Lifestyle: Nina Schwab repräsentiert den modernen Typ der Mountainbikerin. Als Mitglied der Velochicks und Teilnehmerin bei Enduro One Rennen ist die Wienerin national und international viel mit dem Mountainbike unterwegs. Im österreichischen Serfaus-Fiss-Ladis nahm die ambitionierte Riderin kürzlich an einem Camp für Bikerinnen teil. In einem Interview plaudert Nina Schwab über ihre Vorlieben beim Biken, die Vorteile eines Camps sowie das Fahren in der Gruppe.
Wie bist du überhaupt zum Biken gekommen?
Mit dem Mountainbiken habe ich erst sehr spät begonnen – und zwar auf Bali. Ich war zum Surfen im Chillhouse in Canggu und wir hatten ein paar Tage keine gescheiten Wellen. Es wurden aber auch Mountainbike Touren angeboten, also habe ich mich einfach für eine angemeldet. Das Gefühl auf dem Trail war so irre, dass ich am nächsten Tag gleich noch mal das Surfbrett gegen ein Fully eingetauscht habe. Wieder zu Hause war ich schneller im Radladen und mit meinem „Stumpjumper“ wieder heraus, als ich schauen konnte. Ich habe mich dann auch gleich bei meinem jetzigen Verein, den ‚Velochicks‘, angemeldet. Das war vor zweieinhalb Jahren. Seitdem bin ich viel mit dem Mountainbike unterwegs und fahre bei der ‚Enduro One‘ Serie mit.
Warum gehst du gerne in den Alpen biken?
Die Alpen sind für mich einfach das beste Mountainbike Revier in Europa. Mal ganz davon abgesehen, dass es von unserer Wahlheimat Wien aus leicht erreichbar ist. Je nachdem, was man vorhat, bietet es einfach extrem viele Möglichkeiten. Jedes Gebiet hat seine Eigenheit und Schönheit. Ich bin gerne vor oder nach der Arbeit auf den Trails unterwegs. Eine feine Abwechslung nach einem Tag vor dem Computer.
Wie haben dir die vier Tage in Serfaus-Fiss-Ladis gefallen?
„Isch lei oans!“, wie mein Tiroler Kollege sagen würde. Übersetzt heißt das so viel wie „es war einzigartig“. Einfach eine wunderschöne Gegend, in der wir sehr freundlich und entspannt empfangen worden sind. Wir hatten auch das Gefühl, dass die Infrastruktur gut auf Mountainbiker eingestellt ist. Kleine Details, wie der Abstellraum mit Werkzeug und der Wäscheservice im Hotel, sind uns besonders positiv aufgefallen. Kulinarisch gesehen hatten wir auf der Hög Alm ein weiteres Highlight, mit einem tollen Blick auf die umliegende Bergwelt.
Welche Strecken haben dir am meisten gefallen und warum?
Wir haben uns jeden Morgen im Bikepark ‚eingefahren‘. Zum Aufwachen ging es auf dem blauen „Milky Way“ oder dem roten „Supernatural“ sehr flowig bergab. Es gibt am Weg kleine Sprünge, Bodenwellen und sehr gut geshapte Anlieger. Die Beschaffenheit ist ideal, um die richtige Kurventechnik und das ‚leicht machen‘ am Trail zu üben. Die anderen Strecken im Park lassen sich nach Lust und Laune gut miteinander kombinieren. Ein Highlight waren auch die Tables und Drops in der Nähe der Talstation – ein bisschen Airtime darf natürlich nicht fehlen! Von den Trails hat mir der Frommestrail am Besten gefallen. Er startet auf ca. 2.500m und schlängelt sich dann an Speicherseen und über kleine Hügel entlang. Später geht es dann über flowige Serpentinen und ein paar knackige Wurzelpassagen ins Tal. Einfach Top!
Stehst du eher auf angsteinflößende Tracks oder flowige Trails und warum?
Die Mischung macht’s, aber für mich darf es ruhig etwas abenteuerlicher sein! Ich liebe Herausforderungen und versuche immer, meine Grenzen ein wenig auszuloten. Schwierige Stellen probiere ich immer wieder, bis es irgendwann klappt. Das ist einfach das Beste! Durch das Anschauen und die Wiederholungen lernt man die richtige Linie zu finden. Und die Erfolgserlebnisse stärken das Selbstvertrauen.
