feuchtwarmem (22 °C) Wetter aus und kämpften und durch teilweise extreme Niederschläge, gemischt mit Graupel. Dabei konnten wir zunächst einmal folgendes feststellen: Raphas Shadow-Material ist in der Tat extrem wasserabweisend bis wasserdicht. Fängt es zu regnen an, kann man sehr schön beobachten, wie das Wasser abperlt; ist man stärker benetzt, reicht es, sich etwas zu schütteln, um die Tropfen loszuwerden. Irgendwann ist man dann von außen vollständig nass, dennoch dringt auch bei starker Beregnung so gut wie kein Wasser nach innen durch – mit folgenden kleinen Einschränkungen: Überall dort, wo an der Außenseite des Materials gerieben wird, kann Wasser einen Weg hinein finden; das betrifft beispielsweise Faltenbildung im Schritt oder der Bereich des Sitzpolsters. Außerdem sind nur die Nähte an Brust und Schultern von innen versiegelt, was ebenfalls dazu führt, dass Feuchtigkeit eindringen kann. Dies geschieht jedoch nur in recht geringem Maße; insgesamt bleibt man so trocken, wie es beim Radfahren nur möglich ist. Anzuraten ist aber, zumindest mit einem „Ass Saver“ am Sattel zu fahren. Das aufspritzende Wasser-Dreck-Gemisch dringt nämlich tief ins Sitzpolster ein, was nicht nur unangenehm, sondern auch eher unhygienisch ist.
Wie gut das Shadow-Set funktioniert, spürt man vor allem, wenn man es mit herkömmlichen Armlingen und Beinlingen kombiniert – die haben sich nämlich in kürzester Zeit vollgesogen, und dann können gerade die Arme stark auskühlen. Rapha hat aber inzwischen diverse Accessoires aus dem Shadow-Material nachgeliefert; nun sind unter anderem Arm- und Beinlinge verfügbar, mit denen auch die Extremitäten wasserdicht verpackt sind.
Sehr angenehm ist auch, dass feuchte Stellen ziemlich schnell wieder abtrocknen, jedenfalls, wenn es nicht zu kalt ist. Bei Temperaturen deutlich unter 10 °C sind Hose wie Trikot übrigens angenehm warm – logisch, sind beide doch absolut winddicht und innen leicht angeraut, außerdem kann man ja ein wärmendes Trikot drunterziehen.
Bei schwülem Wetter stellt sich dann heraus, dass die Rapha Shadow-Kollektion nicht übermäßig schweißtreibend ist, anders als etwa die erste Version des Rapha Pro Team Softshell Jacket. Wer das Trikot direkt auf der Haut trägt, fühlt sich auch bei 20 °C nicht wie in der Sauna, zumal der sehr leichtgängige Reißverschluss eine einfache Regulierung der Luftzufuhr erlaubt.
Rapha-typisch ist das Trikot mit drei nicht allzu großen Rückentaschen und einer kleinen Tasche mit Reißverschluss ausgestattet. Die Taschen sind mit Ösen ausgestattet, durch die Wasser ablaufen kann – bevor das passiert, muss es aber wirklich extrem stark regnen.
Trikot 280 Euro, Trägerhose 335 Euro – Raphas Shadow-Kombi kostet richtig viel. Dafür wird in Sachen Wetterschutz eine Menge geboten. Die Investition lohnt sich für jene Radsportler, die bei wechselhaftem Wetter nicht mit Regenjacke und Überhose hantieren wollen, denn beides kann mit Rapha Shadow definitiv zuhause bleiben. Ohnehin ist das Trikot eher als durchaus warme, regenfeste Jacke zu betrachten – jedenfalls, sobald die passenden Armlinge erhältlich sind. Dann relativiert sich auch der Preis. Die Hose wiederum macht eine zusätzliche Winterhose überflüssig, da sie dank des winddichten Materials auch bei Kälte warm hält.
Am Ende wünscht man sich nur, zumindest das Trikot in einer etwas auffälligeren Farbe zu bekommen, denn was für das Team Sky im Rennen gut sein mag, ist im Straßenverkehr bei schlechter Sicht eher unpraktisch. Doch ein rotes Trikot könnte man wohl kaum „Shadow“ nennen…
Fazit Rapha Shadow
Raphas Shadow-Kombi ist weitgehend wasserfest, dabei bei Kälte angenehm warm und bei schwülem Wetter nicht schweißtreibend. Dass hier und da etwas Wasser eindringt, kann man verschmerzen – weh tut nur der stolze Preis.
Produkt-Highlights
- Fast komplett wasserfest
- Über einen großen Temperaturbereich tragbar, winddicht
- Bei warmem Wetter stark atmungsaktiv
Preise und Web
- Trikot 280 €
- Trägerhose 335 €
- www.rapha.cc