Nina Schwab: „Mal mit einem „richtigen“ Enduro fahren“
Mit welchem Bike warst du am Camp-Wochenende unterwegs und warum hast du dich für ein solches Bike entschieden?
Ich war mit meinem eigenen Bike, einem Specialized Stumpjumper FSR Comp EVO 29, unterwegs. Aber ich wollte beim Camp unbedingt auch mal mit einem ‚richtigen‘ Enduro fahren. Vor Ort war unser Guide und 7-fache deutsche Meisterin im Downhill Antje Kramer so nett, mit mir das Rad zu tauschen. Somit konnte ich auf dem Frommestrail das Liv Hail Advanced 0 testen. Ich war extrem beeindruckt, wie einfach und kontrolliert sich das Hail über verblockte Stellen, Wurzeln und durch enge Kurven manövrieren lässt. Ein absolutes Traumbike und schwer wieder herzugeben.
Was hast du aus dem Camp Bike-technisch und persönlich mitgenommen?
Wir hatten beim Camp einfach eine mega Truppe, die sich gegenseitig motiviert und gepusht hat. Die Chemie hat gepasst und wir hatten einen riesen Spaß. Selbst bei Regen und 200 Höhenmetern Hike-a-Bike ging es danach mit einem Grinsen bergab. Unsere Guides haben uns während des Fahrens viele wertvolle Tipps gegeben. Technisch habe ich daher einiges an Selbstvertrauen mitgenommen, speziell für die etwas ruppigeren Passagen und höheren Sprünge.
Inwiefern ist es wichtig, dass solche Camps für Bikerinnen angeboten werden?
Ich glaube, dass es wichtig ist solche Camps anzubieten, weil es einfach eine gute Möglichkeit ist, um Mädels und Frauen für den Sport zu begeistern. Dort ist es egal, wo du herkommst, wie alt du bist oder was du beruflich machst. Das gemeinsame Ziel ist es, eine super Zeit am Rad zu haben und sein Können zu verbessern. Und das Ganze ohne Druck. Die Camps zeichnen sich durch ein hohes Wohlfühllevel aus und man entscheidet selbst, in welche Könnensstufe man sich einordnet. Man sieht, dass auch andere mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben und versucht kleine Barrieren gemeinsam zu überwinden. In der Gruppe – und mit der richtigen Anleitung – probiert man auch mal Dinge, die man sich vorher vielleicht nicht zugetraut hätte.
Warum nimmst du an Camps oder Workshops für Frauen teil?
Warum nicht?! Die Camps sind extrem vielseitig. Man fährt mit erfahrenen Guides, die alle eine Vorbildfunktion übernehmen und viel Erfahrung in dem Sport haben. Das motiviert zusätzlich und pusht ungemein. Bei den Workshops kann man sich aussuchen, was einen persönlich interessiert. Entweder man lernt z.B. wie man seine Dämpfer richtig einstellt oder was man im Bereich der Sportfotografie beachten muss – oder einfach beides.
Worin unterscheiden sich reine Frauengruppen von gemischten Gruppen, wenn du sonst unterwegs bist? Findest du es besser in Frauengruppen?
Ich würde sagen, dabei kommt es sehr darauf an, mit welchen Leuten man unterwegs ist. Ich finde die Ausfahrten mit den Velochicks super, fahre aber genauso gerne mit Freunden in gemischten Gruppen. Da gibt es keine Unterschiede. Ich habe bei Events aber auch schon ein paar ‚Mansplaining‘-Situationen erlebt, die einfach unnötig waren. Da wundert es mich ehrlich gesagt nicht, wenn Frauen beim Biken auch mal gerne ‚unter sich‘ sind.
Hast du einen Tipp für andere Mountainbikerinnen oder die, die es noch werden wollen?
Ja, ich finde ein gescheites Grundlagen-Techniktraining für den Anfang extrem wichtig. Das bringt schnell Erfolgserlebnisse und man tut sich später leichter, wenn es ans Eingemachte geht. Ich hatte dabei sehr viel Glück mit meinen Guides und meiner Trainerin. Schaut Euch daher am Besten gleich mal um, ob es einen Verein oder Angebote wie das Women’s Camp in Eurer Region gibt. Gemeinsam macht es einfach viel mehr Spaß und man lernt schnell Leute kennen, mit denen man sich zu weiteren Ausfahrten verabreden kann. Wenn Ihr in Österreich seid, könnt Ihr gerne bei den Velochicks vorbeischauen. Wir haben Communities in Wien, Graz und Salzburg.